"Ich habe mich nicht eine Sekunde lang darum gekümmert: Was werden die Leute sagen, wo kommt das an. Ich habe es wichtig gefunden, die Sachen zu machen, und habe es dann einfach gemacht. Wenn man daran denkt, was die Leute von einem halten, dann ist man schon verloren als Künstler. Das geht nicht." (Herlinde Kölbl im Beitrag von ttt, 27.10.2019)
Meine erste Begegnung mit Herlinde Kölbl hatte ich indirekt, als sie gerade ihre ersten fotografischen Erfolge feierte. Das war in den frühen 1980er Jahren. Mein damaliger Freund arbeitete als Zivildienstleistender in einem Fürstenfeldbrucker Altenheim. Eines Tages kam er vom Dienst nach Hause und erzählte mir, dass dort eine Fotografin unterwegs sei, und Fotos vom Lebens- und Arbeitsalltag in dieser Einrichtung mache. Eines der Fotos von damals habe ich 2010 im Münchner Stadtmuseum in einer Ausstellung wieder entdeckt.
Herlinde Kölbl ist mittlerweile sehr berühmt für ihre Porträts, und muss auf der Suche nach einem Verlag längst keine Klinken mehr putzen. "Wir verlegen nur Berühmte und Tote" ist ein weiteres Zitat aus dem gestern gesendeten Kurzbeitrag in der Sendung ttt. Kurioserweise habe ich vor knapp zwanzig Jahren genau den gleichen Satz gehört, als ich in einem großen Verlag anrief, und dort ein Buch über Fotografie unterbringen wollte. Was mich mit Herlinde Kölbl außerdem verbindet, ist die große Ur-Frage, die in der Anmoderation des Beitrags gestellt wird: "Was ist der Mensch? Was bewegt ihn, was treibt ihn, was macht ihn aus?"
Um eine Antwort zu finden, fotografiert Herlinde Kölbl Menschen. Das tue ich nur manchmal. Mein Sujet ist das oft menschenleere Drumherum, das meines Erachtens auch sehr viel über die menschliche Existenz, oder zumindest etwas über den jeweils herrschenden Zeitgeist verrät. Arbeiten ohne Auftrag und ohne Abnahmegarantie... Persönlich getroffen habe ich Herlinde Kölbl (noch) nicht. Am 28. Januar 2020 hält sie in der Münchner vhs am Gasteig einen Vortrag in der Reihe
Fotografinnen und Fotografen sprechen über ihre Arbeit
Diese Veranstaltung bietet interessierten Amateuren und Profis ein
Forum, sich über fotografische Positionen, unterschiedliche
Arbeitsweisen und berufliche Erfahrungen auszutauschen. An
Bildbeispielen stellen Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und
Künstler, Reportagen und Dokumentationen, aber auch persönliche
Bildkonzepte und Langzeitprojekte vor und eröffnen Raum für Fragen,
Diskussion und Gespräch. (Quelle: vhs München)
Auch die Fotografin Regina Schmeken wird in dieser Reihe einen Vortrag halten (9.12.2019). Ob ich beide Vorträge besuche, weiß ich heute noch nicht, aber Tickets für den Vortrag von Herlinde Kölbl habe ich gebucht. Wenn Sie das auch tun möchten, folgen Sie dem Link zur vhs.
- Herlinde Kölbl (Wikipedia, Homepage)
- Kulturmagazin ttt - Die Fotografin Herlinde Kölbl wird 80 (ARD Mediathek)
- vhs München: Vortrag Herlinde Kölbl (vhs)
- vhs München: Vortrag Regina Schmeken (vhs)