Bärlauch gibt es in München in Hülle und Fülle. In den Isarauen findet man die intensiv grünen Blätter meistens schon im März. Wenn alles drumherum noch im winterlichen Braungrau vor sich hindöst, sorgen die ersten Bärlauchpflanzen für Farbe in der Landschaft und verbreiten einen intensiven Geruch. In diesem nassen und kühlen Frühjahr ist die Bärlauchblüte etwas später dran. An sonnigen Standorten sind die ersten Blüten schon da, im Schatten sind die Knospen noch geschlossen. Jetzt wird es Zeit zum Fotografieren zu gehen - und Sie können noch ernten.
Das hier ist ein Foto-Blog, darum fange ich mit den Fotothemen an.
Weiter unten finden Sie diesmal auch ausführliche Informationen zu dieser tollen
Pflanze, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Vielleicht bekommen Sie Lust, Ihr Fotomotiv zu verspeisen?
Das Schwierigste an der Bärlauchblütenfotografie ist das Licht. Sonnenschein setzt wunderbare Akzente, sorgt aber auch für harte Kontraste.
Befindet sich Ihr Motiv im Schatten oder Halbschatten, entstehen auf benachbarten Blättern, die von der Sonne angestrahlt werden, extreme Reflexionen. Achten Sie bei der Gestaltung des Bildausschnitts auf eine gleichmäßige Ausleuchtung des Motivs und nutzen Sie die Überbelichtungswarnung, die Sie vor überstrahlten (ausgefressenen, ausblutenden) Bereichen warnt.
Funktionen wie HDR oder die intelligente Kontrastanpassung helfen bei kontrastreichen Motiven, sind beim Bärlauch aber oft zu schwach. Es kommt schon beim Fotografieren auf die korrekte Belichtung der hellsten Bereiche an.
Im Zweifelsfall ist ein engerer Ausschnitt oder ein Motiv im Schatten einfacher zu belichten. Auch die weißen Blüten reflektieren mehr Licht und können zu hell werden.
Benutzen Sie die Spotmessung der Kamera und richten Sie sie auf die hellste Stelle des Motivs (Blüte). Mit der Belichtungskorrektur können Sie die Helligkeit ebenfalls feinsteuern. Das RAW-Format ist sinnvoll, JPEG-Fotografen empfehle ich eine Belichtungsreihe mit mindestens 1EV +/-
Bei der Gestaltung Ihrer Bilder haben Sie viele Möglichkeiten: Zeigen Sie die schiere Menge der Pflanzen mit einer Weitwinkel-Totale von oben oder verdichten Sie die Perspektive mit dem Tele. Gehen Sie in die Knie, fotografieren Sie den Bärlauch "auf Augenhöhe" und stellen Sie auf eine markante Blüte scharf.
Je nach Kameramodell kann ein Makroobjektiv bzw. die Makrofunktion notwendig werden. Die Blüten sind klein und wirken am besten, wenn Sie möglichst nah dran sind, und Ihr Motiv formatfüllend abbilden können. Achten Sie darauf, dass der Autofokus die richtige Stelle trifft oder regeln Sie die Schärfe von Hand nach.
Mit der Blendenvorwahl (Av) und Offenblende (f2,8 - f4,5) können Sie Sie einzelne Blüten vor dem Hintergrund besser freistellen, ist mehr Schärfentiefe gewünscht, schließen Sie die Blende. Aber Vorsicht: Im Schatten führt das Abblenden auf f11 oder mehr für einen höheren ISO-Wert (ISO Automatik) oder die Belichtungszeit verlängert sich und es droht Verwacklungsgefahr.
Bei Aufnahmen auf Bodenhöhe benötigen Sie als Zubehör ein Stativ, auf dem Sie die Kamera in Bodennähe montieren können. Günstiger ist ein Bohnensack oder ein zum Gewicht der Kamera passendes Gorillapod. Weil der Bärlauch feuchte Umgebung schätzt, sollten Sie zudem eine wasserfeste Unterlage dabei haben - damit bleiben die Kniepartien Ihrer Hosen sauber, wenn Sie eine tiefe Aufnahmeperspektive wählen. Ein Schwenkdisplay ist bei solchen Motiven natürlich von Vorteil.
Ein perfekter Ort in München, wo Sie extrem viel Bärlauch auf engstem
Raum finden, ist der Park im Auwald am östlichen Isarufer zwischen
Tierpark und Candidplatz.
Wenn Sie in den nächsten Tagen zum Fotografieren aufbrechen, erwischen Sie die Bärlauchblüte noch in verschiedenen Phasen. Je nach Standort finden Sie Pflanzen mit geschlossenen Knospen aber auch schon welche, die in voller
Blüte stehen.
Bringen Sie Abwechslung in Ihre Fotoserie, indem Sie nicht nur die Perspektive und die Brennweiten wechseln, sondern auch den Bildausschnitt bzw. das Format: 16:9 oder Quadrat - probieren Sie viel aus.
In Schwarzweiß kommt das Motiv übrigens auch sehr gut zur Geltung.
Um mehr über den Bärlauch zu erfahren: hier geht der Artikel weiter.
Wissenswertes über den Bärlauch
Der "Waldknoblauch" wuchert wie Unkraut, er mag schattige und halbsonnige Standorte in Laubwäldern und an kleinen Bächen. Die ersten Blätter sieht man schon im März, die Blütezeit beginnt zwischen Ende April und Mitte Mai. Danach welken die Pflanzen sehr schnell und werden gelb. Wer gerne Knoblauch isst, aber nicht danach riechen will, ist mit frischem grünen Bärlauch bestens bedient.
Vorsicht: Verwechslungsgefahr!
Bärlauchblätter ähneln den Blättern von Maiglöckchen, Herbstzeitlosen
und Geflecktem Aronstab, die alle drei extrem giftig sind. Reiben Sie die Blätter zwischen den Fingern. Es muss der typische knoblauchartige Geruch auftreten. Falls nicht oder wenn Sie unsicher sind, lassen Sie die Finger davon. Maiglöckchen stehen eher allein, Bärlauch wuchert in Massen, vor allem in den Isarauen. Aber seien Sie trotzdem vorsichtig: auch beim Bärlauch gibt es im ersten Jahr "Einzelgänger".
Dass Bärlauch giftig wird, wenn er anfängt zu blühen, stimmt nicht. Ich müsste längst tot sein. Auch die Blüten und Zwiebeln kann man
essen, Blüten habe ich schon probiert.
Moderne Stadtmenschen schauen mich manchmal entsetzt an, wenn ich in den Bärlauch gehe. Iiiiii - Hundepipi! Hundebesitzer haben mir versichert, dass ihre Vierbeiner einen großen Bogen um die Pflanzen machen, denn der intensive Geruch muss für die feinen Hundenasen eine echte Herausforderung sein. Natürlich pflücke ich meinen Bärlauch nicht direkt am Weg. Ich stelze wie ein Storch mitten ins tiefe Grün, versuche dabei, nicht zu viele dieser wunderbaren Pflanzen zu zertreten, und nehme mir immer nur so viele Blätter mit, wie ich brauche.
Es gibt keine wissenschaftliche Bestätigung, dass man sich über den Bärlauch mit dem Fuchsbandwurm anstecken kann. Wer sich darüber Sorgen macht, kann vorher klären, ob er in einem entsprechenden Risikogebiet wohnt. Vor dem Verzehr abwaschen ist wie bei jedem Salat selbstverständlich. Man muss auch keine
Blätter nehmen, auf denen vorher Schnecken ihre Spuren hinterlassen
haben. Das sieht man mit bloßem Auge und wenn nicht, haben Sie ja Ihre Kamera dabei ;-)
Als Heilpflanze fördert Bärlauch die Verdauung, verhindert Arteriosklerose
und senkt den Blutdruck. Dass man ihn auch im Supermarkt kaufen kann,
ist fein, aber dort ist er völlig überteuert. Am intensivsten schmecken die Blätter, solange die Pflanze noch
nicht geblüht hat. Bärlauch kann man nicht nur als Zutat im Salat
genießen - meine Favoriten sind Bärlauch-Kartoffelsalat oder Gurkensalat
mit Bärlauch. Es gibt jede Menge leckere Rezepte, von der Suppe über
Pesto bis hin zu Bärlauchbutter oder -quark. Beim Kochen oder Trocknen
verlieren die Blätter ihr Aroma, einfrieren kann man sie zur Not, aber
frisch sind sie einfach am besten. In ein feuchtes Tuch eingewickelt
halten sie sich etwa eine Woche im Kühlschrank.
Wenn
Sie zum Fotografieren gehen, nehmen Sie einen etwas größeren
Gefrierbeutel mit. Füllen Sie ihn mit etwas Wasser, geben Sie die
Blätter hinein und danach wird der Beutel leicht aufgepustet verknotet.
So sind die Bärlauchblätter geschützt und bleiben frisch. Geerntet wird
die Pflanze am besten mit einer Schere oder einem scharfen Messer.
Nehmen Sie pro Pflanze immer nur ein bis zwei Blätter, am besten die
kleineren, die sich oft unter den größeren verstecken. Die sind milder
im Geschmack.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Bärlauch-Rezepte, für Veganer, Vegetarier und hier für alle anderen.
Und jetzt nichts wie los: erst fotografieren, dann ernten.
Wer im Garten einen passenden Standort für Bärlauch hat, für den ist der Herbst die beste Zeit, um die Zwiebeln zu pflanzen. Auch hier: Vorsicht. Wo sich der Waldknoblauch wohlfühlt, da vermehrt er sich rasant.
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