Grün beruhigt, sagen die Psychologen. Blau ist dennoch die Lieblingsfarbe der meisten Menschen, und auf Rot springen wir alle an. Wie ist das bei Ihnen? Blau kommt in der Natur nicht so oft vor. Das klingt paradox, weil wir den Himmel und das Meer als blau wahrnehmen, aber das ist eine optische Illusion. Warum das so ist, wird in der Sendung Terra X - Die Magie der Farben schön erklärt. Und da sind natürlich noch die ganzen anderen Farben. Gerade jetzt im Sommer ist die Natur sehr bunt. Testen und trainieren Sie Ihre Beobachtungsgabe.
Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, wieviele Arten von Grün es im Lauf des Jahres in der Natur zu entdecken gibt. Wieviele Nuancen können wir mit dem Auge unterscheiden? Welchen Einfluss haben das Wetter und die Beleuchtung auf das Aussehen der Grüntöne? Ab wann würden Sie eine Farbe noch als Grün oder schon als Gelb bezeichnen? Das sind Fragen, die man als FotografIn nicht so oft stellt, weil wir
beim "Bildermachen" einfach die Dinge nehmen, die wir schön oder interessant finden.
Anschließend können wir uns die Farben am Computer so hindrehen, wie es
uns am besten gefällt. Auch bei der hinreichend bekannten Übung "Nur eine Farbe" nehmen wir es mit den Farbnuancen nicht so genau. Grün ist grün, Rot ist rot? Natürlich nicht. Gehen Sie auf die Suche nach Nuancen.
Wie setzt die Kamera diese feinen Farbtöne um? Oh
ja, das ist sehr verschieden. Wenn Sie mehrere Kameras haben, machen Sie
dieses Experiment: Fotografieren Sie Ihr Motiv einmal mit dem
Smartphone, einmal mit Ihrer "richtigen" Kamera, und vielleicht noch
einmal mit einer älteren Kamera von früher. Sie
können auch einmal die RAW-Datei mit dem JPEG vergleichen. Wie
entwickeln Sie das Motiv, wie hat es die Kamera als JPEG ausgegeben? Helligkeit und Kontrast vor Ort, aber auch in den Kameraeinstellungen verändern automatisch die Sättigung, also die Farbintensität.
Die Technik allein ist es nicht. Ich möchte Sie einladen, schon vor dem Auslösen genauer hinzuschauen. Wenn ich mir nicht gerade diese "Grünstudie" vorgenommen hätte, wäre mir wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass diese Ahornblätter von oben giftgrün und von unten eher gelbgrün aussehen.
Obwohl ich den Sonnenschein im Hochsommer auch genieße, fotografiere ich momentan etwas weniger. Das liegt daran, dass ich auf meinen üblichen Wegstrecken im harten Sonnenlicht weniger geeignete Motive finde. Die Kontraste sind sehr stark und man muss sehr genau belichten. Trotzdem schleichen sich manchmal Fehler ins Bild, wie im folgenden Foto: Der helle Lichtreflex auf dem Blatt rechts stört mich. Während ich mich darauf konzentriert hatte, die Belichtung auf das durchleuchtete Blatt in der Mitte abzustimmen, ist mir diese Kleinigkeit entgangen.
Für Motive, die sich überwiegend im Schatten befinden, wählt die Kamera eine dafür passende Belichtung. Jedes Detail, das von der Sonne direkt getroffen wird, erscheint im Foto heller und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Schlimmer noch: Wird ein Bereich komplett überbelichtet, mutiert er vom "störenden Element"(oben) zu einem krassen Bildfehler (links unten).
Solche "Belichtungsklippen" lassen sich am besten umschiffen, wenn man den Bildausschnitt von Anfang an so wählt, dass keine so hellen Bereiche im Motiv auftauchen. Bei derart starken Kontrasten sind auch die HDR-Funktion oder die Funktionen für den Kontrastausgleich überfordert. Mein Smartphone bewältigt Kontraste generell schlecht, darum passe ich meine Art zu fotografieren an die Möglichkeiten des jeweils verwendeten Geräts an. Wenn ich wider besseren Wissens eine Aufnahme wage, erwarte ich keine Wunder und lasse mich auch mal vom Ergebnis überraschen.
Der Maler Karl Horst Hödicke sagt in einem Interview in der Sendung Capriccio: "Wenn
ich schon weiß, was ich machen will, brauche ich es ja nicht mehr
machen. Für mich ist Malen etwas, wo etwas passiert, das ich vorher
nicht in Erwägung gezogen habe. (...) Was da entsteht, das ist mir
völlig neu." Das geht mir beim Fotografieren manchmal auch so. 😊 Das ganze spannende Interview mit K. H. Hödicke finden Sie hier in der Mediathek.
Falls Sie nicht der Typ für Nuancen und Farbexperimente sind, lassen Sie sich einfach von anderen Dingen überraschen, die am Wegesrand lauern.
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