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Freitag, 31. Januar 2020

Das papierlose Fotoarchiv


























Im Moment mache ich wenig/er neue Fotos, ich habe noch so viele alte. In den letzten Jahren hatte ich kein einziges analoges Fotoalbum mehr geöffnet, geschweige denn irgendwelche Dias herausgekramt. Diese Bilder waren immer da, als Erinnerungen in meinem Kopf, und "körperlich" in Form von Umzugskartons, die ich nach den letzten beiden Umzügen nicht mehr ausgepackt hatte.
Wie mehrfach berichtet laufen meine Scanner auf Hochtouren, das Analoge wird digital und die Datenmenge wächst. Gerade habe ich wieder eine externe Festplatte mit 2TB gegen ein neueres Modell mit 4TB ausgetauscht.

Das alte Archiv, das sich stets wie ein "blinder Fleck" angefühlt hatte, ist jetzt wieder Teil meines Alltags. Mit den aufgepeppten Fotomotiven blüht auch mein Gedächtnis wieder auf. Es gibt Bilder, die ich unter dem Stichwort "Supermemories" führe, weil ihr Anblick eine ganze Kaskade von Erinnerungen wachruft. Ich hätte alles einfach unbesehen in den Müll werfen, mir viel Arbeit und Zeit sparen können, aber ich bin froh, dass ich das nicht getan habe.

Sie haben keinen Scanner und wenig Zeit? Dann wählen Sie die "Quick&Dirty-Lösung": Alte Fotos einfach abfotografieren und danach wie neue Motive behandeln. Wenn Sie noch unsicher sind, was Sie mit Ihren alten Bildern machen sollen, lesen Sie weiter. 

Am Computer werden die neuen alten Bilder sauber sortiert und in Lightroom  sofort konsequent verschlagwortet. Geburtstage von Freunden und Verwandten sind typische Anlässe, bei denen man sich wünscht, man hätte die passenden Fotomotive schnell griffbereit.
Immer wenn ich den Lightroom-Katalog öffne, bearbeite ich auch gleich ein paar der fussligen Scans. Das dauert nicht so lange, wie ich befürchtet hatte. Trotzdem bleibt es ein Mammutprojekt, bewusst ohne feste "Deadline". Aber je weiter ich damit vorankomme, desto größer wird meine Motivation das Projekt abzuschließen. Auch für die Verwaltung meiner neuen digitalen Daten hat mir diese Arbeit einige Aha-Effekte beschert. 

Wer Ordnung hält, spart eine Menge Zeit!
Zeit ist heutzutage eine unserer wertvollsten "Ressourcen". Anstatt bei Instagram oder anderswo herumzusurfen, setze ich mich lieber eine halbe Stunde täglich konzentriert an meinen Scanner und füttere ihn mit Bildern. Durch diese Routine geht alles schneller, und ein Stapel Bilder sieht größer aus, als er am Ende ist. Das schlechte Gewissen, dass im Keller noch so viele Altlasten ruhten, löst sich auf.

Meine analogen Fotoabzüge hatte ich schon vor langer Zeit aus ihren voluminösen Fotoalben herausgetrennt. Dutzende von Tüten mit Bildern aus Fotoclub-Projekten stapelten sich zusätzlich. Anfangs stand ich vor dem Problem, diesen Wust an Papierbildern sinnvoll zu sortieren.
In der hintersten Ecke meines Homeoffice war noch Platz für die praktischen und preiswerten Pappschubladen, in denen Bilder bis zum Format 13x18 Platz finden. Mittlerweile sind die Fächer sorgsam beschriftet und eignen sich hervorragend zum Vorsortieren. Für größere Formate (18x24 bis 20x30) gibt es im Schreibwarenhandel Mappen mit Sortierfächern.

Immer wenn ich Zeit habe, hole ich mir eine der kleinen Schubladen. Beim Scannen erhalten die digitalen Dateien automatisch einen Dateinamen, der Aufschluss über das Jahr der Originalaufnahme gibt. Durch diese Vorbereitung kann ich die Motive chronologisch digitalisieren und in bereits vorhandene Jahresordner integrieren. Damit das klappt, muss auf der Festplatte natürlich genug Platz sein. Bei dieser Gelegenheit habe ich eine Backup-Platte, die seit fünf Jahren in Betrieb war, turnusmäßig gegen eine neue ausgetauscht.

Mit der Verschlagwortung war ich bei meinen digitalen Fotos lange nicht so konsequent, jetzt bin ich es (endlich) und hole einiges nach. Das bisschen Extrazeit beim Bildimport rechnet sich im Tagesgeschäft allemal, weil man nicht so lange suchen muss. Wo sind alle Motive in der Hauptfarbe Rot? Wann und wie oft war ich in Berlin? Wo sind die Fotos mit den Schwiegereltern? Mein Bildarchiv weiß das besser als ich selbst und liefert in Sekundenschnelle.

Digitales Durcheinander
Selbst wenn Sie Ihr (digitales) Fotohobby nur mäßig intensiv betreiben, kommen im Lauf der Zeit so viele Bilder zusammen, dass das Gedächtnis versagt. Zudem wird heutzutage parallel mit mehreren Kameras fotografiert, einerseits mit dem Smartphone, oft auch mit einer großen Kamera. Dadurch entsteht ein digitales Durcheinander, wie mir immer wieder berichtet wird.  Die Bilder sind auf verschiedenen Geräten gespeichert und werden bei späteren Bearbeitungen auch nicht mehr chronologisch angezeigt. Die Cloud ist eine Option, um wenigstens den Speicherort zu zentralisieren, und sei es nur vorübergehend. Sie ist aber keine Lösung für (sehr) große Archive. Wenn Sie mit Dateien aus mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten arbeiten, vielleicht auch noch RAW+JPEG verwenden, oder TIFF-, DNG- und EPS-Dateien haben, ist Ihr kostenloser Speicher schnell voll. Sorgen Sie deshalb für eine systematische  (lokale) Lösung, die für Sie langfristig sinnvoll ist. Der Umzug von Daten auf Geräte, die Sie neu anschaffen, ist immer ein guter Zeitpunkt für einen Neuanfang.

Archivieren mit System
Die Benutzeroberflächen moderner Programme machen es dem Anwender anfangs sehr leicht. Die Bilder werden automatisch importiert und am Bildschirm chronologisch angezeigt. Sie sind auch über verschiedene Apps oder Anwendungen ansteuerbar, also muss man sich um nichts kümmern. Wenn man die Dateien auf der Festplatte sucht, weiß man oft nicht, wo sie tatsächlich liegen. Viele Programme arbeiten mit Datenbankstrukturen, das heißt sie legen zu den Bildern zusätzliche Katalog- oder xmp-Dateien an, in denen die Bearbeitungsvorgänge zu den Motiven gespeichert werden. Deshalb ist das Sortieren oder Umstrukturieren von alten Archiven ausgesprochen riskant und nur Menschen zu empfehlen, die sich wirklich gut mit der Funktionsweise ihrer Programme auskennen.
Falls sich das Chaos schon ausgebreitet hat, ziehen Sie einen Schlussstrich. Legen Sie ein neues zentrales Archiv an, in dem Sie alle neuen Bilder speichern und machen Sie von dort regelmäßige Backups.

Meine Archivstruktur ist primär chronologisch,
aber das ist Geschmackssache.

Wenn Sie mit Bildverwaltungsprogrammen arbeiten, verschieben Sie im Windows Explorer oder Finder (Mac) keinesfalls Dateien und benennen Sie dort nichts um. Verwenden Sie nur die Funktionen innerhalb der Programmoberfläche.




Workflow - Langfristig denken
Die oben erwähnte Verschlagwortung, die ich in Lightroom vornehme, könnte verlorengehen, wenn ich dieses Programm eines Tages nicht mehr verwende. Das gilt auch für mühevolle Bearbeitungen. Als Vorsichtsmaßnahme ist es deshalb sinnvoll, die fertigen Fotos als neue Dateien mitsamt den dazugehörigen "Metadaten" - also auch den Schlagwörtern - zu exportieren. Die Schlagwörter, die Sie den Fotos zugeordnet haben, sind anschließend auch in Windows sichtbar und können von vielen anderen Programmen ausgelesen werden.

Gescannte Motive sind oft verstaubt und verkratzt. Diese Originale braucht niemand, weder als Dia noch als "Original-Scan", der bei mir im TIFF-Format vorliegt. Diese Dateien beanspruchen sehr viel Speicherplatz, sind aber nötig, um beim Bearbeiten mehr Spielraum zu haben. Nach der Bearbeitung exportiere ich die Dateien. Hier hat man die Auswahl zwischen verschiedenen Formaten: Beim DNG (digitales Negativ) ist die Datenmenge höher als beim JPG, es eignet sich aber besser für etwaige spätere Nachkorrekturen und wird wie eine RAW-Datei behandelt. Sie ersetzt bei mir die Original-Scans. JPEGs sind notwendig fürs Internet oder für die Verarbeitung bei Fotodiensten.

Bei der Bildauflösung habe ich mich für 10-15 Megapixel pro Analogbild entschieden. Obwohl einige Kameras mehr Auflösung liefern, ist diese Größe nun schon seit einigen Jahren bei digitalen Fotos stabil geblieben. Unterschiedliche Papierformate (9x9, 9x13, 10x15, 13x18) scanne ich mit verschiedenen Auflösungen, 300dpi ist das Minimum. Je kleiner das Bild, desto höher die Scan-Auflösung. Schärfer werden die alten Bilder dadurch nicht. Aus einem schlechten Original wird beim Digitalisieren generell kein Superfoto, aber man kann verschossene und vergilbte Kopien oft noch in einen Zustand versetzen, der dem alten Original nahe kommt. Ein Nebeneffekt dieses Projekts besteht darin, dass ich momentan überhaupt kein Verlangen nach neuen Foto-Abzügen, Posterbestellungen oder Fotobüchern habe. Papierlos glücklich umschreibt es wohl am besten.

Einige meiner Original-Dias hebe ich zur Sicherheit noch auf, aber Erinnerungsfotos werden entsorgt, sobald der Scan und die Bearbeitung erfolgreich waren. Und so sende ich am Tag des Brexit einen herzlichen Gruß nach Schottland. Desaster gibt es immer wieder, aber mit Geduld und Beharrlichkeit finden sich Lösungen. 😉



2 Kommentare:

  1. Dein Artikel kommt genau richtig, denn bei mir herrscht momentan noch ein recht großes Durcheinander. Ich werde mich tatsächlich mal an den Rechner setzen und versuchen irgendwie sinnvoll zu sortieren.

    Liebe Grüße von Andrea

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    1. Liebe Andrea, gutes Gelingen! Es ist am Ende sehr befriedigend und fühlt sich echt gut an, wenn man wieder Ordnung in seinen Sachen hat :-) LG, Jacqueline

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