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Freitag, 28. September 2018

Noch ein Jubiläum

Heute ist der offizielle Erscheinungstermin des Handbuchs zur Lumix TZ202. Auf den Tag genau vor zehn Jahren kam das erste fotocommunity-Buch auf den Markt.
Es vermittelt Einblicke in verschiedene Themengebiete der Fotografie aus der Sicht unterschiedlicher Fotografen/Autoren. Ich hatte damals das Kapitel zum Thema Available Light beigesteuert und mich wie eine Schneekönigin über meine erste Buchveröffentlichung gefreut. Mehr noch: Der Galileo Verlag (heute Rheinwerk) zahlte seinen Autoren ein Honorar! Der erste Verlag, der sich anfangs bei der fotocommunity als Partner für dieses Projekt gemeldet hatte, wollte alle Bilder und Texte für lau. Darum hatte die fotocommunity auf die Zusammenarbeit verzichtet und das Projekt in die Schublade gelegt. Von der Einreichung meiner ersten Texte bei der fotocommunity bis zum fertigen Buch bei Galileo vergingen etwa anderthalb Jahre. Wer Bücher machen will, braucht einen langen Atem.


Für jeden Autor ist es ein großer Moment, zum ersten Mal das gedruckte Werk in Händen zu halten, an das man monatelang hingearbeitet hat. Zehn Jahre sind seitdem vergangen, fünfzehn gedruckte Bücher sind in dieser Zeit von mir erschienen. Auch wenn drei davon "nur" überarbeitete Neuauflagen sind, ist es eine schöne runde Zahl. Ich glaube ab dem fünften Buch habe ich angefangen zu zählen und mich gefragt, wie viele es wohl insgesamt werden.

Dass sich aus der ersten Veröffentlichung für mich eine so lange und erfolgreiche Karriere als Fachbuchautorin entwickeln sollte, war im September 2008 überhaupt noch nicht abzusehen. Zunächst wurde ich gefragt, ob ich ein eigenes Buch zum Bildbearbeitungsprogramm GIMP schreiben wolle. Zu dieser Zeit hatte ich bei akademie.de schon einige Artikel über Bildbearbeitung veröffentlicht, darum lag das Thema nahe. Aber ausgerechnet der GIMP? Oh no! Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Moment. Ein Buch hätte ich schon schreiben wollen, aber definitiv keines über Bildbearbeitung und schon gar nicht GIMP. Ich atmete tief durch und sagte Nein.

Meine Ansprechpartnerin im Verlag hätte das Gespräch an dieser Stelle beenden können und das fotocommunity Buch wäre eine einmalige Sache geblieben. Dieses Szenario hatte ich sehr wohl im Kopf, als ich das Angebot ablehnte. Zu meiner großen Überraschung und Erleichterung endete das Gespräch an dieser Stelle nicht. Es folgte die Frage, worüber ich denn gerne ein Buch schreiben würde und ich antwortete: "Über Fotografie". Welches Themengebiet, worauf ich mich denn spezialisiert hätte, war die nächste Frage. Noch so ein Kracher. Ich habe mich nie auf irgendetwas spezialisiert und werde es auch niemals tun. Mich interessieren die Zusammenhänge, der Blick auf das große Ganze ist mir wichtiger. 
Das war der zweite Moment in diesem Gespräch, in dem ich dachte: Das war's, das wird nix. Das Gegenteil war der Fall. In Zusammenarbeit mit der Lektorin entstand ein Konzept für ein "allgemeines Buch über Fotografie" und ich fing an zu schreiben. Das nächste Jubiläum ist der 28. August 2019, dann wird das "Rezeptebuch" zehn Jahre alt.

Ein bisschen Glück gehört auch dazu

2008 hatte Galileo/Rheinwerk noch keinen allgemeinen Titel zum Thema "Digitale Fotografie" im Verlagsprogramm. Das ist heute ganz anders. Ich war damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte, wie man so schön sagt, die erforderlichen Kompetenzen. Es gibt viele gute Fotografen, die nicht gut schreiben können und umgekehrt. Was ein kompetentes Team aus Lektorat und Korrektorat leistet habe ich schätzen gelernt. Auch die didaktischen Konzepte werden immer wichtiger. Zu einem erfolgreichen Buch gehören außerdem ein zeitgemäßes Layout, eine gute Druckqualität und nicht zuletzt das Marketing.

Ein Andreas Feininger konnte noch hunderte von Seiten Fließtext und eine kleine Bildstrecke in Schwarzweiß abliefern. Seine Bücher verkauften sich über Jahrzehnte wie geschnitten Brot, aber sein altväterlicher Schreibstil passt nicht mehr in die moderne Zeit. Scott Kelby ist ganz anders und die Esen irgendwo in der Mitte?

Die Welt im Wandel
Mittlerweile ist der Fotozeitschriften-Stil gefragt, die Komplexität muss reduziert werden. Im Ergebnis bleibt weniger Raum für Text, erklärt wird über Bildbeispiele und in Form von Schritt-für-Schritt Anleitungen. Sie lesen meinen Blog, darum wissen Sie, dass ich gerne viel schreibe. Die Lektoren achten sehr genau darauf, dass ich es nicht übertreibe, denn die Seitenzahlen beim gedruckten Buch sind begrenzt. Aus den gestrichenen und gekürzten Textpassagen könnte ich wahrscheinlich noch zwei weitere Bücher erstellen. Das ist gut für Sie, denn viele Texte landen schließlich hier im fotonanny-Blog. 

Die Welt der Fotofachbücher hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren stark verändert. Es gibt unglaublich viele tolle Bücher von Kolleginnen und Kollegen, aber keiner von uns erfindet das Rad neu. Abgesehen von den technischen Neuerungen funktioniert die Fotografie immer noch wie zu Feiningers Zeiten. Jeder Autor hat seinen eigenen Stil oder ein Thema, auf das er/sie sich spezialisiert hat. Das und die unterschiedlichen Konzepte für verschiedene Zielgruppen machen den Unterschied zwischen den Büchern aus.

Geht es immer so weiter?
Günter Spitzing war in meinen frühen Fotojahren ein Vorbild für mich. In der Interviewserie sagt er an einer Stelle: "Ich hatte ein paar Kamerabücher geschrieben. Von Verlagen wurde mir angetragen noch mehr Bücher über bestimmte neue Apparate zu schreiben. Das habe ich abgelehnt. Ich wollte Sachen schreiben, die mich interessierten und nicht der Langweile verfallen."
Wenn ich mir die Kamerahandbücher anschaue, dann muss ich manchmal schmunzeln. So viel anders als ein Handbuch zum GIMP ist das manchmal auch nicht. Mit Screenshots und Klickanweisungen durch ellenlange Kameramenüs scheine ich mich von der Fotografie, über die ich anfangs schreiben wollte, weit entfernt zu haben. Trotzdem finde ich es (noch) nicht langweilig. Im Gegensatz zur analogen Kameratechnik tut sich bei unseren modernen computerisierten Digicams erheblich mehr. Wenn ich das hundertste Mal über den Zusammenhang von Belichtungszeit Blende und ISO-Wert schreibe, langweilt es mich heute schon eher. Auf der anderen Seite sehe ich in meinen Kursen immer noch, wie wichtig die Grundlagen sind, und wieviel danebengeht, wenn man die Knöpfe nicht kennt, die man drücken müsste.

Das Thema Bildbearbeitung läuft immer mit. Momentan überarbeite ich wieder eines meiner älteren Bücher und ja, ich habe den GIMP vorletzte Woche mal wieder auf meinem Computer installiert. Dazu gibt's beizeiten einen separaten Beitrag.


Der Reiz, den die Fotografie weiterhin auf mich ausübt, liegt jenseits dessen, was Leser von Fachbüchern erwarten. Auf meiner Festplatte ruhen Textfragmente, die zu lang für den Blog und für Einsteigerbücher völlig ungeeignet sind. Ihre Zeit ist noch nicht reif. Ob ich sie irgendwann in einem gedruckten Buch oder als E-Book veröffentliche, kann ich heute noch nicht sagen. 


Gerade stehe ich in den Startlöchern fürs nächste Handbuch, warte auf die Kamera, die längst angekündigt aber noch nicht lieferbar ist. Wenn ich über Weihnachten frei haben will, muss ich etwas schneller schreiben, aber nach zehn Jahren Autorentätigkeit bringt mich das nicht mehr aus der Ruhe.

Vielleicht wundern Sie sich, dass ich trotzdem immer noch so viel im Blog schreiben kann und parallel auch noch meinen alten betrachtenswert-Blog reaktiviere. Nun ja, wahrscheinlich habe ich die Gene eines Border Collie  ;-)

Lesen Sie auch: Gut gewischt ist halb gewonnen
(Antwort auf eine Leserfrage zum fotocommunity Buch, hier im Blog)  oder
Lumix TZ202 - Tolle Reisekamera

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