Freitag, 31. März 2023

Kunst oder Wunst?

25 mm |  f2,8  |  1/4 s  | ISO 125 - Lumix FZ1000 ii

Huch, der Monat März ist auch schon wieder vorbei, und Sie haben gar nichts von mir gehört beziehungsweise gelesen. Dieser Saustall muss ein anderer werden. Fleißig war ich, aber nicht hier. Als mich vor ein paar Tagen jemand nach den Aufnahmedaten zu einem Foto im betrachtenswert-Blog gefragt hatte, dachte ich, es wäre höchste Zeit, mal wieder einen seriösen Fotofachtext zu schreiben. Dann saß ich vor dem leeren Bildschirm und hatte eine Schreibblockade.
Jetzt, wo es Chat-GPT gibt, könnte man sich alles von der KI zusammentexten lassen. Das macht mir aber keinen Spaß, und außerdem weiß der Bot überhaupt nicht, was ich denke. Der tut nur so als ob, schaut nach, was andere Fotofachautor*innen getextet haben. Dann haut er so einen Marketing-Fachgelaber-Mix raus. Ne. Bei mir bekommen Sie authentische Texte, und die sind jetzt ein bisschen schräger als früher.
Als ich vor vielen Jahren ein Buch von Scott Kelby gelesen habe, hatte ich mich dessen schnodderige Schreibe ein wenig irritiert. Heute bin ich selber so drauf. 😉 Nichtsdestotrotz werde ich mich hier im Fotonanny-Blog weiterhin auf fachliche Aspekte des Fotografierens konzentrieren. Was steht heute an? Blaue Stunde in der City, und ein Rückblick auf Motive aus dem Monat März.

Vielleicht wundern Sie sich über das Aufmacherfoto. Wissen Sie, was das sein soll, oder denken Sie eher: Hm, da ist wohl was schief gelaufen? Ja, das Motiv ist zwiespältig. Für die einen ist es die wahrscheinlich kürzeste Straßenbahn der Welt, für die anderen ein diffuser Fehlschuss. Was steckt dahinter?

Blaue Stunde in der City
Ein paar Leute hatten mich im Januar gefragt, ob ich mit ihnen mal wieder fotografieren gehen würde. Ich habe Ja gesagt, und mich sehr gefreut über die langjährige Treue. Dass wir dann auch noch einen der schönsten und wärmsten Tage im März für unseren Fotospaziergang erwischt hatten, machte das Glück perfekt. Ab in die Münchner City, Feuer frei.

Auf unserer Wunschliste standen Wischeffekte mit und ohne Stativ, fotografisches Schaufenstershopping, Streetfotografie und "was auch immer uns anspringt". Trotz langer Abstinenz habe ich die richtigen Tasten an meinen Kameras wieder gefunden, nur bei den Mitzieher-Aufnahmen bin ich etwas aus der Übung. Wenn die Kursteilnehmer*innen genauso gut oder besser fotografieren als die Fachfrau, ist das ein Zeichen dafür, dass sie in den Jahren davor viel gelernt haben. 😅

Für die Available Light Aufnahmen hatte ich die Lumix auserwählt, weil sie leicht ist, viel Zoom hat, und einen super Bildstabilisator.

70 mm |  f2,8  |  1 s  | ISO 320 - Lumix FZ1000 ii

Das Fahrrad ist nicht ganz scharf, aber mehr kann man nicht erwarten, wenn man mit 70 mm Brennweite eine Sekunde lang freihändig belichtet. Diese lange Belichtungszeit ist nötig, damit die Straßenbahn als Lichtspur durch das ganze Bild wischen kann. Geisterfüße sind ein klassischer Nebeneffekt, den man wegretuschieren könnte.
Wenn ich mich auf solche Wagnisse einlasse, dann weiß ich, dass es daneben gehen kann. Umso schöner ist es, wenn die Bilder nicht oder nur minimal verwackeln. Das ist einerseits eine Frage der Übung und der Konzentration, andererseits hängt es auch vom Bildstabilisator ab. Ohne den könnte ich meine Arbeitsmethode vergessen. Mit anderen, und vor allem mit älteren Kameras, ist schon viel mehr daneben gegangen. Manchmal entstehen unerwartet kreative Wischeffekte, und wo experimentiert wird, gibt es auch jede Menge Ausschuss.

Staatsschauspiel : Theater : Wunst.
Im Vordergrund eine Baustelle. Die Symbolik hinter diesem Arrangement kann man verstehen oder frei interpretieren, muss man aber nicht. München ist obenrum und untenrum eine einzige Dauerbaustelle, wir haben das Ärgernis einfach zum Motiv gemacht. Schöne Fotos von klassischen Baudenkmälern gibt es genug. Ob das Foto Kunst oder Wunst ist, liegt im Auge des Betrachters. 😉

245 mm |  f4  |  1/100 s  | ISO 1600 - Lumix FZ1000 ii

Technik ist und bleibt ein Thema: Bei diesem Motiv haben die helle Hintergrund- und Umgebungsbeleuchtung mitgeholfen. Eine Brennweite von 245 mm mit 1/100 s Belichtungszeit ist rein rechnerisch nach klassischer Fotolehre ein Garant für verwackelte Bilder. Die alte Faustregel lautet: Die Belichtungszeit sollte nicht länger sein als der Kehrwehrt der Brennweite, das wären bei 245 mm Brennweite = 1/250 s. Wenn es auch mit 1/100 s klappt, liegt es am Bildstabilisator, und an einer ruhigen Hand. Ich habe mal gelesen, dass man sich von Scharfschützen die richtige Atemtechnik für ruhiges Kamera-Auslösen beibringen lassen kann, kenne aber keinen. Ein Jäger, den ich dazu befragt hatte, meinte, dass man mit dem Ausatmen abdrücken soll. Ich halte lieber die Luft an und meide Wälder während der Jagdsaison. 😅

Das Wetter, genauer gesagt das Licht, das mit dem jeweiligen Wetter einher geht, war in letzter Zeit ziemlich mau. Trübes Wetter - trübe Bilder. Zum Fotografieren braucht man ein interessantes Motiv, interessantes Licht, und/oder eine gute Idee. Wenn alles zusammenkommt, bekommt man ein "Kracherfoto". Wenn nicht, sind es einfach Fotonotizen aus dem Alltag. Die sammle ich weiterhin, Tag für Tag, am liebsten draußen, und manchmal auch zuhause. Foodporn, wenn ich für die Mutter koche - Maggisuppe gibt nicht so viel her, weder fotografisch noch ernährungstechnisch, aber sie liebt das Zeug. 😱

Das Smartphone ist mein häufigster Wegbegleiter geblieben, aber ich hatte und habe einen guten Vorsatz für dieses Jahr: Nimm wieder öfter eine von den großen Kameras mit.  Es ist vor allem die Flexibilität der Zoomobjektive, die mir bei der Handyfotografie fehlt. Zoomen kann ich zwar, aber die Bildergebnisse überzeugen nur selten.

Eine Ausnahme war der rosa Leuchtröhren-Flamingo, der mich aus in einem dunklen Ladenbüro eines Morgens anleuchtete. Das Handyfoto, das ich mit 207 mm Zoom gemacht habe, hat mich selbst erstaunt. Erklärungsversuch: Es funktioniert hier nur, weil die Leuchtstoffröhre in diesem Motiv sehr viel Licht macht, der Hintergrund ist nachträglich aufgehellt. Die Unschärfe auf dem Meeresmotiv liegt einfach daran, dass der Leuchtkörper vor einem Gemälde steht - das ist Kunst, und die muss nicht scharf sein. 😅

207 mm (!) |  f3,4  |  1/25 s  | ISO 500 - Smartphone

Im betrachtenswert-Blog finden Sie noch eine andere Version dieses Motivs, in dem Sie mehr vom Umfeld sehen. Im Begleittext gehe ich dort auf einen Satz ein, den ich  mir oft ganz selber sage: Das klappt nie! >  Wenn die Zeit reif ist schon. 

Ein anderes Experiment, auf das ich mich letzte Woche eingelassen habe, steht unter dem Motto "Die Schere im Kopf weglassen". Was passiert, wenn ich wirklich jedem Impuls folge, den ich habe, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin? Ganz klar: Ich komme zu spät ins Mutterhome.
Bilder dazu zeige ich ihnen nächstes Mal, und erzähle dann auch, was mir bei diesem Experiment durch den Kopf gegangen ist. 

Motive aus dem Monat März
Hier sind ein paar Appetithappen, falls Sie lange nicht mehr in meinem Paralleluniversum waren. Alle Bilder sind in Lightroom optimiert. Die Aufnahmedaten gibt's nur hier, im betrachtenswert-Blog mache ich das nicht. Sollte ich?
Wenn Sie auf den jeweiligen Bildtitel klicken, landen Sie beim jeweiligen Artikel (neuer Tab), der mit Fototechnik nichts zu tun hat, wohl aber mit wilden Assoziationen und Spekulationen, die sich immer wieder einstellen, wenn ich irgendwelches Zeugs fotografiere. 😂  Für mich ist das Kreativtraining und Boreout-Prophylaxe, und für Sie vielleicht - oder hoffentlich - eine Inspiration für eigene Kreationen.

27 mm | 1/20 s | f1,6 | ISO 160
Smartphone


Nichts für Feiglinge: Hupminute

25 mm | 1/120 s | f2,2 | ISO 50
Smartphone

Reflexionenreflexion


25 mm | 1/550 s | f1,6 | ISO 50 | -7/10 LW
Smartphone

Richtig oder falsch?

27 mm | 1/50 s | f1,6 | ISO 125
Smartphone

Malblock:ade

25 mm | 1/750 s | f1,6 | ISO 50
Smartphone


Die fantastischen Vier

16 mm | 1/450 s | f2,2 | ISO 500
Smartphone

Frauenplatz

2 Kommentare:

  1. Danke, dass es hier auch weitergeht.

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    1. Immer gerne, wenn es ein Thema mit fotografischem Schwerpunkt gibt, von dem ich denke, dass es für meine Leser und Leserinnen relevant ist. :-)

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