Wir leben in einer Welt, in der es zunehmend kriegerisch und ungerecht zugeht und das leider schon seit Jahren. Man muss entweder ziemlich ignorant, abgebrüht oder extrem ausgeglichen sein, um sich eine durchschnittliche Nachrichtensendung anzuschauen. Ratloses Schulterzucken kann man sich leisten, so lange man persönlich (noch) nicht betroffen ist. Es stellt sich immer mehr die Frage, welche Haltung wir gegenüber den äußeren Ereignissen einnehmen wollen. Als ich das Interview mit Günter Spitzing führte, bewegte sich das Gespräch in eine Richtung, bei der wir das Thema Fotografie verließen.
Der Günter Spitzing von heute engagiert sich für ganz andere Themen. Dennoch bedient er sich weiterhin der Fotografie. Warum und wie: hier erzählt er davon. Vielleicht ist dieser Teil der Interviewserie auch eine Inspiration für andere, die nach Wegen suchen, ihrer fotografischen Arbeit - oder ihrem Leben - eine tiefere Bedeutung zu verleihen.
Herr Spitzing, Sie haben an der Universität Hamburg Sprache und Kultur Indonesiens, sowie
Religionswissenschaft und Ethnologie studiert und das Studium 1989 (im Alter
von 58 Jahren!) mit einer Magisterarbeit abgeschlossen. Schon 1981 haben Sie
begonnen, Bücher über südastasiatische und griechische Kulturen und Religionen
zu schreiben.
Wann begann Ihr
Interesse an der asiatischen Kultur, was war der Auslöser?
GS: Ich habe mich merkwürdigerweise von frühester Kindheit für fremde Völker
und Kulturen interessiert. Im Haus des oben erwähnten Onkels hingen zwei
japanische Farbholzschnitte, die mich fasziniert haben. Ich war noch in der
Grundschule, da begann ich schon das
Lindenmuseum in Stuttgart zu besuchen.
Was fasziniert Sie an diesen Themen?