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Freitag, 22. März 2013

Des Rätsels Lösung(en)

„Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?“
„Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest“, sagte die Katze. 

Lewis Carroll, Alice im Wunderland

Bild 1

Im Blog-Beitrag vom 28.2. hatte ich dieses Foto gezeigt und gefragt, wie es wohl entstanden sein könnte. Einige sind natürlich sofort auf die richtige Lösung gekommen: Es  wurde durch eine herzförmige Öffnung von drinnen nach draußen fotografiert. Es war allerdings kein Klohäusl, sondern der Blick aus einem Freilichtmuseum.

Durch die Dunkelheit im Raum entsteht der schwarze Rahmen, Belichtungsmessung und Autofokus der Kamera waren nach draußen ins Helle gerichtet. Dadurch ist nur der Außenbereich korrekt belichtet und die Wiese ist so scharf, dass man sogar noch einzelne Blumen erkennt. Der Herzrahmen wird diffus unscharf, weil er durch den weit nach hinten gelegten Fokuspunkt nicht mehr innerhalb der Schärfentiefezone liegt. Einfache Lösung, aber so ein Motiv ist nicht so trivial wie es auf den ersten Blick erscheint.

Mit der Belichtung und der Schärfe kann einiges schief gehen, vor allem wenn man sich auf die Kameraautomatik verlässt. Auch bei der Gestaltung muss man aufpassen. Hält man nur mit dem Automatikmodus drauf, dann passiert z.B. so etwas:


Bild 2
Ungünstiger Aufnahmewinkel:
Das Motiv im Rahmen ist
zu kontrastreich und zu unruhig.
In Bild 1 sorgt ein steilerer Aufnahmewinkel dafür, dass das Motiv innerhalb des Herzrahmens ruhiger ist: die Kontraste sind geringer, es entsteht keine ungewollte Überbelichtung. Auch die grafische Aufteilung der Linien und Farbflächen  ist kein Zufall.

Eine andere wichtige Entscheidung, die man nicht der Kamera überlassen sollte, besteht darin, wohin man den Fokuspunkt (Schärfe) setzt: Man kann den Fokus auf das entfernte Motiv draußen (Bild1), aber auch auf die Kante des Herzrahmens legen (Bilder 2-4). Um beide Teile des Motivs- Rahmen und Wiese - scharf zu bekommen, muss auf den Rahmen scharf gestellt und die Schärfentiefezone extrem weit nach hinten ausgedehnt werden. Ob das klappt, hängt nicht allein von der eingestellten Blende (f22 oder mehr) ab, sondern auch von der verwendeten Brennweite und den Abständen (Fotograf > Herz bzw. Herz > Wiese) . Hier war die Wiese vom Gebäude so weit entfernt, dass es keine fotografische Lösung für diese Aufgabenstellung gab. In Photoshop habe ich sie in Bild 3 simuliert. Empfehlenswert wäre diese Lösung nach meinem subjektiven Geschmack ohnehin nicht: Auf mich wirken solche Bilder eher künstlich.

Bild 3
Beides scharf?
Oft nur mit Photoshop!

Ein anderes fototechnisches Hindernis kann auftauchen, wenn die Belichtungsmessung (Helligkeit) mit dem Autofokusmessfeld (Schärfe) gekoppelt ist. Die an der Kamera eingestellte Belichtungsmessmethode kann in solchen Situationen für Abhilfe aber auch für Überraschungen sorgen. Im ungünstigsten Fall würde die Kamera die Innenwand des Raums korrekt belichten und den Inhalt des Herzrahmens überbelichten.


Fokus vorne, Belichtung hinten:
Ein Fall für die Spotmessung oder
für die Messwertspeicherung!

Um den Rahmen vorne scharf zu bekommen, muss der Autofokus den Rand des Herzrahmens erfassen. Die Belichtung soll aber so gemessen werden, dass die Wiese draussen korrekt belichtet wird - die Belichtungsmessung muss von der Entfernungsmessung entkoppelt werden. Hier greift entweder die Spotmessung, die (je nach Kameraeinstellung) in der Bildmitte misst, oder man benutzt die Taste Messwertspeicher (* bei Canon für das Speichern der Helligkeit) oder man greift zur AE-L/AF-L-Taste (Nikon) bzw. AF/AE-LOCK (Panasonic). Die eingestellte Blende steuert dann noch den Unschärfeeffekt auf dem Hintergrundmotiv.

Für alle Fotomotive gibt es stets mehr als eine Lösung.
Die Frage ist, wie immer:
Was will ich haben, wie soll mein Foto aussehen?

Daraus ergibt sich dann der Einsatz verschiedener Kamerafunktionen. Wohl dem, der sie alle kennt und in allen Lebenslagen rasend schnell abrufen kann. Wenn der liebe Schatz nach einer Minute wieder fragt: "Wie lange dauert es denn noch, bis das Bild fertig ist??" lautet die Antwort: "Nicht so lange wie die Photoshop-Retusche danach." 😉

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