25 mm | f11 | 1/60 s | ISO 1000 | Lumix FZ1000ii |
Kommt bei Ihnen manchmal der Impuls, dass Sie Ihr Fotomotiv mit dem Smartphone nicht so erwischen oder nicht so abbilden können, wie Sie es
sich vorgestellt haben? In welchen Situationen kommt Ihnen dieser Gedanke am häufigsten?
Unterwegs greife ich erst mal zum Smartie, auch wenn ich eine andere Kamera dabei habe. Es geht einfach schneller, und für die meisten Motive reicht's . Aber dann gibt es
- weit entfernte Motive, für die ich ein gutes Zoom / eine lange Brennweite bräuchte,
- bewegte Motive, bei denen ich Fokus und Belichtungszeit exakt steuern will, oder
- Motive mit Sonnenstern, den ich mit vielen, und möglichst langen Strahlen im Motiv haben möchte.
Als ich an den abgesägten Baumstumpf kam, hatte ich schon einige Handymotive gesammelt, und auch hier mit dem Handy drei Versuche unternommen. Der Sonnenstern blieb ein heller Fleck, selbst im Pro-Modus. Hier kam also der Impuls „Lumix auspacken“, damit ich im Modus A mit f11 einen schönen Stern ins Bild bekomme.
Wichtige Motive
Diese Esche ist eines meiner fotografischen Langzeitprojekte. Vor ein paar Jahren war sie im Sturm abgebrochen, danach hatte man sie fachgerecht zerkleinert, und der Weg war eine ganze Woche lang komplett gesperrt. Anfangs sah es dort schrecklich aus, aber mittlerweile wuchert alles wieder zu.
Auch wenn der obere Teil der alten Esche gefallen ist, lebt ihr Wurzelwerk unter der Erde weiter. Rund um gefällte Bäume kann man oft neue Triebe sehen, sofern der Wurzelstock nicht mit entfernt wurde. Insofern stehen dieser Baumstumpf und sein Drumherum sinnbildlich für die Kraft der Natur, die sich trotz aller Einschläge und Einschnitte immer wieder erneuert. Das war es, was ich im Foto zeigen wollte, und der Sonnenstern kam als zweites wichtiges Bildelement hinzu. Das zugewucherte Umfeld sollte natürlich auch noch zu sehen sein, und alles in einer möglichst kompakten Komposition.
Wohin mit dem Sonnenstern?
Jede kleine Veränderung der Kameraposition verändert das Aussehen des Sonnensterns: mal wird er größer oder kleiner, oder es entstehen mehr oder weniger (störende) Lichtbrechungen im Objektiv. Weil das Licht nur an wenigen Stellen durchs Grün dringt, kann man sich leider nicht beliebig nach rechts oder links bewegen, oder für eine Froschperspektive auf den Boden werfen, sonst ist der Sonnenstern ganz weg. Die Bildgestaltung wird in solchen Situationen zur Millimeterarbeit, und ich finde es meist sinnvoll, mehrere Aufnahmen zum machen. Klar, man könnte den Effekt auch per Bildbearbeitung oder mit einer KI einfügen. 😆
Ich mag es authentisch, denn meine Fotos sind meine ganz persönlichen Erinnerungen. Sie dienen nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern auch als Gedächnisstützen, die mir in zehn oder zwanzig Jahren noch vermitteln sollen, was ich gesehen habe. Hier stand die Sonne schon fast zu hoch, und somit relativ weit entfernt vom Hauptmotiv Baumstumpf. Die Frage war: Wie bringe ich die beiden Bildelemente perspektivisch möglichst nahe zusammen, und welches Format ist besser für die Bildidee?
Seitenverhältnisse: Hoch-, Querf- oder Quadratformat?
Die Lumix macht Fotos im 3:2-Format, das Smartphone liefert 4:3, also ein etwas anderes Seitenverhältnis. Das "klassische" Format bietet mehr Platz, was hier ursprünglich von Vorteil war. Im etwas längeren Bildrahmen kann man unten mehr von den Baumwurzeln zeigen, und der Sonnenstern oben ist nicht so an den Rand gequetscht. Für meine Blogs habe ich mich aber auf das 4:3-Format entschieden, weil es im Layout weniger Probleme verursacht. Also sehen Sie hier die "reduzierte" Version.
25 mm | f11 | 1/60 s | ISO 640 | Lumix FZ1000ii |
In vielen Vorschauen von Social Media Galerien werden Bilder, egal in welchem Seitenverhältnis sie hochgeladen werden, auf ein Quadrat reduziert. Wenn Sie Ihr Hauptmotiv nicht in die Bildmitte gesetzt haben, sind oben und unten oft "bildwesentliche Teile" des Motivs abgeschnitten, und das sieht in einer Galerie nicht besonders gut aus. Es ist dann oft besser, selber zu entscheiden, wo man das Quadrat hinsetzt.
wie oben, 1:1-Format |
Bei diesem Motiv verändern sich dadurch noch einmal die visuellen Proportionen: der Baumstumpf und die Sonne wirken größer, und das überwuchernde Grün ist etwas reduziert. Beim Zuschnitt wird allerdings auch der blauviolette Fleck über dem Baumstumpf deutlicher sichtbar.
Diese und andere Lichtreflexionen hatte ich während der Aufnahme gesehen, hätte sie auch bewusst ins Bild eingebaut, aber es waren nicht genug, weil es die Lichtsituation diesmal nicht hergab. Ein Fleck ist zu wenig, also eher störend. Um hier ein Bild ganz ohne Farbflecken zu machen, hätte ich noch mehr Zeit investieren müssen. Irgendwann reicht's dann auch, weil es ja kein "Fotospaziergang" ist, sondern "Bilder im Vorbeigehen".
Sobald ich unterwegs vom Handy auf die große Kamera umgestiegen bin, stecke ich sie meistens nicht zurück in den Rucksack. Dann bleibt sie in der Hand, bis ich im Mutterhome ankomme. Das ist von Vorteil für viele der nachfolgenden Motive. Mehr Möglichkeiten mit der Kamera zu haben bedeutet auch, dass ich mehr (und andere, weiter entfernte) Motive entdecke. An diesem Tag hat sich die Farbe Grün in den Vordergrund gedrängt, die ganze Bildserie finden Sie im betrachtenswert-Blog: Es grünt so grün.
Das wiederum knüpft an eine Fotoserie an, die ich hier vor drei Jahren schon einmal vorgestellt hatte: "Sommergrün" 2020: Beobachtungsgabe, Auf der grünen Wiese, Baumgrün, Wiesengrün, Grünstudien und Farbstich.
Heute früh hatte ich nur das Smartphone dabei, bin aber extra nochmal vom Fahrrad abgestiegen, um eine neue Version des schon hundertfach fotografierten "Ententeichs" einzufangen. Die Welt sieht jeden Tag anders aus, wenn man sich die Zeit nimmt, hinzuschauen. 😊
25 mm | f2,2 | 1/250 s | ISO 50 | Smartphone |
Im betrachtenswert-Blog finden Sie wie immer weitere Bilder und Beiträge: Der Blumenknips war das erste Anzeichen dafür, dass sich bei mir ein Sommerblues entwickelt, aber immerhin hat mich beides daran erinnert, nach vorne zu schauen. Ich mache also gerade eine Fototherapie mit mir selbst.
Der zurückliegende Juni war ein wunderbarer Rosenmonat, und wenn ich kein Grünzeug fotografiere, finde ich irgendwelches Zeugs, das aus mir ein Foto-Spielkind werden lässt.
Besuche beim Zahnarzt oder andere Termine nutze ich zudem gerne, um mich ein bisschen mit den Besonderheiten der jeweiligen Stadtviertel und deren Geschichte zu beschäftigen.
- Architektur in der Messestadt West, dem ehemaligen Flughafen München Riem - Messe Stadt
- Die (ehemalige) Amerikanische Siedlung - Pyramedial (AFN), Raumgreifend
Hier im Blog: Langzeitprojekte - Willkommen auf der Baustelle
Vielleicht haben Sie auch mal Lust, sich selbst eine Foto-Aufgabe zu stellen, der Sie sporadisch immer wieder nachgehen können, egal mit welcher Kamera. 😊
Mehr zum Thema #Sonnenstern
Hallo Frau Esen, es ist noch nicht so lange her, daß ich Ihre Seite entdeckt habe. Und nun stöbere ich gerne darin/darauf. Ihre Fotos sind oft interessant, auch die dazu geäußerten Gedanken, bei denen ich vielfach zustimme. Nicht so allerdings bei Ihren Fotos mit Handys/Smartphones. Ich möchte hier nicht über die BQ sprechen, dazu gibt es genügend Testberichte. Was oft außer Betracht bleibt und für mich wesentlich beim Fotografieren ist: Es sollte Spaß/Freude machen. Und diese Freude stellt sich, zumindest bei mir, beim Handyfotografieren nie ein. Ich kenne andere Fotografen, denen es ebenso geht. Wie sehen sie das?
AntwortenLöschenGruß und danke für Ihre Internetpräsenz
Dietmar Carl
Hallo Herr Carl, vielen Dank für Ihren Kommentar! Das Fotografieren mit dem Handy macht auch mir weniger Spaß. Der Wechsel zur Smartphonefotografie ist purer Pragmatismus, und den Unterschied merke ich jedes Mal, wenn ich ausnahmsweise eine andere Kamera mitnehmen kann. Das war viel zu selten, in den letzten beiden Jahren, und das muss und wird sich auch wieder ändern. Ihre Anmerkung hat mich gerade wieder motiviert 1.) nach mehr Gelegenheiten zu suchen, wo ich mal wieder "richtig" fotografieren kann, und 2.) etwas ausführlicher in einem neuen Artikel über die Unterschiede zu berichten. :-)
AntwortenLöschenHerzliche Grüße,
Jacqueline Esen