Montag, 18. November 2019

Herbstfotos: Nebel und Sonne im Vergleich

Im Artikel zum "Sonnenschein-Klischee" hatte ich über unterschiedliche Lichtqualitäten referiert, konnte aber nur aktuelle Bilder vom Nebelspaziergang zeigen. Ein paar Tage später hatte ich auf meinem Weg zur Arbeit schöne Morgensonne. Die Motive sind nicht mehr ganz dieselben, aber für einen Vorher-Nachher-Vergleich eignen sie sich immer noch.


Vielleicht finden Sie dieses Nebelmotiv trist und trostlos. Mich hat es angesprochen, weil es genauso typisch für die Jahreszeit ist wie das farbig leuchtende Laub vor blauem Himmel. 




Eine bessere Bildaufteilung gelang mir nicht mehr: Als sich die Sonne wieder zeigte, waren schon zu viele Blätter gefallen. Wenn es mir hier nicht um den direkten Vergleich gegangen wäre, hätte ich auf dieses zweite Bild verzichtet. Achten Sie hier mehr auf die Farben des Laubs: Es ist immer noch genauso gelb wie im ersten Foto, sieht unter den veränderten Lichtbedingungen aber orange aus.

Auf der Suche nach einem "idealtypischen" Blatt wurde ich beim benachbarten Ahorn fündig. Dieses Motiv hatte ich am Nebeltag gar nicht fotografiert. Die tiefstehende Sonne hat dieses neue Motiv für mich erst sichtbar gemacht. 



Mein nächstes Nebelmotiv waren die rot geränderten Ahornblätter. Im Hintergrund gibt es einen bläulichen Streifen. Es handelt sich um einen asphaltierten Weg, der unterhalb des Hangs verläuft, auf dem die Bäume stehen. Bei bedecktem Himmel reflektiert dieser Weg das Licht stärker, und durch den (automatisch) kühleren Weißabgleich erzeugt er einen eigenen Farbeffekt im Bild. Man könnte das Blau auch für Wasser halten, zumal es unterhalb des Wegs tatsächlich einen Bach gibt.


Zwei Tage später sah diese Szene bei Morgensonne völlig anders aus:



Die intensive Sonneneinstrahlung erzeugt harte Kontraste: Die Bereiche hinter und unter dem Laub versinken im Dunkeln, den asphaltierten Weg kann man nicht mehr sehen, weil er im Schatten liegt. Der klare Himmel reflektiert oder streut weniger Helligkeit nach unten als weiße Wolken oder Nebel.

Ein Metallgeländer, das vor den Bäumen steht, wirft um diese Tageszeit zusätzlich störende Schatten aufs Laub. Um die visuelle Unruhe einigermaßen in den Griff zu bekommen, entschied ich mich für einen deutlich engeren Bildauschnitt. Trotzdem entstehen durch die Wirkung von Licht und Schatten unschöne Hell-Dunkel-Muster, vor allem auf den Zweigen oben rechts.

Auch hier fallen die Farben viel wärmer aus. Das Grün hebt sich im unkorrigierten Bild (oben) kaum ab. Allein über den Weißabgleich lässt sich die Farbnote des Nebelmotivs nicht erzeugen. Wenn man es versucht, wirkt das Motiv schnell unnatürlich und blaustichig. Nur durch eine feine Anpassung in Lightroom kommen die grünen Bildanteile wieder hervor, aber im Hintergrund entsteht ein leichter, unnatürlicher Blaustich.

Wie beim ersten Vergleichsmotiv hätte ich auch hier bei Sonnenschein nicht auf den Auslöser gedrückt, sondern mich nach einem Objekt umgesehen, das sich unter den gegebenen Lichtbedingungen  besser fotografieren lässt.

Wenn man die Kontraste in den Griff bekommt und auf die Wirkung von Licht und Schatten achtet, dann ist "ein bisschen Sonnenschein" eine tolle Sache. Es gibt gute Nebelmotive und es gibt gute Sonnenmotive, darum muss man sich immer mit den jeweiligen Gegebenheiten auseinandersetzen. 

Schauen Sie genau hin
Sie werden mehr gute Fotos machen, wenn Sie sich bei der Motivsuche vom Licht leiten lassen. Ich erlebe immer wieder, dass Fotografen ein tolles Bild im Internet gesehen haben und diesen Ort gezielt aufsuchen, um das Motiv nachfotografieren zu können. Wenn Sie die gleichen Lichtbedingungen haben, kann das funktionieren. Bei Naturmotiven ist es eher unwahrscheinlich. Hier sehen Sie warum:



Zwischen den Aufnahmen sind einige Tage vergangen, das Laub ist gefallen. Was vorher noch gelb und grün war, ist inzwischen orange oder braun. Das Sonnenlicht beeinflusst die Kontraste und Farben, und selbst der Sonnenstand verändert sich täglich. Deswegen ist es selbst bei scheinbar unveränderlichen Motiven wie Statuen oder Gebäuden extrem schwierig, nach einer Woche oder einem Monat exakt das gleiche Bild aufzunehmen. 

Ich finde das nicht schlimm, im Gegenteil. Seien Sie also nicht enttäuscht, wenn das, was Sie sich vorgenommen haben, vor Ort nicht funktioniert. Verstehen Sie es als Ansporn, nach anderen Motiven zu suchen, oder die Unterschiede fotografisch herauszuarbeiten.



Die unterschiedlichen Farben in diesem Bildpaar sind nicht nur ein Ergebnis der Beleuchtung, sondern auch ein Effekt unterschiedlicher Kameras: Oben war ich mit einer Bridgekamera unterwegs, unten hatte ich nur das Smartphone dabei. Nächstes Mal schreibe ich etwas über gräßliche Farben, die bei Nebel und bei Sonnenschein entstehen können. 

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