Fast jedes Jahr buche ich einen Kurs oder Workshop bei Kollegen, denn zu lernen und zu entdecken gibt es immer etwas. Zudem ist der Seitenwechsel für mich ein Genuss: Als Teilnehmerin muss mich um nichts kümmern, außer um mich selbst und meine Bilder. Das Ruhrgebiet hatte ich schon lange auf dem Kiecker, letzte Woche war es endlich so weit: Vier Tage Industriefotografie. Solche Motive findet man in München nicht.
Dieser Workshop bot für mich optimale Rahmenbedingungen: Unser Kursleiter Werner hatte alles bestens organisiert, interessante Orte ausfindig gemacht, Termine für Führungen gebucht und vorab alle nötigen Fotografiergenehmigungen einholt. Fragen zur Technik oder zur Gestaltung hatte ich erst mal nicht, dafür jede Menge "freien Auslauf". Es war ein Rundum-Sorgenlos-Paket mit viel Zeit, Motive zu finden, und in Ruhe abzulichten.
Rostige Rohre und dampfende Schlote sind nicht Ihr Thema?
Sagen Sie das nicht. Das Ruhrgebiet ist besser als sein Ruf, und optimal für Architekturfotografen. Diese kurze Fotoreise hat mich begeistert, obwohl sich das Wetter nicht von seiner allerbesten Seite zeigte.
Die
Wettervorhersage für den zweiten Tag war miserabel, es wehte ein eisiger Wind, und
ein verdrießlich weissgrauer Himmel über den Gebäuden ließ keine Freude aufkommen. Nachmittags schüttete es dann auch noch in Strömen. Doch die Kunst des Fotografierens besteht nun einmal darin, sich von widrigen Bedingungen nicht demotivieren zu lassen. Wie findet man trotzdem interessante Motive, wie setzt man sie gestalterisch um?
Für mich waren die Tropfen im öligen Wasser an der Kokerei Zollverein ein genauso interessantes Bild wie die nächtliche Beleuchtung, die ich Ihnen in einem der nächsten Artikel zeigen werde.
Schwierige Bedingungen
Ein Stativ ist für die Industriefotografie überaus sinnvoll: Es gab jeden Tag Innenaufnahmen in großen, manchmal sehr spärlich beleuchteten Hallen. Um eine große Schärfentiefezone zu erreichen, muss man die Blende schließen (abblenden). Für maximale Bildqualität sollte der ISO-Wert niedrig gehalten werden, dadurch verlängert sich die Belichtungszeit. Durch die Fenster fällt das helle Tageslicht in dunkle Räume und der Kontrastumfang ist hoch: für HDR-Aufnahmen braucht man das Stativ ebenso.
Als Alternative bieten sich in diesem Ambiente Details an, die man notfalls auch mit ISO1600 und offener Blende aus der Hand fotografieren kann. Abstriche bei der Bildqualität muss man dann billigend in Kauf nehmen.
In den Zechen prägt sich der typische Geruch von Öl und Eisen ein. Die
Maschinen sind groß und sie atmen Geschichte. Bei den besonders langen
Fotografen-Führungen kann man nicht nur ungestört Bilder machen, wer mag
kann auch viel über die Region und die ehemaligen Industrieanlagen
erfahren.
Ein besonders faszinierendes Thema sind die "Lost Places", in denen die Natur mehr oder weniger kontrolliert ihr Terrain zurückerobert. Das Ruhrgebiet ist grüner als man gemeinhin denkt, und es gibt dort ein paar "Abenteuerspielplätze", gegen die das Münchner Oktoberfest als Fotomotiv wahrlich nicht anstinken kann. Für mich ist klar: Da muss ich unbedingt nochmal hin.
Momentan sitze ich, wie alle anderen Teilnehmer, vor meinem Computer, und
darf acht Bilder aus den zweitausend Motiven für die Bildbesprechung auswählen. 😅
In diesem Auswahlprozess werde ich weitere Motive für den Blog aussuchen, und wie gewohnt ein paar Erfahrungen teilen, die für Sie interessant sein könnten.
Werner Resch - Workshop Industriefotografie
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