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Dienstag, 27. August 2019

Auf Schatzsuche: Lightroom im Stresstest

Durch die Beschäftigung mit den Langzeitprojekten habe ich in letzter Zeit viel altes Bildmaterial gesichtet. Fotos, die älter als zwei Jahre sind, befinden sich bei mir auf externen Festplatten. Um sie zu sortieren und zu bearbeiten, habe ich einen eigenen Lightroom-Katalog angelegt, und das alte Material ordnerweise von den Festplatten importiert. Ich war neugierig, aber auch skeptisch, wie gut das Bildverwaltungsmodul mit dieser Aufgabe zurechtkommt. 

Wenn Sie sich mehr für das Warum hinter diesem Projekt interessieren, scrollen Sie nach unten zum Abschnitt "Die Wundertüte öffnen".




Auf den Workflow kommt es an
Nach jedem Importvorgang habe ich die Motive sofort verschlagwortet, damit ich später nicht lange nach Fotos von Baustellen, Motiven mit Wischeffekten oder Bilder von Fahrrädern suchen muss, um nur einige Beispiele zu nennen. Je mehr Begriffe man verwendet, desto detaillierter kann man später suchen.
Wenn ich zu viele alte Ordner kurz hintereinander importiert hatte, wurde Lightroom beim Erfassen der Schlagwörter zunehmend langsamer, es blieb auch einige Male stehen. Dieses Problem ließ sich durch den Neustart des Programms jedes Mal beheben. Nur einmal hatte ich zu lange gewartet: Danach hatten die zuletzt importieren Fotos falsche oder fragmentierte Schlagwörter. Im Zweifelsfall hilft hier das Entfernen der Bilder aus dem Katalog und ein Neuimport.  Beachten Sie den Unterschied zwischen Entfernen aus dem Katalog und Löschen vom Datenträger! Beim Entfernen sind die Bilder weiterhin vorhanden, sie werden nur nicht mehr im Katalog angezeigt.

Wenn Sie ein ähnliches Langzeitprojekt planen: Importieren Sie die Ordner lieber in kleinen Häppchen, laden Sie nur die Bilder, die Sie brauchen, und starten Sie das Programm zwischendurch neu.  Wichtig ist, dass sich der Lightroom-Katalog auf einer lokalen (der schnellsten) Platte auf dem PC befindet. Man kann den Katalog theoretisch auch auf einer externen Platte anlegen, aber dann dauert alles deutlich länger, und Abstürze sind vorprogrammiert. Deshalb werde ich meinen Katalog erst nach Abschluss des Projekts extern sichern, um die lokale Platte wieder freizumachen. Aktuell enthält er rund 35.000 Dateien und benötigt dafür 36 GB Speicherplatz.

Das Archiv strukturieren
Meine frühesten digitalen Archive reichen zurück bis ins Jahr 2000, Lightroom kam 2007 auf den Markt, und ich verwende es erst seit knapp zehn Jahren. Anfangs habe ich  nur JPEG-Dateien fotografiert, in der Übergangsphase habe ich mit den Konvertern der jeweiligen Kamerahersteller JPEGs oder TIFF-Dateien aus dem Kamera-RAW exportiert. Darum gibt es im Archiv viele Motive doppelt. JPEG-Dubletten kann man beim Importvorgang weglassen (abwählen).
Ich bin sehr froh, wenn ich von interessanten Motiven RAW-Dateien habe, aber auch die alten JPEGs können mit den neueren Programmversionen noch einmal ganz anders ausgearbeitet werden. Seit langem setze ich konsequent auf RAW, aber mein Smartphone macht immer noch JPEGs. Lightroom ist (m)ein "Allesfresser". Wenn Fotos schon in anderen Katalogen bearbeitet wurden, besteht die Möglichkeit, sie aus dem vorhandenen Katalog mit allen Bearbeitungen und Schlagwörtern in einen Projektordner zu importieren - das spart Bearbeitungszeit.

Die Wundertüte öffnen
Da ich eher chronologisch arbeite, verschwinden die älteren Motive nach und nach aus meinem Blickfeld. Die Langzeitprojekte sind ein gutes Mittel, um diesem allmählichen Vergessen entgegenzuwirken. Mein Langzeit-Projektordner enthält zu etwa 70% um Fotomotive, die nebenbei entstanden waren. Ich hatte phasenweise gar keine Zeit, um mich intensiver um diese privaten "Fotohobbymotive" zu kümmern. Abgesehen von einzelnen "Highlights" lagen diese Bilder immer getrennt von den anderen Motiven unter "Diverse". Ich wusste zwar immer, was ich fotografiert hatte, aber mit zunehmendem zeitlichem Abstand wird es mühsam, aus dem Gedächtnis heraus nach einzelnen Bildern oder Themenbereichen zu suchen. Wenn man sich diese Bildersammlung  im Überblick auf den Leuchttisch holt, tauchen so manche Schätze wieder auf.

Es offenbaren sich auch "notorische Wiederholungen": Motive, die ich manchmal über Jahre hinweg immer wieder fotografiert habe, oder Techniken, die bekanntermaßen zu meinen Favoriten zählen. Manchmal entsteht auch der Impuls, alte Projekte wieder aufzugreifen, oder es entwickeln sich neue Projektideen.

Experimente mit Wischeffekten (Pseudo-Bewegung)
tauchen regelmäßig in meinen Archiven auf.


























Damit ich nicht nur "im eigenen Saft koche" schaue ich mich auch gerne im Netz um. Da gibt es Seiten, auf denen ich mich sofort wie Zuhause fühle. Zwei Blogs möchte ich Ihnen heute wärmstens empfehlen, die Links finden Sie am Ende des Artikels. So schreibt Werner Pechmann in einem Artikel über seine Fotos von "Zeichen an Bäumen, mit denen Wanderwege markiert oder Bänder, mit denen Bereiche abgesperrt werden." Da entsteht sofort eine Resonanz bei mir, weil ich mich mit diesen Themen auch immer wieder beschäftigt habe. Bei mir lag der Fokus nicht auf Wanderwegmarkierungen, sondern auf den Zeichen der Waldarbeiter im nahegelegenen Staatsforst.

Erkennen Sie den Baum wieder?
Es ist derselbe wie im Foto oben.


























Viele Bilder entstehen in Momenten des Glücks,
manche halten auch Momente des Entsetzens fest.





























Beim Joggen im Perlacher Forst hatte ich sehr oft eine kleine Kamera dabei. Smartphones waren damals gerade erst im Kommen. Ob die roten Markierungen an den Bäumen K wie Krank bedeuten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind viele der Fichten-Monokulturen längst verschwunden. Wenn die Holzfäller da waren, oder wenn ein heftiger Orkan gewütet hat, verändert der Wald sein Gesicht über Nacht. Andere Prozesse verlaufen langsamer. Auch das sind für mich interessante Langzeitprojekte.

Zeichen an Bäumen: Danke @Werner für die Inspiration.

























Nach diesem Blick ins Archiv hatte ich große Lust, meine alte Joggingstrecke einmal wieder zu besuchen. Wir wohnen seit zehn Jahren in einem anderen Stadtviertel, und ich hatte den Wald seitdem nicht mehr durchwandert. Über dieses Erlebnis berichte ich ein andermal.

Alle Augenblicke
Photograpie - Literatur - Philosophie: Werner Pechmann (About)
"Für mich ist Photographie das Festhalten der vielen wunderbaren Augenblicke, die wir nahezu tagtäglich immer wieder erleben uns aber nur selten bewußt machen. [...] Ich wünsche mir  Augenblicke so festzuhalten, dass sie auch Jahre später beim Betrachten des Bildes die Gefühle im Moment der Aufnahme wieder erlebbar machen."

Inspiriert wurde ich durch:
Herr Rossi, das Glück und die Zeichen an den Bäumen
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24 notes - Onlinemagazin für Fotografie und Kultur
Hier bloggen Dieter Brehm, Natascha Cepec und Geri Baretti (About)
Die Themenvielfalt ist groß, darum verweise ich nicht auf eine einzelne Seite. Klicken Sie sich selbst durch, zum Blog geht's hier entlang


2 Kommentare:

  1. Heute hat es mir diesen wunderbaren Blogpost nochmals in meinen RSS Reader gehoben - ich vermute du hast da noch was korrigiert.
    In vielen Punkten kann ich nicht wiedersprechen - bei deiner Verwendung von Lightroom verfolge ich ein anderes Konzept.
    Ich habe EINEN Katalog mit aktuell ca. 75.000 Bildern.
    Was nicht aktuell ist (Kalenderjahr) verlagere ich auf das NAS (=externe Festplatte). Smart Previews bleiben auf dem Laptop.
    Die Strukturierung nach Projekten etc. mache ich über (Smart-)Sammlungen.
    Der Umgang mit mehreren Katalogen, Duplikaten, Export/Imports, auseinanderlaufenden Einstellungen/Keywords/etc. ist mir eher ein Risiko als ein Vorteil.
    Aber jeder hat so seinen Workflow.

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    1. Lieber Oli,
      ja, alles in einem einzigen Katalog zu verwalten hat seinen Reiz. Darüber hatte ich auch schon nachgedacht, und die Smart Previews sind eine exzellente Lösung, weil sie wenig Speicherplatz brauchen. Mehrere Kataloge sind aus den von Dir genannten Gründen ein Problem, da kann es schon vorkommen, dass es Dubletten oder keine konsequente Verschlagwortung gibt. Momentan arbeite ich in zwei Richtungen: analoge Motive aus über 30 Jahren, ein Mix von Motiven (analog/digital) aus der Übergangszeit und die ständig neu hinzukommenden Digitalen Rohdateien. Das alles in einen Katalog packen... klingt für mich noch nach einem gewagten Experiment. Als normaler Anwender greift man eher selten auf ältere oder ganz alte Archive zu, da kann man mit den Smart Previews arbeiten. Wenn so ein Gesamtkatalog ein "Arbeitskatalog" mit Direktzugriff auf die Originale sein soll, wird er zu groß. Sonderschicksal ;-)

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