Dahoam in Giasing* |
Ich komme nicht so oft aus München weg wie andere Leute. Darum fällt mir manchmal die Decke auf den Kopf, und ich blöke herum. Ich erkläre, dass ich alles schon fotografiert habe, und unbedingt mal weg muss, um etwas anderes zu sehen. Woanders gibt es ganz andere, total spannende und viel interessantere Motive als hier. Vor allem solche, die ich noch nicht fotografiert habe. Das ist natürlich Quatsch, denn bereits Karl Valentin wusste: Alles ist schon fotografiert worden, nur noch nicht von jedem. 😉
Als wir neulich Besuch aus dem hohen Norden bei uns zu Gast hatten, waren gemütliche Spaziergänge angesagt. Auf dem Weg in die Biergärten und zum Bäcker zeigten wir unseren Gästen "unser" Stadtviertel. Dabei sind mir so viele Motive "entgegengesprungen" wie selten zuvor. Mein Gelangweilt-Sein von der unmittelbaren Umgebung hat also nichts mit den real vorhandenen Motiven zu tun, sondern mit meiner inneren Einstellung.
Wenn man rein zweckorientiert zum Bäcker läuft, um Semmeln zu holen, hat man nur im Kopf, möglichst schnell alles zu erledigen. Man sieht vielleicht ein potenzielles Motiv, aber mit der Einkaufstüte in der Hand und mit knurrendem Magen rennt man einfach dran vorbei. Das nächste Mal fotografiere ich das (vielleicht), so der Gedanke. Aber beim nächsten Mal ist irgendetwas anderes los, was mich davon abhält, das Bild zu machen. Am Ende ist das ganze Motiv weg, weil es aus seinem Umfeld entfernt, oder weil das ganze Gebäude abgerissen wurde. Die schöne Hausfassade, der niedliche kleine Garten, die Tankstelle aus den Sechziger Jahren - das war alles so selbstverständlich, dass ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass all diese Dinge eines Tages einfach weg sein könnten.
Besonders schwierig finde ich die unerwartet skurrilen Veränderungen von Motiven, die ich nicht für fotografierenswert halte. So gab es beispielsweise zwei Bankfilialen, die in den Nachwehen der Finanzkrise geschlossen wurden. Diese optisch wenig attraktiven Läden an Straßenecken gehörten immer zum Straßenbild, nichts Besonderes. Als mir neulich einen Döner holen wollte, funkelte mir an einer dieser Straßenecken ein neues, knallrotes Firmenschild entgegen: Ein 1-Euro-Shop! Ja, da hätte ich gerne einen Vorher-Nachher-Bildvergleich gezeigt. Das geht leider nicht, weil es in meinem Archiv kein "Vorher"-Bild gibt. Deshalb werde ich jetzt wieder öfter stehenbleiben und Bilder machen - und sei es "nur" mit dem Smartphone.
Wenn man rein zweckorientiert zum Bäcker läuft, um Semmeln zu holen, hat man nur im Kopf, möglichst schnell alles zu erledigen. Man sieht vielleicht ein potenzielles Motiv, aber mit der Einkaufstüte in der Hand und mit knurrendem Magen rennt man einfach dran vorbei. Das nächste Mal fotografiere ich das (vielleicht), so der Gedanke. Aber beim nächsten Mal ist irgendetwas anderes los, was mich davon abhält, das Bild zu machen. Am Ende ist das ganze Motiv weg, weil es aus seinem Umfeld entfernt, oder weil das ganze Gebäude abgerissen wurde. Die schöne Hausfassade, der niedliche kleine Garten, die Tankstelle aus den Sechziger Jahren - das war alles so selbstverständlich, dass ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass all diese Dinge eines Tages einfach weg sein könnten.
Besonders schwierig finde ich die unerwartet skurrilen Veränderungen von Motiven, die ich nicht für fotografierenswert halte. So gab es beispielsweise zwei Bankfilialen, die in den Nachwehen der Finanzkrise geschlossen wurden. Diese optisch wenig attraktiven Läden an Straßenecken gehörten immer zum Straßenbild, nichts Besonderes. Als mir neulich einen Döner holen wollte, funkelte mir an einer dieser Straßenecken ein neues, knallrotes Firmenschild entgegen: Ein 1-Euro-Shop! Ja, da hätte ich gerne einen Vorher-Nachher-Bildvergleich gezeigt. Das geht leider nicht, weil es in meinem Archiv kein "Vorher"-Bild gibt. Deshalb werde ich jetzt wieder öfter stehenbleiben und Bilder machen - und sei es "nur" mit dem Smartphone.
Besonders einfach und erfolgversprechend ist das Projekt, wenn man sich - wie im Urlaub - auf schöne Motive konzentriert, oder zur Kamera greift, solange die Lichtstimmung besonders ist. Im richtigen Licht werden selbst die unscheinbarsten Dinge zu interessanten Fotomotiven. Und auch hier gilt das Motto: Die beste Kamera ist die, die man dabei hat.
Auf meiner Fotoprojekte-Seite gibt's deshalb ab sofort die schönsten Bilder unter der Überschrift "Dahoam in Giasing*" (in Giesing zuhause).
Innerhalb Münchens wird Giesing als ein Viertel angesehen, die offizielle Unterteilung in die Stadtbezirke 17 und 18 ist Quatsch. Weiter verbreitet ist die Unterscheidung in das kleinere Untergiesing (unterhalb des Isarhangs, zwischen Tierpark Hellabrunn und Kolumbusplatz), das größere Obergiesing (oberhalb des Isarhangs zwischen Ostfriedhof, Bayern/1860-Gelände). Mit dem wohlhabenden Harlaching hat der Giesinger nix am Hut. Wenn er gezwungen ist, in einen anderen Stadtteil umzusiedeln, versucht er/sie, schnellstmöglich wieder zurückzukehren.
Auch nach Jahren des Exils kommt man regelmäßig zurück, um die alten Freunde zu besuchen und gemeinsam ein Bier zu trinken. (frei nach Wikipedia)
Auf meiner Fotoprojekte-Seite gibt's deshalb ab sofort die schönsten Bilder unter der Überschrift "Dahoam in Giasing*" (in Giesing zuhause).
Innerhalb Münchens wird Giesing als ein Viertel angesehen, die offizielle Unterteilung in die Stadtbezirke 17 und 18 ist Quatsch. Weiter verbreitet ist die Unterscheidung in das kleinere Untergiesing (unterhalb des Isarhangs, zwischen Tierpark Hellabrunn und Kolumbusplatz), das größere Obergiesing (oberhalb des Isarhangs zwischen Ostfriedhof, Bayern/1860-Gelände). Mit dem wohlhabenden Harlaching hat der Giesinger nix am Hut. Wenn er gezwungen ist, in einen anderen Stadtteil umzusiedeln, versucht er/sie, schnellstmöglich wieder zurückzukehren.
Auch nach Jahren des Exils kommt man regelmäßig zurück, um die alten Freunde zu besuchen und gemeinsam ein Bier zu trinken. (frei nach Wikipedia)
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