Die Foto-Fernsehtipps sind seit 2010 ein fester Bestandteil im Fotonanny-Blog. Das liegt daran, dass der Kunstlinks-Newsletter nicht nur interessant ist, sondern auch so zuverlässig und pünktlich in meinem Posteingang landet. Mich hat schon damals interessiert, wer eigentlich hinter diesem Projekt steckt. Deshalb freue ich mich sehr, dass Hermann Ludwig auf meine Interviewanfrage eingegangen ist. Wir kennen uns nicht persönlich, aber ich habe mich bei www.kunstlinks.de ein bisschen vorab informiert.
Die "kunstlinks" sind erstmals im Februar 1999 als "kunstunterricht.de" ans Netz gegangen. Ihr Webmaster ist Hermann Ludwig, der seit 1978 in Bayern als Kunsterzieher tätig war und jetzt im Ruhestand weitermacht.
„Die Fernsehtipps bieten Orientierung im linearen Fernsehen, helfen bei der Programmierung, aber auch bei der Suche in den Mediatheken und teilweise auf Youtube.“
Sie helfen auch mir, weil ich im Newsletter nach dem Stichwort „Fotografie“ suchen kann.
"Selten wurde ich so konkret und kompetent befragt, so dass ich jetzt nicht wiederstehen konnte, mich zu einzelnen Fragen dieses Interviews etwas ausschweifend zu äußern. Da bin ich mal gespannt, ob und wie die Fotonanny das auf ihrer Seite unterkriegt", schreibt Hermann Ludwig zum Auftakt unseres Interviews. In der Tat, das Gespräch bietet Stoff für mehr als einen Blogpost, darum teile ich es in appetitliche Häppchen auf. :-)
FN: Hermann, wie entstand die Idee zu dieser Webseite?
Wer war/ist die Zielgruppe? Was sollte erreicht werden?
Wie kam es zur Umbenennung von kunstunterricht.de zu kunstlinks.de?
HL: Zuerst waren wir Mitte der Neunziger eine Gruppe medienaffiner Kunstlehrer, die davon überzeugt waren, dass man mit der Integration von Computern im Kunstunterricht zeitgemäßer, professioneller und für die Schüler interessanter und nutzbringender arbeiten könnte. Ich persönlich hatte schon am Atari programmiert und hatte Lust, zum Nutzen der Kunstlehrerschaft und Schüler alles zu sammeln, was diesen im Unterricht dienen könnte und wollte das in Linkform anbieten.
Wie man das halt so macht, habe ich mir einen Haufen Domain-Namen gesichert, unter denen das dann parallel im Netz erschien. So fischt man Besucher, die aus der einen oder aus der anderen Ecke kommen und bietet etwa den Schweizern oder den Österreichern jeweils ihre landestypische Adresse an.
Die originäre Zielgruppe waren also die Kunstlehrer. Im Rahmen des Kunstunterrichts gibt es aber dermaßen viele Verzweigungen in die Kultur-, Technik- und Menschheitsgeschichte, dass das allgemein auch furchtbar viele andere Leute ansprechen könnte, weswegen dann die Bezeichnung „Kunstlinks“ passender und leichter aussprechbar gewonnen hat.
FN: Wie sind die Rückmeldungen – damals und heute?
HL: Die Fernsehtipps haben stabil so um die 3000 Abonnenten, wie viele sie auf der Seite ansehen weiß ich nicht. Bei Fehlern gibt es natürlich massenhaft Protest. Hin und wieder kommt aber auch Lob und Anerkennung. Dieses Jahr haben fünf Nutzer eine kleine Spende überwiesen, daraus kann ich auch auf deren gesteigerte Zustimmung schließen.
Etwas frustrierend, aber auch verständlich, ist, dass nach Fertigstellung und Versand sofort Kündigungen kommen von Leuten, die anlässlich des Postings feststellen, dass sie die Fernsehtipps gar nicht brauchen.
Etwas frustrierend, aber auch verständlich, ist, dass nach Fertigstellung und Versand sofort Kündigungen kommen von Leuten, die anlässlich des Postings feststellen, dass sie die Fernsehtipps gar nicht brauchen.
FN: Der Newsletter ist immer sehr pünktlich. Wie werden die Informationen zu den jeweils aktuellen Sendungen gesucht und für kunstlinks.de aufbereitet ?
HL: Prinzipiell sind das die Quellen, die am Ende der Fernsehtipps aufgelistet sind, also eigentlich öffentlich erreichbare. Allerdings habe ich mich bei verschiedenen Sendern als Presse registriert, um eine erweiterte Vorschau zu bekommen, sonst sieht man ja nur ein paar Tage voraus.
„Früher war alles besser“: Da gab es eine Seite aus der Schweiz , die sogar mehr als vier Wochen in die Zukunft anbot, und „prisma“ hatte einen ausgefeilten Suchmechanismus und ebenfalls ein paar Tage über die vier Wochen hinaus.
„Heute ist alles schlechter“: Da gebe ich als ein Schlagwort unter vielen „Kunst“ ein und fräse mich durch 1560 Sendungen. Ich habe aber weiterhin den Ehrgeiz, den Vierwochen-Rhythmus beizubehalten, für mich, meine Frau, meine Abonnenten und um Kollisionen mit Urlaub etc. zu vermeiden. Das bedeutet mittlerweile ein ziemliches Gefrickel, um die vierte Woche knapp vor dem Sendetermin fertig zu bekommen. Das ist ein bisschen wie Sport…
FN: Wie viele Leute arbeiten an diesem Projekt aktiv mit ?
HL: Die Kunstlinks und die Fernsehtipps sind ein Ein-Mann-Betrieb, die mache ich selbst alleine.
FN: Wie wichtig ist die Förderung durch das Bundesministerium für Bildung
und Forschung und andere Partner? Wie sieht die Förderung konkret aus?
HL: Förderung gibt es für die Kunstlinks keine, allerdings haben sie mir beruflich sehr genützt. Ich konnte dadurch meine Bekanntheit im Kollegenkreis verbessern und wurde zu verschiedenen interessanten Projekten geladen. Diese Projekte (wie InfoSchul vom BMBF oder Denkmal-aktiv) brachten dann auch (zweckgebundene) Fördergelder, mit denen ich die Ausstattung meines Zeichensaals in der Schule voran bringen konnte, woraufhin wieder vermehrt Schüler und Schülerinnen digital arbeiteten und wieder bei Projekten und Wettbewerben einreichten. Das diente alles meiner Vernetzung und brachte mir schließlich auch eine beförderungswirksame Sonderfunktion des Kultusministerium für „besondere Verdienste für die Kunsterziehung in Bayern“ ein, so dass ich letztlich auf ein erfolgreiches Lehrerdasein zurück blicken kann, das ohne diese Aktivitäten wesentlich schaler ausgefallen wäre. Die Belohnung und Förderung kam also eher indirekt.
HL: Ich habe in den Neunzigerjahren intensiv mit der Fotographie angefangen, zwei Leicaflexe mit schönen Objektiven gehabt, dazu eine 9x12er Plattenkamera mit riesigem Balgen und mein Fotolabor mit Leitz-Focomaten. Meine Abzüge habe ich nach Rezepturen und Methoden aus den 30er- und 50er-Jahren auf Barytpapier gezogen, mit den aufwändigen Arbeitsschritten und bis zu den unvermeidbaren Verlusten auf der Folie der Hochglanzpresse. Wie es dann digital wurde war ich natürlich auch sofort dabei, von den ersten kleinen Knipsern bis zu meiner Canon EOS 7D heute. Das war dann auch wieder interessant für meinen Unterricht, wo ich Wahlunterricht im Fotolabor anbieten konnte und am Computer Bildbearbeitung.
FN: Aus diesem ersten Teil des Interviews nehme ich mit, dass sich Engagement langfristig auszahlt, für einen selbst aber auch für andere, in diesem Fall besonders die Schüler. Unterwegs erfordert der Einsatz viel
Energie: Durchhaltevermögen und die vielbeschworene
Frustrationstoleranz. Beruf, ehrenamtliches Engagement und Privatleben in Einklang zu bringen ist und bleibt wohl für die meisten eine sportliche Herausforderung.
Im zweiten Teil werden wir uns über unser wichtigstes "Handwerkszeug" unterhalten: das Internet. Ein wichtiges Schlagwort darf dabei nicht fehlen: Medienkompetenz.
HL: "Mein Bestreben war stets, dass aus reinen Medien-Konsumenten selbst Gestalter wurden."
Den zweiten Teil des Interviews finden Sie hier.
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