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Mittwoch, 24. Juni 2020

Pseudo-Lightpainting


Wenn Sie sich für abstrakte Wischeffekte mit der Kamera interessieren und Ihr Repertoire erweitern wollen, finden Sie hier ein paar Ideen für neue Bewegungsmuster. Es ist ähnlich wie beim Lightpainting, nur mit dem Unterschied, dass die Lichtquellen stationär sind. Die Kamerabewegung ist ausschlaggebend für die Formen der Lichtspuren.

Vielleicht ist der zuletzt vorgestellte Rotationseffekt mit Ihrer Kamera schwierig umzusetzen, vielleicht haben Sie auch schon zu viele "Wischbilder" mit geraden oder diagonalen Linien gemacht und es wird langweilig? Probieren Sie andere Effekte.
Dafür brauchen Sie eine Umgebung, die überwiegend dunkel ist, aber dennoch einige hellere Elemente enthält. Es sollten kleine Lichtpunkte sein, die dann im Foto vor dem dunklen Hintergrund als feine dünne Linien erscheinen. 

Meine Bilder sind in einer Umgebung mit Laubbäumen entstanden. Zwischen dem dichten Laub dringt nur an einigen Stellen das Tageslicht bis auf den Boden. Mit 1/6 s Belichtungszeit im Modus S habe ich die Kamera mehr oder weniger schnell und in unterschiedliche Richtungen geschwenkt und/oder leicht gedreht. 

Kombinieren Sie Drehungen mit Schwenks und variieren Sie beides:
  • eine schnelle Bewegung der Kamera in U- oder V-Form erzeugt entsprechende Linien.
  • Drehen Sie die Kamera während der Belichtung einmal vom Quer- ins Hochformat, 
  • führen Sie nur eine ganz kleine, enge Drehung um die Objektivachse aus, bevor Sie die Kamera schnell nach unten oder zur Seite bewegen, oder
  • bewegen Sie die Kamera wellenförmig auf und ab und gleichzeitig zur Seite.
So entstehen Bögen, Haken, sanft geschwungene Linien oder springende Linienwellen. Ihrer "Bewegungsphantasie" sind keine Grenzen gesetzt. Wenn etwas gut funktoniert, versuchen Sie sich zu merken, wie Sie es gemacht haben. Entwickeln Sie eigene Bewegungs- und Lichtmuster, die Sie an verschiedenen Orten ausprobieren und zu einem eigenen "Lichtmuster-Stil" weiterentwickeln können. Wichtig: Deaktivieren Sie für diese Experimente den Bildstabilisator. Für dünne und markante Linien muss die Lichtquelle klein sein, und der Autofokus muss vor dem Auslösen darauf scharfgestellt haben. Probieren Sie auch unterschiedliche Belichtungszeiten aus. Vielleicht kommen Sie mit einer kürzeren (1/10 s oder 1/15 s) oder mit einer etwas längeren Belichtungszeit (1/2 s bis 2 s)  besser zurecht. Im Artikel Kreativunfall finden Sie technische Hinweise für Wischeffekte.

Die unterschiedliche Farbigkeit der Linien in meiner Serie entsteht durch die verschiedenen Lichtqualitäten am Aufnahmeort und sind ein Effekt des Weißabgleichs (WB). An manchen Stellen schien das Tageslicht mehr oder weniger stark durch das Blattwerk, an anderen Stellen gab es einzelne Blätter, die von der Sonne angestrahlt wurden. Die Kamera hatte sich im schattigen Wald für die Einstellung "Schatten" entschieden, aber das können Sie nach Lust und Laune ändern (JPEG) oder nachträglich im Bildbearbeitungsprogramm einstellen (RAW).

Die gesamte Fotostrecke gibt es auch im Projektfotoblog noch einmal etwas größer. 

Wenn Sie keinen Laubwald in der Nähe haben zoomen Sie in ein dichtes Gebüsch oder in einen weiter entfernten Laubbaum hinein. Wenn Sie während der Abenddämmerung genau hinschauen, können Sie die kleinen Lichtpunkte sehen, die durch das dichte Laub blinken. Normalerweise sehen wir den Baum als große Form und bemerken diese winzigen Lichter gar nicht. Es ist wie bei einem "Kippbild". Wenn Sie Ihre Wahrnehmung einmal "umgeschaltet" haben, sieht es aus, als würden Hunderte von Glühwürmchen in den Blättern sitzen. Das ist natürlich eine optische Täuschung, aber eine, die Sie sich zu Nutze machen können. Es funktioniert auch im Herbst und Winter mit kahlen Bäumen, die dann ihre eigenen Linienmuster erzeugen.

Belichtungszeit 1 Sekunde, f8, ISO 80 (Nikon Coolpix P7700)


Die roten Lichtpunkte sind keine Kunstlichtquellen, sondern stammen von einem tiefroten Streifen eines Sonnenuntergangs. Bei der nächsten Aufnahme gab es im Hintergrund ein gelbes Gebäude, vor dem bunte Container und rote Bierkisten gestapelt waren. Probieren Sie einfach viel aus. Wichtig ist nur, dass Sie keine zu großen hellen Bereiche im Motiv haben, die bei der Langzeitbelichtung lokal überstrahlen.


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