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Donnerstag, 15. September 2011

Pixelrausch

Canon EOS 40D | 60 mm | 1/6 s | f5 | ISO 1600



Ich bin ein großer Fan der Available Light Fotografie, das heißt:  Fotografieren mit dem vorhandenen Licht, ohne Zuhilfenahme von Blitz oder Stativ - auch wenn es eigentlich für Aufnahmen aus der Hand schon zu dunkel ist.
Das bedeutet folgerichtig: der ISO-Wert an der Kamera muss erhöht werden.
Die meisten Fotografen bekommen dabei ein schmerzverzerrtes Gesicht. Oh, das Bildrauschen!!! Ja, das Bildrauschen... Ich kann die Reaktion verstehen, aber es ist an der Zeit, mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen.

Richtig ist: hoher ISO-Wert bedeutet stärkeres Bildrauschen. Aber wie stark das Rauschen die Bildqualität wirklich beeinträchtigt, hängt von mehreren Faktoren ab.

  1. Ein verwackeltes Foto mit ISO 100 ist meist schlechter als ein scharfes, das mit ISO 1600 aufgenommen wurde. Meine These lautet daher: die meisten Fotos scheitern eher durch einen Fehler beim Fotografieren, als an einem Technikproblem.
  2. Das Motiv (Bildinhalt) spielt eine Rolle bei der Frage, ob Unschärfe/Rauschen auch mal sichtbar sein dürfen (und natürlich auch der persönliche Geschmack).
  3. Auf technischer Ebene kann man die ISO-Rausch-Regel nicht verallgemeinern: Es kommt auf den Kameratyp und den Sensor in der Kamera an, ob man mit ISO 800 und mehr noch ordentliche Bilder bekommt.
  4. Die Zeit steht nicht still: Es kommt auf die Kamerageneration an. Eine Kamera, die fünf Jahre alt ist, erzeugt i.d.R. stärkeres Bildrauschen als ihre Nachfolgermodelle. 
Vor einigen Tagen war ich bei der BSW-Fotogruppe in München zu Gast, wo  am Ende des Themenabends (Available Light) die Gelegenheit bestand, mit mehreren Kameras unterschiedlichster Hersteller ein und dasselbe Motiv unter einer vorgegebenen Lichtsituation aufzunehmen. Wer meine Bücher gelesen hat, kennt die Aufgabe: fotografiere ein Motiv mit unterschiedlichen ISO-Einstellungen. So kann man sich selbst einen Eindruck davon  verschaffen, wie stark die Bilder wirklich rauschen. Das Ergebnis mit meinen beiden Kameras sieht so aus. Klicken Sie auf die Motive, um eine größere Ansicht zu erhalten.


EOS 5D (Vollformat) ISO 400 | 800 | 1600 | 3200 (H)
EOS 7D: ISO 400 - 800 - 1600 - 3200 - 6400

Wo ich dem Vollformatsensor der 5D mehr zugetraut hatte, sieht man im Vergleich einen deutlichen Unterschied im Rauschen zwischen den einzelnen Stufen, während es bei der 7D nur bei ISO 6400 einen ganz deutlichen Unterschied gibt. Manchmal scheint das Rauschen bei ISO 800 geringer zu sein als bei ISO 400.

Die Bilder hier im Blog sind verkleinert, aber auch bei der 100%-Ansicht der Originalaufnahmen ist nicht immer ganz eindeutig auszumachen, wo das Rauschen stärker wird. Nun gut, wir waren nicht im Testlabor. Aber meine Fotos entstehen ja normalerweise auch "in freier Wildbahn"... 😉

Canon EOS 40D | 45 mm | 1/5 s | f5 | ISO 1600
Fokus auf die Spiegelung in der Pfütze




Keine meiner Kameras konnte verhindern, dass ich bei der Aufnahme gewackelt - verwackelt - habe. Mal ist es bei ISO 400, mal bei ISO 800 passiert. Beim nächsten Test nehme ich gerne das Stativ, um diesen Unsicherheitsfaktor auszuschließen. Unabhängig davon bleibt für mich unterm Strich folgende Erkenntnis:
  1. Fotografieren aus der Hand mit hohem ISO ist eine gute Option, oft ist die Angst vor dem Rauschen größer, als der reale "Schaden" am Bild.
  2. Die neue Kamerageneration konnte mich am Ende doch überzeugen, obwohl der Sensor kleiner ist, und ziemlich viele Pixel darauf untergebracht sind.
zu (1) bleibt relativierend zu sagen: viele Bildagenturen nehmen (noch) keine Bilder an, die mit ISO-Werten ab 400 aufgenommen sind, also auf den Zweck achten...

Natürlich wäre es schön, wenn man gar kein Rauschen sähe. Irgendwann wird das von der Kameraindustrie sicher auch geliefert. Aber bis es so weit ist, hätte ich als Empfehlung noch anzubieten:  "mach einen zweiten Schuss". Oft ist man bei der ersten Aufnahme unkonzentriert, steht nicht stabil und das Foto wird deshalb unscharf. Wenn die Situation eine zweite Aufnahme zulässt, gelingt das nachfolgende Bild: Entweder kann man die Belichtungszeit noch verändern oder man ist einfach konzentrierter.

Über dieses Thema gibt es noch viel zu sagen, aber ich lasse es an dieser Stelle erst mal gut sein. Klar ist für mich, dass ich weiterhin bis an die maximale ISO-Grenze gehen werde, bevor ich auf die Möglichkeit einer Aufnahme verzichte. Und ich werde vor allem darauf achten, nicht zu (ver)wackeln, egal mit welchem ISO und welcher Kamera.

Ich hoffe, dass ich von den Testreihen der BSW'ler noch einige Beispiele zugeschickt bekomme, dann stelle ich sie hier gerne zum Vergleich ein!

1 Kommentar:

  1. Ja, die Rauschangst :-) Vielleicht kommt das von den ganzen Test, wo die Pixelzähler die Bilder bis zum Maximumum vergrößern, damit man jedes noch so kleine Rauschen auch wirklich gut sieht. Ich finde ein bisschen Rauschen auch nicht schlimm. Wenn's Bild ansonsten passt. Und richtig: Digitale Spiegelreflexfotografie habe ich mit einer Pentax K100D angefangen (die ist schön rauscharm, aber ab 1600 wurde es doch etwas lästig). Jetzt fotografiere ich seit einiger Zeit mit der neuesten Pentax. 6400 liefert hier noch rauscharme Bilder Bilder - ich frage mich, wo der Chip das ganze Licht her nimmt. Wenn ich denke, wie ich früher die 400er auf 1600 gepusht habe, dann ist das heute ein Traum, was da raus kommt.

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