Als
ich vor einigen Tagen den aktuellen Prophoto Newsletter erhielt,
tauchte diese uralte Frage wieder einmal auf. Etwa so wie im unten
verlinkten Artikel hätte ich diesen Text vermutlich auch formuliert.
Wahrscheinlich habe ich das sogar schon getan, in irgendeinem oder in
mehreren meiner Bücher. Die Antwort ist eigentlich immer dieselbe:
Es kommt drauf an 😁😌😊
Aber worauf genau? Um das etwas zu konkretisieren, stelle ich gerne folgende Fragen:
- Was wollte der Fotograf bzw. die Fotografin mit dem Foto ausdrücken?
Was war die Idee? Kommt die Idee beim Betrachter an?
- Wo und wem werden die Bilder gezeigt?
Sind sie rein privat oder öffentlich?
Wem sollen sie gefallen?
- Welchen Zweck haben sie (Erinnerung, soziales Netzwerk, eigene Homepage, Wettbewerb, Auftrag, ...) ?
Manchmal
bin ich mit der Kamera unterwegs, um klar definierte Aufnahmeserien zu
machen. Dafür suche ich Motive, bei denen wichtige technische oder
gestalterische Grundlagen deutlich und möglichst nachvollziehbar im Bild
zu sehen sind. Diese Fotos müssen dann auch möglichst ansprechend
("schön") sein. Diese Arbeiten würde ich als solides Handwerk
bezeichnen.
Parallel
dazu fotografiere ich aber auch immer "privat". Viele dieser Bilder
entstehen intuitiv, also ohne großes Nachdenken über das Warum. Ich sehe
etwas und weiß sofort: Ja, das ist es. Ob andere Leute
mit solchen Fotos etwas anfangen können, ist immer eine Frage des
Geschmacks. Der eine mag Sellerie, der andere nicht.
Bei
aller Intuition laufen während des Fotografierens in meinem Hinterkopf
Dutzende von Prozessen ab, die dafür sorgen, dass das Gesehene zu einem
möglichst "guten" Foto wird. Gut bedeutet in diesem Kontext für mich,
- dass alle Bildelemente drin sind, die ich für wichtig halte
(> Bildaussage)
- dass Störendes außen vor bleibt (> Ästhetik), und
- dass das Foto scharf oder unscharf ist, heller oder dunkler - je nach Motiv (> Technik)
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Hier waren es vor allem die Schatten auf der Mauer, die mich dazu brachten, auf den Auslöser zu drücken. Die grafische Wirkung von Licht, Schatten, Strukturen und Farbe finde ich generell reizvoll. Der Schatten der Fotografin unten links im Bild ist für mich genauso wichtig wie der Schatten der Laterne. Dieses Bild hätte ich auch gemacht, wenn es an der Wand keine Schriftzüge gegeben hätte.