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Freitag, 20. Januar 2023

Immer mit dabei

27 mm | 1/20 s |  f1,6 |  ISO 50 | Smartphone

 

Falls Sie mein Fotoprojekte-Buch aus dem Jahr 2012* kennen, werden Sie sich vielleicht an die gelbe Plastikente erinnern. "Immer mit dabei" hieß das Projekt.

"Erwecken Sie die von Ihnen gewählte Figur zum Leben, werden Sie zu einem Puppenspieler. Sie müssen dabei nicht immer nur von vorn fotografieren, wählen Sie verschiedene Perspektiven – von oben nach unten, aus einer tiefen Perspektive, aber auch auf Augenhöhe. Behalten Sie den Hintergrund stets im Blick, denn er ist ein wesentlicher Teil Ihrer Bildkomposition. Fragen Sie sich auch, was besonders gut zu Ihrem Protagonisten passt.  Jeder kann ein Entchen, einen Teddybären oder eine kleine Plastikfigur fotografieren. Die alles entscheidende Frage ist: Was ist sonst noch mit im Bild? Erzählen Sie Geschichten." 😊

Diese kleine Plastikfigur begleitet mich, seit ich sie vor knapp einem Jahr unterwegs gefunden habe. Im betrachtenswert-Blog ist "Gaston" schon einige Male aufgetaucht. Warum ich ihn gerade jetzt wieder herausgezogen habe, erfahren Sie im Artikel Der zweite Schnee.
Mit dem Charakter dieser Comicfigur habe ich selbst nur wenig gemeinsam, es sind eher der große Rucksack und die Symbolik des "Durch die Gegend Wanderns", die diesen Zufallsbegleiter für mich interessant machen. Das Männchen ist manchmal ein bisschen wacklig auf den Beinen und will nicht überall stehenbleiben, da braucht es ein wenig Geduld beim Arrangieren. Ideal für solche Projekte sind Gegenstände, die fünf bis zehn Zentimeter groß sind, gut stehen oder sitzen, und nicht von jedem kleinen Windhauch umgepustet werden. Sie sollten auch nicht unbedingt schwarz oder weiß sein, weil das beim Belichten wegen des Kontrasts mehr Probleme verursacht.
Bei so kleinen Objekten benötigen Sie unter Umständen die Nahaufnahme-Einstellung und bei System- oder Spiegelreflexkameras auch ein Makroobjektiv oder eine Nahlinse. Ohne dieses Zubehör sind größere Figuren bei diesen Kameras besser geeignet.

Mit dem Smartphone klappt es relativ gut, außer wenn der Autofokus lieber auf den Hintergrund springt. Egal mit welcher Kamera Sie es ausprobieren: Stellen Sie sicher, dass der Autofokus den Protagonisten trifft, oder stellen Sie von Hand scharf.
Damit sich die Figur gut vom Hintergrund löst, ist eine offene Blende (kleine Blendenzahl) sinnvoll. 

Beim ersten Fotoshooting mit Gaston wollte ich den Sonnenstern ins Motiv einbauen, und für schöne Sonnenstrahlen braucht man genau das Gegenteil, nämlich eine geschlossene Blende (große Blendenzahl, f8, f11 oder mehr).

25 mm | 1/200 s |  f11 |  ISO 125 | Lumix FZ1000 ii

In dieser Gegenlichtsituation war der Vordergrund sehr dunkel und mein Protagonist eher eine Silhouette. Wenn ich bei der Aufnahme die Belichtungskorrektur nach Plus verwendet hätte, um das Motiv insgesamt aufzuhellen, wäre der Sonnenstern zu einem matschigen hellen Fleck geworden. Darum musste bzw. konnte ich dieses Bild erst nachträglich im Bildbearbeitungsprogramm so aufhellen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Einsatz des Aufhellblitzes wäre natürlich auch eine Option gewesen.

27 mm | 1/100 s |  f1,6 |  ISO 160 | Smartphone

Das zweite Mal habe ich die Figur aus dem Rucksack geholt, als ich im Sommer das neue Smartphone auf seine Nahaufnahmetauglichkeit testen wollte. Am Spielplatz hatte ich gerade die kleine Plastikfaust gefunden, die perfekt auf Gastons Kopf passte. Er tat mir den Gefallen und ist auf seinen dünnen Beinchen trotzdem stehen geblieben. 😆 Der Test ergab, dass die Makro-Funktion weniger gut funktionierte als die ganz normale Automatik, aber das kann bei Ihrer Kamera oder bei Ihrem Smartphone anders sein. Probieren Sie es aus. Ich mache meistens eine ganze Bildserie mit verschiedenen Einstellungen und Perspektiven.

27 mm | 1/240 s |  f1,6 |  ISO 50 | +1 LW | Smartphone

Im Neuschnee hat das Kerlchen gestern mehr Halt gefunden, schwieriger war hier die Belichtung. Der weiße Schnee verlangt nach einer Belichtungskorrektur (+), damit das Motiv nicht grau wird. Mein Smartie hat zudem die unangenehme Eigenschaft, dass es bei schattigen Wintermotiven wilde Farbstiche produziert. Also war auch hier eine Nachkorrektur in Lightroom angesagt.

27 mm | 1/100 s |  f1,6 |  ISO 160 | Smartphone

Damit Gaston nicht auf allen Bildern von links nach rechts durchs Motiv wandert, habe ich ihn heute auch mal von der anderen Seite fotografiert. In dieser Profilansicht sieht man sein Lächeln nicht so gut, und seine großen weißen Augen heben sich nur schwer vom weißen Hintergrund ab. Eine Perspektive, die ihn etwas mehr von links vorne zeigt, ist bei dieser Figur also angeraten. Wenn ich weitere Projektfotos mit Gaston mache, werde ich ihn vorher auch von der hässlichen Schraube in seinem Kopf befreien. 😏

Wenn Sie Spielzeugfiguren zu kindisch finden, wenden Sie die Grundidee der inszenierten oder arrangierten Fotografie auf andere Gegenstände an. Dinge, die an Orten liegen, wo sie eigentlich nicht hin gehören, sorgen auf jeden Fall für einen Hingucker:

16 mm | 1/50 s |  f2,2 |  ISO 80| Smartphone
Mehr zu diesem Motiv im betrachtenswert-Blog.

Vielleicht auch interessant: Ausgetoastet ist nicht arrangiert, sondern am Wegesrand gefunden. Und manchmal überkommt mich im Mutterhome eine spontane Idee für ein Arrangement.

*Vom Fotoprojekte-Buch aus dem Jahr 2012 habe ich noch zwei Restexemplare. Falls Sie eins haben wollen, schreiben Sie mir eine Nachricht. Für das Handbuch zur alten FZ1000 gibt es keine Restbestände mehr.

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