Dienstag, 14. August 2018

Warum eigentlich nicht?

Die Fotoreise nach Rügen liegt nun schon bald ein Jahr zurück. Am letzten Tag haben wir eines dieser Ausflugsschiffe bestiegen, weil man nur vom Wasser aus die Küste und die Kreidefelsen in ihrer vollen Länge sehen kann. Zum Fotografieren ist das nicht die allerbeste Wahl, aber es ist ein Erlebnis. Das galt in unserem Fall umso mehr, weil es ziemlich stürmte. Das Boot wurde von den Wellen hin- und hergeschleudert, so mancher Mageninhalt auch... Wackere Fotografen setzen sich nicht hin, sie wollen flexibel bleiben und den Standort wechseln können. Also suchten wir uns einen sicheren Stehplatz, lehnten uns an die Stehtische oder an die Reling und warteten auf den richtigen Moment.


Bei trübem Wetter, aus großer Distanz und mit feinen Wassertröpfchen in der Luft sind die Bildergebnisse nicht besonders spektakulär, die Fotos werden flau. Erst durch die spätere Bildbearbeitung bekommen solche Motive noch etwas Pep.


Bei starkem Seegang Bilder mit geradem Horizont hinzubekommen ist eine sportliche Herausforderung, egal ob man sitzt oder steht. Dieses Problem kann man später noch lösen, indem man die Bilder gerade ausrichtet. Die Funktion Dunst entfernen in Lightroom ist ein Segen, weil sie für markantere Farben und Strukturen sorgt.



Als mir ein Kursteilnehmer eine Panoramaaufnahme auf dem Monitor seiner FZ300 zeigte war ich verblüfft. Wie bitte? Freihand-Panorama bei Windstärke 6 auf'm Boot?


Ich konnte es erst nicht glauben und war sicher, dass das mit dem Stitchen (Zusammenfügen) der Einzelbilder garantiert nicht funktioniert haben konnte. Solche Feinheiten sieht man auf dem kleinen Kameramonitor nicht. Trotzdem fand ich die Idee, in so einer Situation die Panoramafunktion zu benutzen so kreativ und ungewöhnlich, dass ich es selber ausprobieren wollte.

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Das Ergebnis ist ein wenig skurril, aber nicht so schlecht wie befürchtet. Man sieht, dass das Zusammenfügen der Einzelbilder nicht überall exakt funktioniert hat, aber auf einem schwankenden Schiff ist das verzeihlich. Was dieses Motiv für mich interessant macht, ist die Wellenbewegung, die mit der Panoramafunktion aufgenommen wurde. Diese Verzerrung kommt der Realität viel näher als ein perfektes Foto mit gerader Küstenlinie. Solche Bilder sind Experimente. Der Vordergrund ist unaufgeräumt und die technische Qualität ist für anspruchsvolle Fotografen ein Unding. Trotzdem: Warum sollte man so etwas nicht ausprobieren? Ich habe bei dieser Gelegenheit eine Barriere in meinem Kopf entdeckt und entfernt. Es gibt so viele Situationen, in denen die fotografische Erfahrung sagt "das geht / das geht nicht". Manchmal merkt man erst beim Fotografieren, dass die Strategie, die man sich zurechtgelegt hat, doch nicht funktioniert. Manchmal passiert auch genau das Gegenteil: Es geht viel mehr, die Erwartungen werden übertroffen. Wenn man es nicht ausprobiert, wird man es nie erfahren, deshalb vielen Dank, lieber Toralf!

Die klassische Methode der Panorama-Erstellung hatte ich in dieser Situation schon im Hinterkopf, denn die langgestreckte Küstenlinie lässt sich in einem Einzelfoto nicht gut abbilden. Ein Stativ hätte mir auf dem schwankenden Schiff nicht geholfen, darum habe ich Einzelfotos im Rohdatenformat aus der Hand fotografiert. Lightroom oder Photoshop machen aus drei Einzelbildern dann ein etwas besseres und vor allem hochauflösendes Mini-Panorama.


Die Freihand-Panoramafunktion ist einfach, bequem und es geht schnell. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Ergebnisse auch erstaunlich gut. Mich stört lediglich das JPEG-Format mit seiner begrenzten Auflösung, das sich im Nachhinein nur moderat bearbeiten lässt. Wenn es im Motiv extreme Kontraste von Hell nach Dunkel gibt scheitert die Funktion kläglich.



Einzelaufnahmen sind unerlässlich, wenn man hinterher ein halbwegs ordentliches Panorama erzeugen will. Für eine qualitativ hochwertiges Ergebnis muss man sich bei der Belichtung mehr Zeit nehmen, mit dem Stativ arbeiten und den Bildausschnitt besser planen. Trotzdem finde ich es beeindruckend, was man heutzutage mit ein paar schnell aufgenommenen Einzelfotos erreichen kann. Für den Hausgebrauch sind die Ergebnisse okay und es ist ein gangbarer Kompromiss, wenn es schnell gehen muss.

Mein Fazit: Öfter mal ans Panorama denken.
Die Funktion bzw. das Format eröffnet in vielen Situationen eine neue Sicht aufs Motiv. Siehe auch Formatwechsel: Panorama für einen Engel.


1 Kommentar:

  1. Zu den Panoramabildern wäre - meiner Ansicht nach - noch gut zu erwähnen, dass man dabei auch im Hochformat fotografieren kann. Dadurch wird das Panoramabild nicht so unendlich flach und man sieht meist viel mehr.

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