Wie gut ist Ihre Bildbearbeitung?,
titelte unlängst die Betreffzeile eines Newsletters.
Sinngemäß ging es weiter:
Jedes Kalender- oder Wettbewerbsfoto braucht einen Wow-Effekt. Die Konkurrenz macht es genauso, und wenn Sie Ihre Bilder nicht an diesen Standard anpassen, kaufen die Kunden Ihren Kalender nicht.
Die Aufforderung ist klar und eindeutig: Ohne "exzellent nachbearbeitete Bilder" hat man auf "dem Markt" keine Chance. Wir erleben gerade ein Phänomen, das wir aus der Nahrungsmittelbranche kennen: ohne Geschmacksverstärker schmeckt es nicht.
Gründe mitzumachen gibt es viele. Unter'm Strich bringt es Vorteile: Erfolg, Ansehen,
Einnahmen. Vielleicht haben auch Sie sich längst an diese moderne
Ästhetik gewöhnt, und finden sie selbst so schön, dass man Sie gar nicht auffordern muss,
dem Trend zu folgen. Indem Sie es tun, tragen Sie dazu bei, diese Entwicklung weiter zu verstärken. Im
Umkehrschluss führt der Trend zu überhöhten Bildern dazu, dass "natürliche Fotos" auf die
meisten Menschen wirken wie Anfängerbilder.
Der "Normalverbraucher" hat vom Fotografieren keine Ahnung, und hält das Hochglanz-Endergebnis für ganz natürliche Fotos. Was heute aus einer Kamera kommt, hat mit den Digitaldateien von früher nicht mehr viel zu tun. Aber selbst das ist nicht mehr genug: "Farbkorrigierte, kontraststarke Fotos, sprich exzellent nachbearbeitete
Bilder mögen nichts mit der Realität in der Aufnahmesituation
zu tun haben. Es passt aber zu den Sehgewohnheiten, die sich durch
lichtstarke Monitore sowie digitale Filter in Social-Mediabeiträgen
verändert haben."
Stopp!
Lesen Sie den Absatz oben noch einmal, und denken Sie einen Moment lang nach. Was passiert da gerade?