Navigation

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Gebührenordnung für Fotografen

In den zurückliegenden Jahren habe ich miterlebt, wie sich die anfangs noch so belächelte Digitalfotografie zu einem Milliardenmarkt entwickelt hat. Erst boomte die Auflösung, dann bekam man das leidige Problem Bildrauschen in den Griff. Die Geräte werden immer intelligenter, die Automatiken besser: Heute muss man nicht mehr viel über Fotografie wissen, um tolle Bilder zu schießen. Es gibt fantastische Apps, mit denen man ganz ohne Photoshop super Effekte erzielen kann. Kameras wohin man auch schaut, vom Handy bis zur Spiegelreflex: es wird so viel fotografiert wie nie zuvor, die Actioncams sind gerade im Kommen.  

1,8 Milliarden Fotos werden täglich weltweit in die sozialen Netzwerke hochgeladen.


Beste Aussichten also, wenn man in dieser Branche tätig ist?
Ja und Nein. Die Entwicklung hat Schattenseiten. Fotos sind Massenware, nicht jeder kann fotografieren, aber jeder tut es. Die alteingesessenen Fotostudios, die den Sprung in die digitale Welt nicht mitgemacht haben, sind als erste verschwunden. Kleine Fotogeschäfte sind ihnen gefolgt, Kameras werden online gekauft. Es gibt mehr Fotografen als Hochzeiten oder Produkte die es zu fotografieren gäbe. Die Grenze zwischen Profi und ambitioniertem Amateur ist nahezu verschwunden. Darüber kann man jammern oder die Schultern zucken: Es wird immer Leute geben, die vom Fotografieren leben können und andere, denen der Wettbewerb zu hart ist. Survival of the fittest - wer sich am besten an den Markt anpasst, oder eine exklusive Nische findet, wird sich behaupten können.

Es gibt noch einen ganz anderen Nebeneffekt des massenhaften Fotografierens, den Profis als erste spüren. Er wird auch Amateure und vielleicht sogar ahnungslose Privatleute in den nächsten Jahren beschäftigen. Fotografieren verboten, heißt es inzwischen vielerorts. Das Geknippse nervt, aber das ist nicht das Einzige. Man hat inzwischen erkannt, dass die Fotobegeisterten bereit sind, Geld dafür zu bezahlen, dass man sie fotografieren lässt. 

Professionelle Veranstalter wie ich müssen diese Gebühren nun auf die Kurspreise aufschlagen. Nicht inbegriffen sind die Veröffentlichungsrechte, die später noch einmal extra zu Buche schlagen. Die Orte, wo man noch frei nach Herzenslust fotografieren kann, werden weniger.

Wird uns ein findiger Uber eine App verkaufen, die automatisch eine Warnmeldung ausgibt, wenn wir das Handy oder eine WLAN-fähige Kamera auf ein Gebäude richten: Wenn Sie dieses Motiv fotografieren, werden 25 EUR Lizenzgebühr fällig. Mit dem Drücken des Auslösers bestätigen Sie die Abbuchung von Ihrem Konto. Und wenn wir das Foto ins Netz laden, kommt gleich die nächste Meldung: Möchten Sie Ihr Guthaben aufladen? Die Upload-Gebühr für dieses Motiv beträgt... Natürlich gehen 0,1% der Gebühren an den App-Anbieter. Danke für die Warnung und danke, dass es so einfach ist...?

Was also werden wir tun, was werde ich tun, wenn wir bei jedem zweiten Fotomotiv zur Kasse gebeten werden?

Scheiß drauf, die müssen uns erst mal erwischen,
sagen die einen.

Wir fotografieren es nicht mehr, sagen die anderen.

Und jetzt wird es wirklich spannend: Wenn Fotografieren nicht mehr erwünscht ist, womit beschäftigen sich all die Kreativen? Worauf richten sie ihre Kameras? Ich bin sicher, dass mir da etwas sehr Interessantes einfallen wird.

Vor zwei Jahren hatte ich die Facebook-Gruppe "Ein Herz für Fotografen" ins Leben gerufen, die vor sich hindümpelt. Vielleicht wird das in den nächsten zwei Jahren anders? Momentan ist es wohl noch ein lokales Phänomen, das vor allem Fotografen in großen Städten betrifft. Wäre es eine gute Sache, ein Label zu entwickeln für Orte und Veranstalter, die sich dem allgemeinen Trend Fotografenabzocke widersetzen. Oder ist das alles Panikmache? Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

Ein Positivbeispiel gab es damals. Vielleicht habt ihr auch so etwas - oder Warnmeldungen: Welche Locations sollte man eher meiden? Ich sammle alles.

Ich freue mich auf Kommentare.

5 Kommentare:

  1. In BW sind in staatlichen Burgen, Schlössern und Museen für private Fotografen 3 EUR für die Fotografiererlaubnis pro Tag fällig. Dafür darf ich dann auch mit Blitz (soweit keine wertvollen Kunstwerke an den Wänden sind) - nur leider ohne Stativ. Zur Kenntlichmachung der bezahlenden Fotografen gibts einen Sticker für die Kleidung ... Liest sich im neuen Schloss Mehrspurig dann so "FOTOGRAFIEREN
    Im Neuen Schloss Meersburg ist das Fotografieren – nach dem Erwerb einer Fotografier-Erlaubnis – mit Blitz und ohne Stativ für private Zwecke gestattet. Eine Fotografier-Erlaubnis kann für 3 € erworben werden."
    Den Preis find ich in Ordnung, und Fotografen, die nicht bezahlt haben werden "angesprochen" ...

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank.
    Eine Gebühr von 3,- EUR pro Tag kann sicher jeder verschmerzen. Was aber, wenn es sich um deutlich höhere Beträge handelt? Es wird auch immer zwischen privaten und kommerziellen Zwecken unterschieden, und darüber sind sich viele nicht wirklich klar. Privat heißt: das Foto darf (streng genommen) nicht veröffentlicht werden. Bei Privatleuten drücken die meisten Organisationen noch ein Auge zu, auch wenn die Fotos anschließend im Web landen. Aber das ist bereits eine Veröffentlichung. Wenn der Privatmann nebenbei als Hochzeitsfotograf auftritt, verschwimmen die Grenzen: Was ist privat, was dient als "Eigenwerbung"?

    @Lutz: Panoramafreiheit ist klar. Ich weiß nicht, ob du als reiner Amateur unterwegs bist und nur privat fotografierst, dann ist diese Diskussion für dich tatsächlich erst mal beendet. Für Leute wie mich, die letztendlich von ihren Bildern leben, ist es eine Diskussion. Natürlich versuche ich im Rahmen der Panoramafreiheit möglichst interessante und kreative Bilder zu machen. Als Fotograf weißt du sicher auch, dass man die "ungewöhnlichen Ansichten" nicht immer aus der 0815-Perspektive bekommt. Schlossparks, Zoos, U-Bahnhöfe: Dort gilt das Hausrecht. Klar, man kann nicht mehr hingehen oder die Kröte schlucken: Der Aufwand, der im professionellen Bereich für Recherche, die schriftliche Rechteklärung und die fälligen Gebühren ansteht, ist heutzutage enorm.

    AntwortenLöschen
  3. Was bin ich froh, dass ich einerseits in einem vergleichsweise kleinem beschaulichen Ort wohne, wo solche Trends erst Jahre später aufschlagen. Der hat dazu noch den Vorteil, dass ich inzwischen bekannt bin und oft angesprochen werde, ob ich nicht zu dieser oder jener Veranstaltung kommen könnte um Fotos zu machen.
    Andererseits, leben könnte ich von dieser Art Fotografie hier nicht.

    AntwortenLöschen
  4. Panoramafreiheit ist kostenfrei für privat fotografierende Amateure, wenn es jedoch in das Gebäude geht sind Gebühren bis 5,-- € noch akzeptabel. Was darüber hinausgeht bedeutet doch wohl, privat Fotografierer bleib bitte weg, Du störst hier nur. Oft sind wir auch Kunden und Amateurfotografen und sollten deshalb diese Häuser und Orte grundsätzlich meiden. In beiden Funktion - Kunde und Fotograf.
    wol-bar

    AntwortenLöschen
  5. Ich habe den Artikel jetzt erst gesehen.. Obwohl er schon älter ist hat er mir sehr geholfen... Ich wollte dieses Jahr einen Fotografie Urlaub in der Umgegend unseres Hotel Brixen machen und war mir unsicher was, wie verbreitet werden darf:) DANKE dafür:)

    AntwortenLöschen

Bitte nach oben scrollen, um vorherige Kommentare zu lesen.

Neue Kommentare werden moderiert, um Spam und Werbung zu vermeiden. Deshalb kann es ein paar Stunden dauern, bis der Beitrag veröffentlicht wird. Vielen Dank für Ihr/Dein Verständnis.