Montag, 16. November 2020

Farben in der dunklen Jahreszeit

Smartphone, 28 mm | f1,9 | 1/470 s | ISO 40 

Der Herbst ist der Frühling des Winters - so lautet ein geflügelter Spruch. Wenn sich das Laub verfärbt und ein strahlend blauer Himmel für Farbkontraste sorgt, findet man Motive in Hülle und Fülle. Aber das kippt irgendwann. Es wird früh dunkel und immer später hell, oft ist es neblig und die Farben verblassen zusehends. In der Natur weichen das Grün und das Gelb dem Rostrot, danach bleibt nur das unfotogene Braun. Ab in den Winterschlaf? Nein. Ich mache mich weiterhin auf die Suche nach Farben.

Welche erdigen und gedeckten Naturfarben gibt es jetzt? Welche anderen natürlichen Farbtupfer lassen sich in den nächsten Wochen finden? Wie steht es um Farben, die "menschgemacht" sind?

Die Aufnahme oben ist Ende Oktober entstanden, ich hatte beim Joggen nur das Smartphone dabei. Damit waren viele Motive im satten Sonnenschein schwierig zu belichten. Ich bemerkte, dass die Handykamera die hellen Blätter zu hell belichten wollte, darum korrigierte ich die Belichtung nach Minus. Dadurch wurden die Schatten zu dunkel. Eine HDR-Funktion hat diese Handykamera auch, aber das funktioniert nicht immer nach  meinem Geschmack. Deshalb bin ich bei meiner erprobten Methode geblieben: Lichter korrekt belichten, Tiefen später aufhellen (Tiefen-Lichter-Korrektur). Bei einigen Szenen war es trotzdem nicht möglich, ein ansehnliches Foto zu machen:

Smartphone, 28 mm | f1,9 | 1/200s | ISO 40

Das Motiv liegt halb in der Sonne, halb im Schatten - ein viel zu hoher Kontrast. Erschwerend kommt hinzu, dass es diese ungleichmäßigen Schattenwürfe der Baumstämme gibt, die das Motiv zusätzlich unruhig und unansehnlich machen. Der blaue Himmel wirkt mau und unnatürlich, das Leuchten des rötlichen Herbstlaubs am Boden wird nicht sichtbar und bleibt im Bild eine fleckige braungraue Mixtur. 

Wenn man sich Zeit nimmt und mit einer ordentlichen Kamera unterwegs ist, kann man so etwas mit ein wenig mehr Aufwand noch hinbiegen, aber Sie erinnern sich: Ich wollte eigentlich joggen. Darum habe ich mich nicht weiter mit Motiven befasst, die "falsch beleuchtet" und mit dem Smartphone ohnehin unbezwingbar waren. Sie kennen sicher das Zitat von Andreas Feininger, dass es eine Kunst ist, in bestimmten Situationen eben NICHT auf den Auslöser zu drücken.

Lumix FZ1000 II, 50 mm | f5,6 | 1/80 s | ISO 200

Ein paar Tage später war das Laub schon ausgedünnt. Nach einem letzten Farbenglühen in der Morgensonne folgten mehrere Tage mit grauem Hochnebel. Die Fotos aus dem vorhergehenden Blogartikel habe ich an diesen dunklen Tagen gemacht.

Sobald sich die Sonne blicken lässt, gibt es neue interessante Gelegenheiten. Diese Bilder nicht mehr so bunt, jetzt kommt die Phase der Ton-in-Ton-Motive. Strukturen werden deutlicher sichtbar, und die Verläufe von Licht und Schatten sind bei der Gestaltung ebenfalls nützlich.

Lumix FZ1000 II, 200 mm | f4 | 1/250 s | ISO 125
 

Während sich das Herbstlaub am Boden allmählich zersetzt, entwickeln sich dort verschiedene Brauntöne bis hin zum Schwarz. Braun ist eigentlich keine Farbe und für ein Fotoprojekt sehr gewagt. Nennen wir es also "erdige Naturtöne", das klingt besser.

Skurrile Schnappschuss-Momente gibt es immer. Die Kombination farbloses Motiv + bedeckter Himmel + wenig Licht + Smartphone-Qualität ist ein Garant dafür, dass das Ergebnis keinen Wow-Effekt erzeugt. Naja. Sie kennen meine Leidenschaft für seltsame Szenen. Ich muss da einfach draufhalten. 😏

Smartphone, 28 mm | f1,9 | 1/50s| ISO 64

Bei der Suche nach "anderen Farbtupfern" wird man auch im November fündig. Es gibt eine ganze Reihe von Herbstblumen, die so spät im Jahr noch blühen. Die meisten davon befinden sich allerdings in Gärten oder Blumenkästen - ein natürliches Objekt, von Menschen arrangiert. Und so habe ich Mitte November meinen ersten unerwarteten Farbkontrast gefunden.

Smartphone, 28 mm | f1,9 | 1/160s | ISO 40 (Bildausschnitt)

Die Projektaufgabe, die ich mir gestellt habe, dreht sich vorrangig um Farben in der Natur. Wie bei meinem Projekt zu den Grüntönen will ich auch diesmal den "Farbverlauf" über einen längeren Zeitraum beobachten und fotografisch dokumentieren. Ist es wirklich wahr, dass die Wintermonate in der Natur eher trist und farblos sind? Wenn Sie Lust dazu haben machen Sie Ihre eigenen Beobachtungen und schärfen Sie dabei Ihren fotografischen Blick. 😊

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