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Samstag, 13. Mai 2023

Ist Ihre Kamera betriebsbereit?

50 mm | 1/250 s |  f1,6 | ISO 50 | Smartphone - Bildausschnitt

Die Stunden oder Minuten mit interessantem Fotolicht muss man in diesem Frühjahr bisher suchen, jedenfalls hier in München. Meine Kameras liegen momentan viel im Regal herum, und einige alte Akkus sind manchmal leer, obwohl ich gar nicht fotografiert habe. Bei nicht genutzten Kameras und Blitzgeräten nehme ich die Akkus oder Batterien ganz heraus. Ohne Stromversorgung verlieren die Geräte nach einiger Zeit ihr Gedächtnis, dann wird man beim Einschalten aufgefordert, Datum und Uhrzeit neu einzustellen. Oje...

Als ich die kompakte Nikon Coolpix P7700 neulich benutzen wollte, fiel mir nach dem Datums-Reset auf, dass am Monitor weniger Anzeigen eingeblendet waren als üblich. Die Kamera machte wieder "Auslösegeräusche", und nur JPEG-Dateien anstelle des sonst üblichen RAW + JPEG mit hoher Auflösung. Einige der individuell gesetzten Funktionen hatte sie sich aber noch gemerkt. 

Reset!

Normalerweise regelt man die wichtigsten Grundeinstellungen bei der Inbetriebnahme der Kamera. Danach öffnet man nur noch gelegentlich das "System-Menü". Geräte auf Werkseinstellungen zurückzusetzen ist ein Vorgang, auf den sich niemand gerne einlässt. Manchmal ist er unumgänglich, zum Beispiel wenn die Kameasoftware einen sogenannten Bug (Programmfehler) hat. Ein Leser hatte mich kontaktiert, weil er trotz aller Bemühungen die Superzeitlupenfunktion an seiner Nikon P1000 nicht aktivieren konnte. Auch ich habe eine Stunde lang herumgerätselt, ausprobiert, woran es liegen könnte, und war am Ende ratlos. Kundenservice? Es stellte sich heraus, dass es nur ein Bug war, der sich durch den Reset der Kamera beheben ließ. 

Lange Fehlersuche oder gleich alles zurücksetzen - was ist aufwändiger? 

360 mm | 1/400 s |  f4 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii

Nach einem kompletten Reset muss man alle System- und individuellen Kameraeinstellungen erneut aktivieren, das ist mühsam. Darum bieten manche Hersteller verschiedene Reset-Optionen an. Ob so oder so: Man ist gezwungen, sich mit den teilweise sperrigen und unkreativen technischen Seiten der Kamera zu beschäftigen. Nicht ohne Grund sind Smartphones zu den beliebtesten Kameras geworden. Wer will schon die ganze Zeit in irgendwelchen Menüs herumnavigieren, und vor dem Knips gefühlt tausend verschiedene Einstellungen regeln.

Haben Sie die wichtigsten Grundeinstellungen Ihrer Kamera noch im Kopf, und wissen Sie, wo Sie sie finden? Als meine P7700 akkubedingt verstellt war, saß ich erst mal ein paar Minuten auf einem umgefallenen Baumstamm am Waldpfad. Während ich an meiner Kamera herumfummelte, dachte ich: Das hast du früher alles auswendig gewusst. 😅 Die Erinnerung kam schnell wieder, und ich habe erlebt wie das ist, wenn man ratlos vor der Technik steht. Sakklzement... aber:

Wer weiß, wofür das gut ist
Wie schon bei der Leserfrage zur Superzeitlupenfunktion empfand ich den Gang durch die Kameramenüs im Nachhinein erhellend und inspirierend. Mir fiel auf, dass ich nur einen Teil der verfügbaren "Features" in meinem fotografischen Alltag regelmäßig nutze. Das ist die gute Nachricht: Sie müssen nicht jede Kleinigkeit wissen. Die gemischte Nachricht: Sie müssen wissen, welche Einstellungen (für Ihr jeweils konkretes Motiv oder für Ihre Arbeitsweise) wichtig sind. Um einen gewissen Lernaufwand kommt man nicht herum.

Die Frage, die sich in diesem Kontext auch stellt: Wozu brauche ich überhaupt so ein komliziertes Riesending, wenn es mit dem Handy auch geht? Einfache Antwort: Es geht viel, aber immer noch nicht ALLES. Es fängt beim Zoom an, und hört beim Schwenkdisplay auf. Dazwischen liegen der optische oder elektronische Sucher, durch den man das Motiv genau sieht, oder auch das punktgenaue Auslösen ohne Zeitverzögerung bei bewegten Motiven. Für "richtige" Kameras und den Anspruch, sie zu "beherrschen" gibt es also immer noch viele gute Gründe. Meine Hauptgründe sind die Brennweite und das exakte Scharfstellen. Ohne die langen Zoombrennweiten hätte ich weder die Schnecke im Bärlauchwald, noch den Kronleuchter im Grünen fotografieren können.

200 mm | 1/60 s |  f4 | ISO 80 | Nikon Coolpix P7700

Die weit entfernten Baumblüten wären für's Handy unerreichbar gewesen. Durch die optischen Eigenschaften der Telebrennweite (selektive Schärfe) lassen Sie sich auch ganz anders vom Hintergrund lösen oder damit kombinieren. Wenn ich nur mit dem Handy knipse, passe ich die Auswahl und Umsetzung meiner Motive den Möglichkeiten des Geräts an, das ist oft eine Einschränkung. Andere Kamera, andere Gestaltungsmöglichkeiten, mehr gestalterische Freiheit, mehr Möglichkeiten.

385 mm | 1/125s |  f4 | ISO 200 | Lumix FZ1000 ii

Bei manchen Funktionen, die ich im Menü wieder entdeckte, kam der Gedanke "Das könnte ich auch mal wieder ausprobieren": Einen Superzeitlupenfilm oder ein Timelapse-Video. Ja, aber wann, und mit welchem Motiv?, meldete sich der innere Kritiker. Um diese Funktionen anzuwenden, müsste ich  mir etwas überlegen und planen und mir Zeit nehmen. Das finde ich nicht im Vorbeigehen, das ist aufwändig. Och ne. Beim Schreiben von Kamerahandbüchern hatte ich keine Ausrede, da musste ich zum Termin abliefern. Da ist die Motivationslage eine andere. 😏

Wenn Sie sich auch von ihrem inneren Kritiker oder dem vielzitierten Schweinehund bedrängt fühlen: Foto- oder Videoworkshops sind eine feine Sache. Man hat einen festen Termin und begibt sich in ein günstiges Umfeld. Unter professioneller Anleitung oder zusammen mit Gleichgesinnten bleibt man eher konzentriert bei der Sache. Der Satz, dass Sie so einen Kurs bei mir machen können, kommt jetzt leider noch nicht. Lust hätte ich wohl, aber mit dem Mutterhome im Rücken muss ich meine Kräfte gut einteilen. Passen Sie bei privaten Fototreffs auf, dass kein reines Kaffeekränzchen daraus wird. Setzen Sie sich vorher konkrete Ziele.
Mein guter Vorsatz, häufiger eine andere Kamera als das Handy zu benutzen, hat schon erste Früchte getragen. Ich ergänze jetzt den Anspruch, wieder mehr auf "ungewohnte Funktionen" zurückzugreifen, oder gezielt Motive zu organisieren, die im Alltag nicht automatisch auftauchen. So bekommt der ungewollte Reset kreative Nebenwirkungen.

Jeden Tag ein Bild: Im betrachtenswert-Blog gibt's neue Motive, meistens tagesaktuell und aus dem Smartphone. In letzter Zeit ging es oft um mein Ringen mit dem deprimierend grauen Frühlingsfotolicht 23. Erheblich lustiger sind meine Versuche, den Vollmond zu fotografieren. Zu einer morgendlichen Mondmission steht noch eine Bildbearbeitungsanleitung aus, das habe ich nicht vergessen. Die Mondfotos mache ich generell mit der "dicken" Nikon Coolpix P1000. 


Einen neuen Rekord habe ich auch aufgestellt: Ganze vier Minuten brauchte ich für ein Blümchenfoto im Regen - mit dem Smartphone. Mit einer kurzen (Smartphone) Bildreportage zum aktuellen Isarhochwasser, Warnstufe 1 habe ich aus der Not eine Tugend gemacht. Jetzt hoffe ich, dass es demnächst mehr sonnige Momente gibt - nicht nur zum Fotografieren. Checken Sie Ihre Kamera durch, damit die Technik betriebs- und Sie einsatzbereit sind, wenn die Sonne ausnahmsweise lächelt. 😊

2 Kommentare:

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