Was ist schön?
Schwierige Frage. Es wird einfacher, wenn ich frage: Was finden Sie schön?
Das Foto oben ist wieder so ein Klassiker nach der Drei-Farben-Regel: rot, grün, gelb. Oh. Ist das jetzt gerade ein politisches Bild? Passen die prozentualen Farbanteile zum Wahlergebnis? Sie sehen, man kann überall etwas hinein interpretieren, auch wenn die Sache an sich ganz banal ist: Ich wollte nur ein schönes buntes Herbstmotiv fotografieren. Wenn man eine Bedeutung aus einem Bild herausliest, ist das meist eine freie Interpretation, die von den aktuellen Gegebenheiten, den persönlichen Erfahrungen und/oder dem Kontext beeinflusst wird, in denen man ein Bildmotiv sieht. Im Artikel Humbug hatte ich schon etwas dazu geschrieben. Von meinem "Ampelfarbenmotiv" gibt es noch eine zweite Version.
Das Laub ist so herrlich bunt und wild, aber für ein Foto schon fast zu chaotisch. Das Hinweisschild dient einerseits als Blickfang, andererseits ist es auch eine skurrile Szene: Der Hinweis ist so überwuchert, dass man ihn schon als Fußgänger kaum lesen kann. Wie soll es da den Autofahrern gehen? In meiner Umgebung sind diese bunten Blätter die ersten deutlich sichtbaren Vorboten, dass wir bald mehr von solchen Herbstmotiven sehen werden. Zum Fotografieren sind sie immer wieder schön, aber auch eine Herausforderung, weil man gestalterisch Ordnung ins wild wuchernde Blattchaos bringen sollte, damit das Motiv gut wirkt: #Linienführung #Farbgestaltung #Bildausschnitt #Fokuspunkt #Schärfentiefe
Beim nächsten Motiv habe ich eine Bedeutung im Bild gesehen, die Sie nur nachvollziehen können, wenn ich den Kontext erkläre, und der ist sehr persönlich.
Zunächst vorneweg die Fakten: Das Plakat am Internetkasten der Telekom wirbt für die STROKE Art Fair in München, einer #Kunstausstellung, die vom 7.-10. Oktober 2021 auf der Praterinsel stattfindet. Den Link zur Veranstaltung finden Sie am Ende des Artikels.
Es war der eindringliche Blick der virtuellen Figur, der mich stehenbleiben ließ. Eigentlich wollte ich weiter zum Garten links, weil es dort immer schöne Motive gibt, die auch sehr dekorativ sind. Dieses bewusst zweigeteilte Motiv werden Sie wahrscheinlich nicht so schön finden, vielleicht interessant oder ungewöhnlich. Das seltsame Porträt ist definitiv der Hingucker in meinem Foto. In der Pressemitteilung der STROKE Art Fair heißt es dazu: "Angeschlagen und mit einem blauen Auge, aber erfüllt von Tatendrang und Leidenschaft für die Kunst." Diesen Text kannte ich noch nicht, als ich das Foto aufnahm, aber irgendwie fühle ich mich mit dieser Figur verbunden. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, erkenne ich im Blick entfernte Ähnlichkeiten mit mir selbst, auch wenn die dunklen Augenringe fehlen. 😉 Vor ein paar Tagen hatte ich unweit dieser Location die Feder eines Wanderfalken gefunden und mir überlegt, ob ich sie hinter's Ohr klemmen soll. 😂
Stroke ist Englisch und bedeutet unter anderem "Schlaganfall". Genau heute vor einem Jahr hatte meine Mutter ihren Stroke, der unsere Leben von Grund auf verändert hat, siehe der Artikel Neue Normalität. Und dann glotzt mich dieses Plakat heute früh an...
Wir sehen immer das, worauf wir gerade "eingestimmt" sind. Wenn Sie ein Auto eines bestimmten Herstellers kaufen wollen, werden Sie im Straßenbild auf einmal nur noch Autos dieses Typs entdecken. Das ist ganz normal und überhaupt nicht übernatürlich. Deshalb können Sie sich auch auf die Suche nach schönen Motiven einstimmen. Je genauer Sie wissen, was diese Schönheit für Sie ausmacht, desto schneller und desto mehr werden Sie entdecken.
Auch ohne den persönlichen Zusammenhang hätte ich das Motiv wahrscheinlich fotografiert. Ich finde Werbeplakate generell zeitgeschichtlich interessant, weil sie etwas über unsere Kultur und unsere Lebenswelten erzählen. Anstatt die Plakate nur abzufotografieren, versuche ich sie in den Umgebungskontext einzubauen, und in Richtung #Streetfotografie zu gestalten, gerne auch mit Passanten, die daran vorbei laufen oder fahren.
Mit dem nicht so schönen Motiv kommt für Sie heute wenigstens ein Veranstaltungstipp heraus. Auf der STROKE Art Fair gelten die 3G-Regeln, Hunde dürfen an der Leine mit in die Ausstellung. Ungeimpfte und nicht Getestete müssen draußen bleiben. Ob man sie aus Sicherheitsgründen anleinen muss, steht nicht dabei. Aber vielleicht erwärmen Sie sich sowieso nicht für moderne Kunst. Gehen Sie stattdessen mit Ihrer Kamera Gassi. Im Freien kann man immer schöne Sachen sehen, und gut Abstand halten.
Gestern schien noch die Sonne, da war ich mit meiner Lumix in den Isarauen, und habe wieder einen #Sonnenstern fotografiert. Inzwischen habe ich schon eine ganze Sammlung von Sonnenstern-Fotos. Damit es nicht langweilig wird, suche ich nach erweiterten Gestaltungsoptionen für diese Technik.
Konkret bedeutet das: Ich suche nach interessanten Szenen, in die sich der Sonnenstern als Ergänzung einbauen lässt. Er ist also nicht mehr das alleinige Hauptmotiv. Der helle Durchgang zwischen den dunklen Bäumen, der wie ein Tor aussieht, hätte auch ohne die Sonne als Motiv funktioniert.
Momentan ist die Beleuchtung bei Sonnenschein wieder richtig krass, es gibt knallharte Kontraste, extreme Spitzlichter und tiefe Schatten. Wenn es trüb und bedeckt bleibt, müssen Sie mit dem Stativ fotografieren, oder den ISO-Wert ausreizen. Da draußen warten also viele Situationen und Motive zum Üben und Experimentieren. Machen Sie etwas Schönes oder Interessantes daraus. Wenn die Bilder für Sie persönlich wertvoll sind, spielt es keine Rolle, ob sie schön sind. Wenn beides zutrifft: umso besser.
- STROKE Art Fair München (Homepage, Pressemitteilung)
Falls Sie die Artikel noch nicht kennen: Hier finden Sie die Querverweise oder auch das passende Hintergrundwissen für Ihren herbstlichen Fotospaziergang.
- Herbstfotos und das Sonnenschein-Klischee
- Spotlicht an
- Sonnensterne fotografieren
- Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Humbug
- Hintergrundinfo: Neue Normalität
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