Vor etwa einem Monat hatte ich berichtet, dass ich meine analogen Schätze dringend retten, sprich einscannen muss. Um die Aufnahmen wieder vorzeigbar zu machen, müssen sie nach dem Scannen bearbeitet werden. Das dauert oft genauso lange wie der reine Scanvorgang, manchmal sogar länger. Zwar kann man eine gute Scan-Software so einstellen, dass die Bilder automatisch optimiert werden, aber das funktioniert nicht immer. Manche Bilder werden zu hell oder zu dunkel digitalisiert, bei anderen ändert die Automatikeinstellung das Bildformat und schneidet unterbelichtete Bereiche einfach ab. Beim automatischen Entfernen von Staub und Kratzern kann es ebenfalls zu Fehlern kommen.
Neben dem Scanner sitzenbleiben, um sofort einzugreifen wäre eine Möglichkeit, aber ich verbringe meine Freizeit lieber anders.
Deshalb lasse ich die Magazine weitgehend unbeaufsichtigt durchlaufen und überprüfe anschließend, welche Bilder einen zweiten Scan brauchen. Diese Motive picke ich anschließend heraus und lege sie für später zurück. Die fehlerhaften Scans bleiben trotzdem vorläufig im Archiv, damit ich sie später ersetzen kann: Der neue Scan bekommt den gleichen Dateinamen und überschreibt die fehlerhafte Datei. Das sollte man natürlich nur machen, wenn man wach und aufmerksam ist, sonst heißt es: zurück an den Scanner...
Die Formatfrage
Als Dateiformat verwende ich im Gegensatz zu ScanCorner nicht das JPEG sondern das TIFF Format. Es hat den Vorteil, dass man Bilder auch mehrmals öffnen und bearbeiten kann, ohne dass sich die Bildqualität dabei dramatisch verschlechtert. TIFF-Dateien sind erheblich größer. Ich habe mich dabei für einen Kompromiss entschieden, damit die Datenmenge nicht zu groß wird. Gut 20MB pro Scan entspricht etwa der Datenmenge einer RAW-Aufnahme aus meinen aktuellen Kameras. Damit kommen Computer und Software gut klar und diese Qualität ist für 90% der vorhandenen Motive völlig ausreichend. Bei Fünf-Sterne-Motiven kann man die Auflösung weiter erhöhen und sie bei Bedarf ein zweites Mal scannen.
Wenn ich JPEG-Dateien fürs Internet oder für andere Zwecke benötige, exportiere ich sie aus Lightroom, aber dazu später mehr.
Suchen, finden, archivieren
Die Dateien erhalten beim oder nach dem Scannen eindeutige Dateinamen
und werden chronologisch in Ordner sortiert. Der Vorteil mit Dateinamen zu arbeiten besteht darin,
dass die digitalen Dateien auf der Festplatte genau in der
Reihenfolge sortiert werden, in der sie früher einmal als Diaschau gezeigt
wurden. In der Lightroom-Bibliothek kann man die Sortierung beeinflussen, indem man die Sortier-Kriterien (zu finden am unteren Bildschirmrand) entsprechend einstellt. Auch hier ist das Arbeiten mit Dateinamen günstig.
Von den gescannten Bildern lege ich sofort ein Backup an, das beim späteren Bearbeiten einzelner Motive laufend aktuell gehalten wird.
Bildbearbeitung: Lightroom, Photoshop, ...?
Die Ordner mit den Analogmotiven importiere ich zunächst in Lightroom in einen eigens dafür angelegten Katalog. In der Lightroom Biblitothek habe ich einen besseren Überblick über die Motive und kann mir anschauen, welche sich überhaupt für eine intensivere Bearbeitung eignen. Ich beginne aber noch nicht mit der Entwicklung. Insbesondere das Enfernen von Staub und Kratzern finde ich in Photoshop mit dem Bereichsreparaturpinsel komfortabler als in LR, aber das ist Übungssache. Die fusseligen Originale braucht kein Mensch, darum überschreibe ich den Originalscan mit dem entfusselten aber ansonsten unbearbeiteten Bild aus Photoshop.
Bei diesem Motiv musste nur der Staub entfernt und das exakte 2:3 Format eingestellt werden. |
Diese Korrekturen erscheinen nicht automatisch in Lightroom. Man muss zunächst das Foto in der Bibliothek mit den Einstellungen von der Festplatte aktualisieren. Dabei würden alle Änderungen am zuvor importieren Foto - nebst Verschlagwortung - verlorengehen. Deshalb beginnt die Bearbeitung für mich in Lightroom erst, wenn das Entfusseln in Photoshop beendet ist.
Einstellungen vom Datenträger importieren: Ja, nach dem Entfusseln in Photoshop! |
Die Lightroom-Entwicklung läuft genauso ab wie bei anderen digitalen Dateien. Am Ende exportiere ich das bearbeitete Bild noch einmal als neue TIFF-Datei. Diese optimierten Endversionen lege ich unter neuem Namen zu den Originalen, aber in einen separaten Ordner.
Man kann alle Bearbeitungen nur in Photoshop oder nur in Lighroom machen oder auch in einem anderen Bearbeitungsprogramm. Meine Empfehlung: Behalten Sie einen fusselfreien Originalscan und legen Sie eine Kopie der Datei an, bei der Sie Farben, Schärfe und andere Dinge optimieren. Wenn Sie später doch noch einmal eine andere Ausarbeitung Ihres Motivs machen wollen, können Sie auf ein weitgehend unbearbeitetes Original zurückgreifen und haben mehr Möglichkeiten.
Man kann alle Bearbeitungen nur in Photoshop oder nur in Lighroom machen oder auch in einem anderen Bearbeitungsprogramm. Meine Empfehlung: Behalten Sie einen fusselfreien Originalscan und legen Sie eine Kopie der Datei an, bei der Sie Farben, Schärfe und andere Dinge optimieren. Wenn Sie später doch noch einmal eine andere Ausarbeitung Ihres Motivs machen wollen, können Sie auf ein weitgehend unbearbeitetes Original zurückgreifen und haben mehr Möglichkeiten.
Originale: Aufbewahren oder entsorgen?
Die große Gretchenfrage, die sich ganz
am Ende unweigerlich stellt lautet: Originaldias bzw. Abzüge aufheben oder nicht?
Ich habe einen Teil meiner Dias vor etwa fünfzehn Jahren schon einmal
gescannt, damals mit niedrigerer Auflösung. Werde ich in weiteren fünfzehn
Jahren mit Bedauern feststellen, dass ich das alles nochmal machen muss?
- Die Originale altern, sie verblassen, verkratzen, verstauben und werden nicht besser.
- Die Qualität moderner Digitalbilder und -kameras setzt den Maßstab beim Betrachten alter Fotos. Gescannte Bilder lassen sich optimieren, sind aber selten so scharf und so gut wie ganz neue Bilder.
- Der Fotograf lernt dazu: Viele alte Fotos entsprechen nicht mehr meinen heutigen Qualitätskriterien und ich kann mich schmerzlos von solchen Originalen trennen.
Deswegen
reicht mir beim Digitalisieren der Kompromiss. Die besten Bilder picke
ich noch einmal heraus, um sie aufzubewahren. Die Dias werden mit Sicherheit nicht mehr projiziert. Darum müssen sie auch nicht mehr in den sperrigen und hässlichen Plastikmagazinen ihr Dasein
fristen.
Schachteln für jeden Geschmack gibt's im 1-EUR-Shop. Wenn solche Boxen irgendwann nicht mehr zum Einrichtungsdesign passen, oder wenn wieder ein Umzug ansteht, kann man ja nochmal überlegen, ob sie bleiben dürfen oder gehen müssen.
Eine kleine Anekdote zum Schluss...
Der Diascanner macht komische Geräusche, er brummt, klappert und pfeift stundenlang im Arbeitszimmer vor sich hin. Wenn es still wird weiß ich, dass ich wieder ein Magazin nachlegen muss. Am Sonntagabend räume ich alles beiseite, damit mein Mann während der Woche in diesem Raum in Ruhe arbeiten kann. Gestern fragte er mich, wie lange das denn nun eigentlich noch so weitergehen solle. Ich legte ihm die grobe Berechnung vor und meinte: "Wenn ich konsequent dranbleibe sind wir bis zum Jahresende mit den Dias durch." Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich mindestens genauso viele Fotoabzüge einzuscannen habe. Er hält mich auch so schon für verrückt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bitte nach oben scrollen, um vorherige Kommentare zu lesen.
Neue Kommentare werden moderiert, um Spam und Werbung zu vermeiden. Deshalb kann es ein paar Stunden dauern, bis der Beitrag veröffentlicht wird. Vielen Dank für Ihr/Dein Verständnis.