Donnerstag, 28. Mai 2020

Frühling in Schwarzweiß


Wenn es draußen grünt und blüht findet man immer schöne Motive - jede Woche blühen andere Blumen oder Sträucher. Aber nicht jeder ist ein begeisterter "Blümchenfotograf" und viele Motive wiederholen sich. Darum lautet mein heutiger Tipp: Versuchen Sie es mal mit Schwarzweiß.

Vielleicht sind Ihnen so dunkle Motive wie das hier gezeigte zu trist. Das ist oft eine Frage der momentanen Stimmung. Beim Original handelt es sich um ein Smartphone-Foto, das im Original viel heller ist und fröhlicher wirkt. Ich hätte es auch anders in Schwarzweiß umsetzen können, und genau das ist der Punkt: Entdecken Sie bei dieser Übung oder diesem Projekt, wenn Sie eines daraus machen wollen, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen.

An fast jeder Kamera gibt es einen Schwarzweiß-Modus, aber Vorsicht: Diese Funktionen sind nicht immer die beste Wahl. Es kommt darauf an, ob Sie die Einstellungen für die Schwarzweiß-Umsetzung schon während der Aufnahme beeinflussen können. Sorgen Sie dafür, dass Sie auch immer eine Aufnahme in Farbe dazu bekommen. Was Sie dazu einstellen müssen, ist je nach Kamerasystem verschieden. Bei  meinen alten EOS-Kameras war RAW+JPG die richtige Wahl, das JPG war schwarzweiß, das RAW in Farbe. Bei neueren Lumix-Kameras können Sie im Menü des Kreativmodus die Option "Simultanaufnahme ohne Filter" aktivieren. Digitale Schwarzweiß-Profis fotografieren ihr Motiv in Farbe und verwenden das RAW-Format. Es erlaubt auch bei der Schwarzweiß-Umsetzung am Computer eine feinere Abstufung von Helligkeitswerten.



Die meisten meiner Motive "funktionieren" in Farbe, darum komme ich meist gar nicht auf die Idee, sie mir in Schwarzweiß anzuschauen. Manchmal nutze ich den Kreativmodus in der Kamera für SW-Experimente, weil mir ein paar der angebotenen Stile ganz gut gefallen. Bis mir die Umsetzung eines Motivs in Lightroom gefällt, muss ich ziemlich viel an den Reglern drehen. Einfach nur entsättigen (= Farbe entfernen) oder auf eine automatische Umsetzung klicken reicht oft nicht. 

Am wichtigsten sind die Regler für die einzelnen Farben, die Sie in jeder halbwegs guten Software finden. Hier legen Sie fest, wie die einzelnen Farbtöne Ihres Motivs in Graustufen übertragen werden. Schauen Sie Ihr Motiv an, während Sie an den Reglern ziehen und achten Sie darauf, dass keine unschönen Artefakte entstehen. Das können "komische Flecken" sein, oder aber eine Art Bildrauschen in größeren Flächen. Je weiter Sie einen Regler nach links oder rechts ziehen, desto eher entstehen solche Bildstörungen. 

Bei manchen Reglern werden Sie keine Veränderung im Motiv sehen. Das liegt dann einfach daran, dass diese Farbe im Motiv nicht oder nur geringfügig enthalten ist.

Steuern Sie auch die Helligkeit und den Kontrast motivgerecht aus, verwenden Sie bei Bedarf die Tiefen/Lichter-Korrektur und - sofern vorhanden - auch die Regler für den Schwarz- und Weißpunkt. Ich arbeite generell sehr gerne mit der Gradationskurve, und bei diesen Naturmotiven habe ich die Feinjustierung der Gradationskurve in Lightroom schätzen gelernt. Mit den Reglern unter der grafischen Darstellung kann man die Lichter (hellste Bereiche), die Tiefen (dunkelste Bereiche), aber auch die hellen und dunklen Mitteltöne feinjustieren. Ohne diese Regler geht es auch, es erfordert nur etwas mehr Geschick beim "Verbiegen" der Kurve. Sie sehen hier rechts eine kleine Delle in der Mitte der Kurve - das ist beim Arbeiten mit der Maus ziemlich heikel. 

Wenn etwas daneben geht: einfach neu ansetzen. Etwas einfacher geht es mit sogenannten "Presets", das sind Voreinstellungen, die viele Programme mit an Bord haben - oder benutzen Sie Ihre Smartphone-App. 😉 Besonders dramatische Schwarzweiß-Effekte gibt es bei der Nik-Software im Modul Silver Effex (zur Herstellerseite). Wenn Sie die kostenlose Version von Google noch installiert haben, passen Sie gut darauf auf. Inzwischen kostet das Programm 149,- EUR. Falls Sie Tipps für vergleichbar gute und kostenlose bzw. günstigere Apps für den Computer/Mac haben, freue ich mich auf sachdienliche Hinweise.

Welche (Natur)Motive eignen sich für Schwarzweiß?  
Es ist gerade noch Frühling und es gibt noch frische junge Blätter, die heller sind als die älteren. Sie lassen sich vor einem dunklen Hintergrund besonders gut hervorheben. Ein ruhiger Bildaufbau mit wenigen Details und einer klaren Abstufung von Hell/Dunkel ist von Vorteil. Aber auch Motive wie die Pusteblume sind geeignete Kandidaten. Achten Sie auf alles, was interessante Formen und Strukturen hat.



In meinem Fotoprojekte-Blog gibt es bereits einige Schwarzweißbilder und digital verfremdete Aufnahmen von Blumen: Blütenzauber. Unter der Titelserie Blattwerk finden Sie dort weitere Beispiele für Naturmotive in Schwarzweiß.

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