In meinem Freundeskreis gibt es Wegbegleiter, die ich sehr schätze. Manche von ihnen kenne ich schon sehr lange. Uns verbindet nicht nur die Begeisterung fürs Fotografieren, aber in dieser Interviewserie wird es vor allem darum gehen. Es gibt so viele unterschiedliche Wege, die man als Fotograf einschlagen kann, ob als Profi oder Amateur. Darum ist diese Artikelreihe auch unter dem Schlagwort Inspirationen zu finden.
Beginnen möchte ich mit einem sehr guten Freund, der vor über zwölf Jahren nach Australien ausgewandert ist.
Fotonanny: Jens Uwe, ich vermisse unsere gemeinsamen Fotospaziergänge, aber es ist toll, dass wir uns in all den Jahren nicht aus den Augen verloren haben - Internet sei Dank.
Wir kennen uns seit
...einer Zeit, als das Internet in der Kinderwiege lag, und ich das grafische Muster von Jacs Telefonnummer erinnerte, wenn ich die Tasten drückte.
Wir haben uns kennengelernt durch
...meine Leidenschaft für Fotografie, entdeckt auf einer Australienreise, entwickelt mit Hilfe des Fotoclubs Ost in München.
seit 1995.
analog: früher – meine Analogkamera führt nun ein Schattendasein in einer Schublade.
digital: gelegentlich – nicht mehr so viel wie früher, da ich derzeit fast all meine Freizeit in meine Website investiere.
mit dem Smartphone:
gelegentlich – früher hatte ich eine Kompaktkamera für jene Momente
dabei, in denen ich „Ach, hätte ich doch...!“ dachte. Nun nutze ich mein
iPhone.
Derzeit fotografierst du
...rein
privat und für meine Website. Ich möchte möglichst unabhängig von
Bildrechten sein, daher versuche ich, so viele Bilder wie möglich selbst
zu machen.
Hast du immer mit der gleichen Intensität/Begeisterung fotografiert oder gab es Phasen, in denen du darüber nachgedacht hast, das Fotografieren ganz aufzugeben?
Meine
Zeit für Fotografie ist umgekehrt proportional zu der Zeit für meine
Website. Bevor ich eine online Gemeinschaft hatte, fotografierte ich
mehr und leidenschaftlich. Seit ich mich um fast 7.000 Abonnenten
kümmern muss (möchte!) hat sich mein Schwerpunkt verschoben. Aufgeben
werde ich die Fotografie aber nicht, denn ich mag kreative Medien und
entdecke derzeit immer neue Ebenen im Web. Fotografie ist ein fester
Baustein in meinem kreativen Schaffen.
Manche Australier kommen bei meinen Bildern auf den Geschmack... |
Wie war das, als du mit dem Fotografieren angefangen hast und wie ist es heute?
Damals
war alles neu und aufregend. Ich erinnere mich noch genau an den
Moment, als ich zum ersten mal meine brandneue SLR im Park um die Ecke
ausprobiert habe. All die verschiedenen Modi, Objektive, und die Theorie
waren faszinierend. Heute ist es mehr Mittel zum Zweck.
Die letzte Canon
habe ich mir gebraucht gekauft, und ich habe schon wieder vergessen, wie
ich die Belichtungskorrektur manuell auf „0“ zurück setzen kann, so
dass sie derzeit etwas unterbelichtet...
[Fotonanny: Kriegst eine Mail von mir...]
Ich
fotografiere weniger aus Spass, mehr, um ein bestimmtes Bild zu
bekommen, das in einen Themenbereich meiner Website passt. Ich bin
sozusagen mein eigener Kunde.
Das hier ist ein typisches Auftragsbild für mich selbst. 'Koori' wird in New South Wales gesprochen, und ich machte dieses Bild, um es auf einer meiner Seiten über Aboriginal Sprachen zu verwenden.
Ich vermisse es, Diashows zu
entwickeln und zu präsentieren. Das war ein schönes kreatives Feld, mit dem ich
Menschen in meinen Bann ziehen und über ein Thema informieren konnte.
Leider schlafen meine Projektoren nun einen tiefen Winterschlaf, und
mein fast-patentierter Diavorheizer ist nun obsolet...
[Fotonanny: Ich habe meine schon vor Jahren verkauft und viel Geld dabei verloren...]
Was machst du heute fotografisch – was ist dein aktuelles Projekt?
Wie
erwähnt fotografiere ich für meine Website, auf
der ich über die Kultur der Australischen Ureinwohner informiere.
Üblicherweise besuche ich Veranstaltungen, um neue Motive zu bekommen.
Im Januar war ich Gast bei einem privaten corroborree, bei dem
Aborigines aus ganz New South Wales zusammen kamen um ihre
traditionellen Tänze zu präsentieren. Das war nur für ihre eigene
Gemeinschaft, nicht für Touristen. Es war toll, die Energie zu spüren,
und eine Herausforderung, ohne Stativ im schwindenden Licht die Tänzer
durch den aufgewirbelten Staub zu fotografieren.
Mit f5.6 und 1/15 Sekunde bin ich ohne Stativ am Limit, doch in diesem Fall verstärkt die fehlende Schärfe das Erlebnis einer staubigen Tanzveranstaltung in der Dämmerung. Zufällig drückte ein weiterer Fotograf hinter der Gruppe gleichzeitig auf den Auslöser - mit Blitz, was meinem Foto zugute kam.
Smartphonefotografie: (wie) setzt du sie ein?
Ausschließlich
spontan. Wenn ich ein tolles Graffiti sehe, eine Katze in der Sonne,
einen Moment, den ich festhalten möchte. Meist lösche ich viele dieser
Bilder später, wenn ich mit etwas weniger Gefühl das Bild nochmals
betrachte. Es hilft aber, diese Momente in meinem Gehirn zu verankern.
Wann hast du dir zuletzt eine neue Kamera gekauft und warum?
Die gebrauchte Canon – das war irgendwann in 2015. Es war eine gute Gelegenheit, auf das nächste Modell aufzurüsten.
Was
empfiehlst du Menschen, die noch nicht so lange fotografieren, und ihre
fotografischen Kenntnisse/Fähigkeiten verbessern wollen?
Ich
habe viel von den Bildbesprechungen in Magazinen gelernt. Setze dir
keine Grenzen, probiere alles einmal aus – heutzutage kostet das nur
Speicherplatz. Sei kreativ und limitiere dich nicht. Als ich damals
Bilder für einen „Technik“ Wettbewerb fotografierte, hatte ich meine
halbe Küche im Wohnzimmer und Farbdias in meinen Projektoren. Sei
ungewöhnlich, und lasse dich nicht von gewöhnlichem Feedback entmutigen.
Folge deiner Intuition. Es gibt eine Nische für dich, in der du
leuchten wirst. „Fotogra viel!“
Fotografie lehrte mich, immer wieder auf Details zu achten – sonst hätte ich diesen Alien nie bemerkt. |
Welche fotografischen Kenntnisse oder Fähigkeiten würdest du selbst gerne verbessern?
Große
Kontraste fordern mich noch immer heraus – entweder ist das Bild über-
oder unterbelichtet. Wie machen die Leute das nur? Und manchmal vergesse
ich, den Kameramodus zurück zu setzen und ärgere mich über dutzende
Bilder, die unterbelichtet sind.
Was gibt es sonst noch so zu erzählen?
Fotografie
hat mir nicht nur die Augen geöffnet und mich gelehrt, die Welt mit
anderen Augen zu sehen, Kontraste wahrzunehmen, Ungewöhnliches zu
entdecken, über Details zu schmunzeln und meine eigenen Designs zu
verbessern. Fotografie hat mir auch eine treue, wertvolle Freundin
beschert, mit der ich mich immer verbunden fühlen werde, egal wo wir
auf dieser Welt auf den Auslöser drücken.
Wo kann man mehr über dich erfahren und mehr von deinen Bildern sehen?
Online natürlich: www.CreativeSpirits.info Gehe auf die „About“ Seite und sag‘ Hallo!
[Fotonanny: Dort erfährt man übrigens auch, dass die Australische Nationalbibliothek die Inhalte von Jens-Uwes Webseite regelmäßig archiviert, weil sie zu einem "wichtigen Bestandteil des nationalen kulturellen Erbes” geworden ist. Wenn das keine Anerkennung ist für jemanden, der das alles weitgehend ehrenamtlich macht! Wow!!!]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bitte nach oben scrollen, um vorherige Kommentare zu lesen.
Neue Kommentare werden moderiert, um Spam und Werbung zu vermeiden. Deshalb kann es ein paar Stunden dauern, bis der Beitrag veröffentlicht wird. Vielen Dank für Ihr/Dein Verständnis.