Der Fotograf macht das Bild, nicht die Kamera.
Diesen Satz würde ich nach wie vor so stehen lassen, wenn es um die Gestaltung eines Bildes geht. Was die technische Umsetzung angeht, da sieht es etwas anders aus. Die Kamera, die ein Fotograf benutzt, spielt in vielen Fällen auch eine entscheidende Rolle.
Da ich mich nun ans nächste Buchprojekt mache, habe ich mir die Aufgabe gestellt, bestimmte Fotosituationen mit verschiedenen Kameratypen einzufangen. Die Techniker werden sich jetzt die Hände reiben, denn es kommen zwei ungleiche Kontrahenten zum Einsatz: in diesem Fall die Canon Powershot A460 (Kompaktmodell, ca. 100 EUR) und die schon etwas in die Jahre gekommene Canon EOS 5D (Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor, Gehäusepreis aktuell/gebraucht immer noch 1.300,- EUR mit einem Sigma 28-70 / 2,8 Objektiv, Kaufpreis 2008 ca. 320 EUR).
Die Beweisfotos sprechen eine deutliche Sprache:
Links jeweils das Foto mit der Kompakten, rechts das gleiche Motiv fotografiert mit der großen Schwester aus dem gleichen Haus. Diese Fotos sind schärfer, klarer, besser belichtet. Der große Sensor in der 5D bringt bei schwachen Lichtverhältnissen eindeutig bessere Bilder, und das ist keine Überraschung.
Warum ist das so?
Der Sensor einer Kompaktkamera (oder eines Foto-Handys) ist viel kleiner, dadurch "rauschen" die Fotos viel stärker. Obwohl die A460 eigentlich bis ISO 800 fotografieren könnte, entscheidet sich die ISO-Automatik wohl wissend dafür, bei ISO 200 Schluss zu machen. Dadurch verlängert sich die Verschlusszeit, das Foto verwackelt und/oder die Bewegungen von Passanten lassen sie im Bild verwischt und unscharf erscheinen. Man könnte nun von Hand auf ISO 800 erhöhen, hätte aber trotzdem kein schärferes oder klareres Bild, bedingt durch das stärkere Rauschen.
Die 5D, bei diesen Aufnahmen auf ISO 800 begrenzt (sie könnte bis ISO 3200), bietet kürzere Verschlusszeiten und damit auch mehr Schärfe. Hinzu kommt die bessere Optik, und eine rauschärmere Umsetzung bei höhren ISO-Einstellungen.
Ein anderer wichtiger Faktor für das Bildergebnis ist die Belichtungsmessung. Die kann bei der großen Spiegelreflexkamera unterschiedlich eingestellt werden (Spot oder Mehrfeldmessung). Dadurch lässt sich viel genauer regulieren, wo und wie gemessen werden soll: eher auf die Lichter oder über das gesamte Bildfeld. Bei der Powershot gibt es diese Einstellmöglichkeit nicht, sie hat nur einen zentralen Autofokus in der Bildmitte - die Lichter überstrahlen. Die Helligkeit des Bildes kann man zwar mit der Plus/Minus-Korrektur noch ein Stück weit hinbiegen, aber die Ergebnisse überzeugen nicht wirklich, vor allem wenn die Motive so kontrastreich sind wie hier. Etwas besser schneidet die kleine Kamera ab, wenn man ein hell und gleichmäßig beleuchtetes Schaufenster fotografiert.
Fazit: Es muss keine teure 5D sein, aber die Größe des Sensors (und die Menge der darauf untergebrachten Pixel) sind entscheidend dafür, ob Fotos in solchen Situationen Freude machen oder nicht. Deshalb lautet die Devise: Wer häufig bei schlechten Lichtverhältnissen fotografiert, kommt mit einer billigen Kompaktkamera leider nicht sehr weit. Zur Ehrenrettung der A460: Das Foto von der Feuerzungenbowle ist mit dieser Miniknippse gemacht. Hier zeigt sich nämlich, dass man als Fotograf durch die Wahl des Motivs und die Wahl des Bildausschnitts durchaus nette Bilder schießen kann!
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