Freitag, 29. Juni 2012

Sehenswürdigkeiten fotografieren

Größe ist eine Frage des Blick(Bild)winkels


Südengland lautete das Reiseziel in diesem Sommer, und als Tourist kommt man an Stonehenge natürlich nicht vorbei. Die geschätzt 5000 Jahre alte Ansammlung von Steinen ist Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Man kann sich eine Menge Theorien zu Gemüte führen, wieso der Steinkreis errichtet und wozu er benutzt wurde. So ganz genau weiß man das aber nie, denn die emsigen Archäologen finden immer wieder neue Erklärungen.

Die meisten Besucher sind fürchterlich enttäuscht, wenn sie vor den Steinen stehen. Da hat man die sagenhaften Sonnenaufgangsbilder von riesengroß erscheinenden Menhiren im Hinterkopf, mystisches Licht müsste man dazu haben, und überhaupt sollte man in Stonehenge ganz alleine sein... Tatsache ist jedoch, dass Hunderte von Menschen den Steinkreis umrunden, sich einen Audioguide ans Ohr halten und mit der anderen Hand Fotos machen. Schrecklich?


Nein, weit gefehlt. Stonehenge ist auch im Jahr 2012 eine faszinierende Kultstätte. Wenn man die ganzen mystischen Erwartungen mal beiseite und den blubbernden Audioguide ausgeschaltet lässt, eröffnet sich ein ganz neuer Blick. Dieser Ort war immer schon eine Versammlungsstätte von Menschen für Menschen. Genau das ist es bis heute geblieben. Mystisch ist für mich am ehesten die Tatsache, dass selbst nach 5000 Jahren noch so viele Leute hierher pilgern.

Die Wirklichkeit ist oftmals spannender als die Fantasie!

Als Fotograf steht man immer vor der Entscheidung, ob man sich selbst ein Bild von einer so bekannten Sehenswürdigkeit machen soll. Ja oder nein?

Wenn Ja, dann stellt sich die Frage, was man im Foto zeigen und was man lieber weglassen möchte. Es ist legitim, wenn man sich für die immer gleiche mystische Ansicht der weltbekannten Steine entscheidet, und die Postkartenklischees nachfotografiert, die man im Kopf hat. Mit ein bisschen Photoshop und Effektfilter bekommt man die Stimmung notfalls irgendwie hin. Das Erinnerungsfoto "xy vor Stonehenge" als Beweis, dass man selber hier war, dürfte noch beliebter sein.

Mein Stonehenge ist voller Touristen, darüber ein atemberaubender Wolkenhimmel. Wenn Steine sprechen könnten, dann hätten diese hier sicher eine Menge zu erzählen. Hoffentlich findet irgendwann jemand eine Möglichkeit, das in den Steinen gespeicherte Wissen auf  unsere modernen elektronischen Tamagotchis herunterzuladen. Dann würde auch ich auf den Play-Button drücken und mir anhören, was sie zu berichten haben. 😉

1 Kommentar:

  1. Oh ja. Die Touristen sind oft das interessantere Motiv. Ich finde das hier hervorragend umgesetzt.

    Ich mache das auch gerne so, um der Postkartenfalle zu entkommen. Der Nachteil: man muss sich ständig gedanklich mit der Fotografie beschäftigen.
    Nach dem letzten Urlaub habe ich das Gefühl, je schöner der Urlaub, desto schlechter werden die Fotos. Vor lauter Urlaub machen habe ich nur Postkarten fotografiert. War auch mal ganz entspannend.

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