Nach Jens-Uwe aus "Down Under" möchte ich heute meine langjährige Wegbegleiterin und Freundin Dorothe vorstellen. Unser gemeinsames Hobby hat uns anfangs zusammengebracht, und die Fotografie verbindet uns bis heute - auch beruflich.
Kooperation trotz Konkurrenz - das ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, liebe Dorothe :-)
Ich denke das liegt auch daran, dass jede von uns ihre ganz eigene Nische gefunden hat, und dass wir eine Win-Win-Situation daraus machen konnten.
Wir kennen uns seit...
Anfang der neunziger Jahre, die Zeit vergeht. Viele wunderbare Jahre des Austausches.
Wir haben uns kennengelernt....
Als mein Mann und ich nach München zogen haben wir uns einem Fotoclub
angeschlossen. Wir suchten Kontakt zu Gleichgesinnten, haben wunderbare
Menschen kennengelernt, u.a. Dich.
Du fotografierst seit...
meinem 16. Lebensjahr. Wobei, nun ja, ich würde sagen, damals war es
mehr knipsen. Meine erste Kamera die AGFAMATIC 2008 Tele-Pocket.
Ritsch-Ratsch-Klick fertig war das Bild. Mit meinem Babysitterjob habe
ich mir in der Oberstufe das Geld für meine erste größere Kamera
zusammengespart, mein Einstieg. Seitdem lässt die Fotografie mich nicht
mehr los.
[Fotonanny: oh ja, diese Kamera hätte ich auch gerne gehabt. Sie passte in die Hosentasche, fast wie das Smartphone heute :-) Meine damalige Pocketkamera war eher wie ein Brikett, ABER sie hatte ein eingebautes Blitzlicht... ]
Du fotografierst...
Logisch, der Start begann analog. Meine erste „richtige“ Kamera war ein
gebrauchtes Nikon-Profi-Modell, hinzu kamen später eine
Mittelformatkamera und auch Großformatkamera anderer Hersteller. Die
Kameras inkl. vollausgestattetem Labor sind noch vorhanden. Filme
liegen in der Gefriertruhe, für den Fall der Fälle. Vielleicht „packt“
es mich mal wieder.
Mit dem Umstieg auf eine Digitalkamera habe ich mir bewusst Zeit
gelassen. Die Bildqualität der ersten Digitalkameras hat mich nicht
überzeugt. Heute ist die Digitalkamera als tägliches Arbeitsmittel
nicht mehr wegzudenken. Die analoge Dunkelkammer wurde durch die
digitale ersetzt.
Du fotografierst derzeit...
Die Leidenschaft wurde zum Beruf. Als Fotografin, mit Schwerpunkt auf
die Business-, Im-mobilien- und Eventfotografie und als Fototrainerin
in meiner eigenen Fotoschule Fotodialoge.
Hast du immer mit der gleichen Intensität/Begeisterung fotografiert
oder gab es Phasen, in denen du darüber nachgedacht hast, das
Fotografieren ganz aufzugeben?
Aufgeben, nein. Der Wunsch, mittels Bildern Geschichten zu erzählen,
ist ungebrochen.
Wie war das, als du mit dem Fotografieren angefangen hast und wie
ist es heute?
Die Fotografie hat meinen Blick auf die Welt verändert. Zu Beginn war
alles neu und spannend. Wenn ich mir heute meine Negative aus der
Anfangszeit betrachte, ach herrje. Als Fotograf lernt man nie aus, dass
macht den Reiz aus. Faszinierend das Spiel von Licht und Schatten, und
Dinge sichtbar werden zu lassen, die so nicht wahrgenommen worden
wären. Wenn ich heute durch die Natur streife, sehe ich Motive, an
denen ich früher vorbeigegangen wäre. Die Technik beherrscht man rasch,
das Sehen lernen ist das Schwierigere, das Gestalten von Bildern. Wir
Fotografen zeigen wie die Maler nur einen Moment. Das neue „Produkt“
ist die persönliche Interpretation des Motives, ein Ausschnitt der
Realität. Somit, ja, immer noch reizvoll. Die kreativen Möglichkeiten
der Fotografie auszuschöpfen, über den Tellerrand zu schauen. Jeden Tag
und immer wieder neu.
Was machst du heute fotografisch – was ist dein aktuelles Projekt?
Als Berufsfotografin und Fototrainerin wird es nie langweilig. In
meiner Freizeit gehe ich gerne neue Wege. Zuletzt das Projekt
„SmokeArt“, welches, darüber habe ich mich gefreut, in der Süddeutschen
Zeitung positiv besprochen wurde. Seit einiger Zeit beschäftigte ich
mich mit neuen Bilderwelten unter dem Projektnamen „MunichArt“.
Künstlerische Fotocollagen und kreative Fototechniken. Auf Instagram
und Facebook veröffentlich ich ab und an neue Bilder.
Smartphonefotografie: (wie) setzt du sie ein?
Die Smartphonefotografie, für mich, ein Medium der schnellen Bilder -
immer dabei, immer verfügbar. Ich nutze sie zur Dokumentation von
Locations, Behind the scene Bilder oder allgemein für die Social
Media Kanäle. Die App-Vielfalt, für Aufnahme und Bearbeitung der Bilder
direkt im Smartphone, lässt heute ja kaum noch Wünsche übrig.
Wann hast du dir zuletzt eine neue Kamera gekauft und warum?
Vor zwei Monaten, eine Zweitkamera, falls die erste einen Defekt haben
sollte. Die Entscheidung fiel zugunsten einer Spiegelreflexkamera. Beim
nächsten Mal werde ich wohl umsteigen, auf eine spiegellose
Systemkamera. Wir werden sehen.
Was würdest du einem engagierten Hobbyfotografen oder einem jungen
Menschen mitgeben, der Profi werden möchte?
Fokussieren, sich spezialisieren und nicht mit einem Bauchladen durch
die Welt gehen, das ist auch wesentlich für das Marketing. Als
Hochzeitsfotograf darf man sich anders aufstellen, als ein
Naturfotograf, Architekturfotograf oder ein Businessfotograf. Lernen,
so viel wie möglich in die Weiterbildung investieren. Praktika
absolvieren und anderen Fotografen über die Schulter schauen. Eine
Ausbildung bei einem/einer sehr sehr guten Fotografen/Fotografin
absolvieren. Testweise einen realistischen Businessplan aufstellen. Als
Angestellter leben wir von dem monatlichen Gehalt. Als Berufsfotograf,
müssen wir viele und andere Rahmenbedingungen berücksichtigen und
realistisch kalkulieren. Welchen Betrag benötige ich zum Leben? Welches
Honorar ist erzielbar, welche Kosten stehen gegenüber, welche
Versicherungen benötige ich? Wie sieht es mit der Steuer aus?
Informieren über die Rahmenbedingungen.
Im Mai ist im dPunkt Verlag
ein Buch zu diesem Thema erschienen "Selbständig als Fotograf(in)" (Amazon),
geschrieben von zwei lieben Kollegen, Nicole und Ralf Obermann. Auf
Seite 235 durfte ich auch einige Zeilen beisteuern.
Unbedingt lesenswert ist dieser Artikel, der Aufschluß darüber gibt, wie man als Freiberufler einen sinnvollen Stundensatz kalkuliert.
[Anmerkung der Fotonanny: den Artikel sollten auch all diejenigen lesen, die sich gerne mal über horrende Stundensätze von Handwerkern und anderen Dienstleitern echauffieren.]
Was empfiehlst du Menschen, die noch nicht so lange fotografieren,
und ihre fotografischen Kenntnisse/Fähigkeiten verbessern wollen?
Theorie und Praxis aneignen mittels Bücher, Videos oder den Besuch von
Kursen. Den Blick schulen, durch Ausstellungen, Fotobildbände, Bilder
anderer Fotografen. Bilder "nachfotografieren", um zu erlernen, wie
sie entstanden sind. Experimentieren und probieren, mutig sein, und ganz
ganz ganz viel fotografieren.
Was gibt es sonst noch so zu erzählen?
Da antworte ich gerne mit einem Zitat von Andreas Feininger: "Die Tatsache, dass eine im
konventionellen Sinn technisch fehlerhafte Aufnahme gefühlsmäßig
wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene
schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische
Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht."
Technik ist in der Fotografie Mittel zum Zweck, vorbereitet zu sein,
ist viel wichtiger. Sehen lernen und eigene Bilder kreieren, kreativ sein,
was gibt es Schöneres? Die Welt ist bunt und fröhlich, zeigen wir es in
unseren Fotografien!
Wo kann man mehr über dich erfahren und mehr von deinen Bildern
sehen?
Im www gleich mehrfach, auf Facebook, Instagram, google+ und
www.fotodialoge.com und www.fotografie-willeke-jungfermann.com. Ein
herzliches Willkommen.
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