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Montag, 24. Oktober 2011

Fotoclub - ja oder nein?

Es liest sich fast wie ein Märchen: Als ich zum ersten Mal an einem Fotoclub-Abend teilnahm, gab es noch keine Digitalkameras und niemand besaß ein Mobiltelefon. Wer einen eigenen PC zu Hause hatte (Festplattenkapazität 40 MB) war extrem fortschrittlich. Die Kollegen hatten meist um 16 oder 17 Uhr Feierabend, manche mussten bis 18 Uhr arbeiten, aber dann ging es los. Man schaute sich Dias an, oder mitgebrachte Papier-Abzüge. In der clubeigenen Dunkelkammer konnte man Filme und Bilder entwickeln, und es gab immer wieder interessante Vorträge, Kurse und Veranstaltungen.

Heute hat der Beamer den Diaprojektor verdrängt, und die Zahl der Dunkelkammernutzer geht gegen Null. Die Terminkalender der Clubmitglieder sind proppevoll. Schwierig ist es geworden, zehn Leute zur gleichen Zeit an den gleichen Ort zu bekommen. Stattdessen sind die meisten stets mobil vernetzt, tauschen kryptische Informationen per SMS aus, oder kommunizieren via fotocommunity oder Facebook. 

Ist der Fotoclub ein Auslaufmodell?

Ich würde sagen Nein.
Die meisten Fotoclubs sind heute im Internet präsent. Der Wechsel zur digitalen Fotografie, die vor zehn Jahren noch für große Diskussionen sorgte, ist inzwischen vollzogen. Anstelle der Dunkelkammer (oder als Ergänzung) gibt es einen PC und Photoshop-Kurse. Einige Clubs verfügen über eine umfangreiche Studio-Ausstattung, die man als Mitglied kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr für eigene Shootings nutzen kann.
Bildbesprechungen und interne Wettbewerbe sind absolut wertvoll, um die eigenen Bildergebnisse realistisch einzuschätzen. Beim gemeinsamen Fotografieren kann man sich von den erfahrenen Fotografen Tipps holen, und sich gegenseitig inspirieren. Und nicht zuletzt gibt es in den meisten Clubs auch eine Jahresausstellung der besten Bilder oder gar einen gemeinsamen Foto-Kalender.


Wer fotografieren lernen will, muss "dran bleiben". 
Auch wenn einige Kursanbieter in ihren Werbetexten glauben machen wollen, dass man als Einsteiger nach einem vierstündigen Crashkurs fotografieren kann: es ist allein die Erfahrung, die aus einem guten einen sehr guten Fotografen macht. Und so leid es mir tut: Erfahrungen kann jede(r) nur selber machen. Es ist wie beim Autofahren: Wer nie fährt, bleibt immer unsicher.

Also: man sollte regelmäßig fotografieren, man braucht aber auch Feedback zu den eigenen Bildern. Alleine ist das oft schwer, besser geht es in einer Gruppe von Gleichgesinnten. Natürlich muss die Chemie stimmen, wenn man sich von Angesicht zu Angesicht trifft, und dann auch noch über die heiß geliebten Bilder diskutiert. Dass der Wunsch zum persönlichen Austausch groß ist, lässt sich daran ablesen, dass es regelmäßige fotocommunity-Stammtische gibt. Auch die noch junge Gruppe PHOTOWALKINGMUNICH, die sich überwiegend über flickr und facebook organisiert, trifft sich am 5. November 2011 zum Ersten offenen Stammtisch mit Bildbesprechung.

Auch die "historisch gewachsenen" Fotoclubs haben im Digitalzeitalter klare Vorteile: häufig gibt es eigene Clubräume. Von den Mitgliedsbeiträgen werden oft Geräte zur gemeinsamen Nutzung angeschafft: Studioausstattung, PC, Software, Beamer oder 3D-Kameras, die man sich selbst vielleicht nicht zulegen würde, aber auf diesem Weg einmal ausleihen und ausprobieren kann. Viele Vereine organisieren zudem für ihre Mitglieder Workshops mit internen und externen Dozenten. Manchmal ist es auch möglich, bei der Jurierung der internen Fotowettbewerbe anwesend zu sein. Alles in allem würde ich also sagen: Daumen hoch für den Fotoclub. 👍

Wenn Sie keinen finden, der Ihnen gefällt, dann gründen Sie einen eigenen - oder einfach eine Fotogruppe, die sich gerne trifft. Denken Sie daran, dass das Organisieren auch Arbeit mit sich bringt. Sie wollten ja eigentlich fotografieren, nicht organisieren... 😉

Fotoclubs in Ihrer Stadt finden Sie am besten über Google, denn nicht alle sind im Deutschen Verband für Fotografie (DVF) organisiert. Hier geht's zur Übersicht für Bayern.

Kommentare erwünscht!
Was ist Ihre Meinung zu Fotoclubs, Fotostammtischen oder offenen Fotogruppen?
Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

(Beiträge werden im Laufe des nächsten Tages freigeschaltet)

4 Kommentare:

  1. Ich bin seit etwa einem Jahr in einem Fotoclub (Fotoclub Fischerinsel Berlin) und möchte es nicht mehr missen.
    Auch wenn ich sonst viel online unterwegs bin, hat der persönliche Kontakt doch einfach eine andere Qualität.
    Man trifft sich mit dem Club oder auch nur einzelnen Mitgliedern für Fototouren oder auf was man sonst so Lust hat.

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  2. Kann man so nicht sagen. Es gibt viele gute Fotoclubs aus denen viele gute Fotografen kommen. Es gibt aber noch mehr schlechte Fotoclubs, die nicht "aus den Puschen" kommen und eigentlich nur ihr Bier trinken, Urlaubsfotos anschauen, einen Quartalswettbewerb machen und Bildansichten haben wir vor 30 Jahren. Das Problem ist für den Interessenten, dass er lange suchen muss, bis er einen guten Club findet. Und der ist meist nicht in seinem Umkreis :-)

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  3. ein schwieriges Thema...!
    Der PWM hatte für mich den tollen Vorteil, dass man einen leichten Tritt in den Hintern bekam um rauszugehen und zu fotografieren.
    Der Fotoclub hat den Vorteil, dass man sich in Ruhe mal Zeit nimmt Themen zu besprechen (Bei uns OHNE Bier!). Optimal wäre die Kombination - die gibt es aber beim PWM auf Grund der Größe leider nicht mehr...
    Ich persönlich werde mich 2012 mehr auf den Fotoclub und kleine Fotoexkursionen fokusieren. Die 50 Leute beim PWM bringen mir weder Austausch noch Motivation. Schad' drum!
    lg oli

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  4. @Detlev: stimmt, solche Club-Erfahrungen hatte ich anfangs auch > ich habe dann angefangen, im Club nach den Leuten zu suchen, die was anderes machen wollten. Und: es gab sie tatsächlich! Die Vereinsvorsitzenden haben mich dabei sogar unterstützt. Am Ende hatte ich das Amt dann selber inne... Und eine Zeitlang hat es mir auch richtig Spaß gemacht.

    @Oli: Bei so vielen Leuten verliert man tatsächlich den Überblick. Aber wenn sich daraus gute Kleingruppen entwickeln, ist es vielleicht auch nicht verkehrt. Nicht jeder interessiert sich für dieselben Themen, die pwm-Treffen könnten dann dazu dienen, dass die Leute zusammenfinden, die sich auf irgendetwas spezialisiert haben (Natur, Street, Event.. usw.)

    @Matthias: du scheinst den richtigen Club gefunden zu haben - Glückwunsch!

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