Mittwoch, 29. Dezember 2021

Das Fotojahr 2021

August 2021 - Smartphone + Analog Effex
28 mm | f1,9| 1/17 s | ISO 160

 

Wenn ich mich an 2021 zurück erinnere, gibt es nur einige wenige Momente, die aus dem gefühlten Einheitsgrau herausragen. Es gab wenig Sonne, es war kalt, die Tage erschienen mir überwiegend düster. Um zu überprüfen, ob meine subjektive Erinnerung mit der fotografierten Realität übereinstimmt, habe ich meinen Lightroom-Katalog durchgeblättert. Tatsächlich gibt es bei  mir nur wenige Motive mit Sonnenschein. Die Bilder 2021 sind entweder bei trübem Wetter aufgenommen, oder extrem kontrastreich. Trotzdem habe ich für meinen Jahresrückblick ein paar Perlen gefunden.

Es gibt kein schlechtes Wetter, 

so lautet ein alter Spruch unter Menschen, die gerne wandern gehen. Das trifft prinzipiell auch fürs Fotografieren zu, aber ich gebe zu: Im zurückliegenden Jahr hätte ich gerne etwas öfter "besseres Wetter" gehabt. Es hebt einfach die Laune, wenn es draußen wärmer und "lichtvoller" ist.

Der Januar war schneereich, ich hatte noch etwas mehr Zeit. Vielleicht erinnern Sie sich an den Artikel "Wider die Langeweile". Was kann man jetzt fotografieren? Dieses Thema hat mich das ganze Jahr über begleitet.

Smartphone
28 mm | 1/180 s | f1,9 | ISO 40

 

Der Februar war trist. Meine "neue Normalität" hatte begonnen, und sie dauert bis heute an. Fotografieren war meine Stragie, um gegen den Alltagsblues vorzugehen. Naturmotive sind in den Wintermonaten eher matschig und braungrau, also nicht besonders attraktiv. Manchmal gibt es auch in der Natur grafisch interessante oder minimalistische Objekte, die sich fotografisch lohnen. In den "farblosen" Monaten beschäftige ich mich generell eher mit Architektur- und Streetmotiven. Die passen immer gut zu meinem Dauerprojekt "Über das Menschsein".

 

Februar 2021, Lumix FZ1000ii
60 mm | f3,4 | 1/640 s | ISO 125

 

Beim Parkbank-Motiv habe ich in der Bearbeitung ordentlich nachgeholfen, um das eher ungünstige harte Frühlingslicht im März grafisch wirkungsvoller zu machen: Low Key. Licht & Schatten ist nicht nur ein fotografisches, sondern auch ein symbolisches Thema: In Ketten tanzen.

März 2021 - Smartphone
28 mm | f1,9| 1/1300 s | ISO 40

 

Jeder Sonnenstrahl war mir in diesem Jahr willkommen, ein tiefblauer Himmel blieb 2021 aber eher die Ausnahme. Anfang April kamen die ersten Blüten - und gleich danach der Schnee. Ich stellte fest, dass ich vergessen hatte, wie man eine Kamera einstellt: Vergissmeinnicht.

April 2021, Lumix FZ1000ii
135 mm | f4 | 1/1000 s | ISO 125

 

Nach meinem Artikel bekam ich tröstende Post, wir verabredeten uns zum Fotospaziergang, und ich wurde mit Kaffee & Kuchen wieder hochgepäppelt: Lichtblicke. Es war Ende Mai, und beim Fotospaziergang trugen wir unsere Winterjacken. Die Sonne schien, der Wind war bitterkalt - menschliche Wärme ist durch nichts zu ersetzen. 

 

Mai 2021, Lumix FZ1000ii
28 mm | f2,8 | 1/1000 s | ISO 125
 

Dramatische farbenfrohe Sonnenuntergänge? Auch die waren 2021 Mangelware. Das mag am deutlich reduzierten Flugverkehr liegen. Je stärker die Luftverschmutzung, desto bunter die Bilder - heißt es. Aber man braucht natürlich auch die Sonne als Mitspieler.  Dieses Bild aus dem Juni ist mein Lieblingsfoto des Jahres. 


Juni 2021 - Smartphone
28 mm | f1,9| 1/240 s | ISO 40

 

Im Juli hat es dann schon wieder mächtig geregnet - Hochwasser in Rheinland-Pfalz und NRW, als wäre der ganze andere Mist nicht schon genug. Wenn ich für 2021 ein passendes Wort finden sollte, dann wäre es "traumatisch". Es gibt in meinem Archiv ein Bild, das bestens dazu passt, aber ich erspare Ihnen den Anblick. Für den Jahresrückblick nehme ich lieber das schöne Foto aus der Rubrik "Heile Welt". Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, liegt stets "Im Auge des Betrachters".
 

Juli 2021 - Smartphone
28 mm | f1,9 | 1/340 s | ISO 40

 

An einem Tag Ende August habe ich morgens um halb neun eine Bildserie von Laternen fotografiert. Es war so düster, dass sie noch brannten - und mir das Gefühl vermittelten, als sei schon November. R2D2 lässt grüßen. An den sonnigeren Tagen habe ich mich etwas intensiver mit der Distel beschäftigt.

August 2021, Lumix FZ1000ii
85 mm | f4 | 1/80s | ISO 160

 

Beim zweiten Isarhochwasser im September staunte ich nicht schlecht, dass sich ein Surfer in die Fluten an der Brudermühlbrücke wagte. Die wagemutigen Wassersportler:innen sieht man sonst nur am Eisbach in Schwabing, oder viel weiter oben an der Floßlände im Stadtteil Thalkirchen. Hier im Blog habe ich im Wahlmonat ein paar "schöne Motive" vorgestellt. Der Blick ins Archiv zeigt: Im September gab es deutlich mehr Sonnentage als in den Monaten davor.

September 2021 - Lumix FZ1000ii
380 mm | f4 | 1/1600 s | ISO125

 

Der Oktober war kühl und wettermäßig durchwachsen - aber zum Ende hin wurde er doch noch golden. Ich bekam die Zusage für das Förderstipendium, das es mir erlaubt, als Autorin Neue Wege einzuschlagen. Im weitestgehend gleichförmigen Alltag ist die Entscheidung, welche Wegstrecke ich morgens nehme, eine meiner kreativsten Aufgaben. Sie ist stets eingebettet in die organisatorischen Rahmenbedingungen: Muss ich unterwegs noch einkaufen, und wenn ja wieviel? Lumix oder Handy?

Alte Fotoclubfreunde luden zum herbstlichen Fotospaziergang in den Alten Südfriedhof. Wir hatten uns im Juni nach über zwei Jahren Pause zum ersten Mal wieder getroffen, und hatten noch mehr Pläne, aber dann kam wieder eine Welle mit neuen Regeln daher. Das nachfolgende Foto stammt aus den Isarauen, meinem am häufigsten besuchten Fotorevier. Sie glauben gar nicht wie froh ich bin, dass ich so "naturnah" wohne, und gleichzeitig eine große Bandbreite an urbanen Fotomotiven finden kann - Sie wissen schon, die Sache mit dem "Menschsein". 😉 Alles auf Distanz mit langer Brennweite.

Oktober 2021 - Lumix FZ1000ii
28 mm | f2,8 | 1/200 s | ISO125 | +1

 

Nach der Zeitumstellung kommt der November, und das ist doppelt hart. Ab September ist es abends sowieso schon dunkel, wenn ich mich auf den Heimweg mache, aber ab November wird es morgens auch noch später hell. Bei Sonnenschein steigt meine Laune, und ich packe sofort die Lumix ein:  Meditative Fotografie. Wenn es zum ersten Mal geschneit hat, halte ich das für meine private Wetter-Chronik fest. Als ich auf dem Weg zur Bäckerei auf das nassgeregnete Dornröschen traf, war der Schnee schon wieder weg.

November 2021 - Smartphone
28 mm | f1,9 | 1/30 s | ISO 125

 

Der Dezember ist noch nicht ganz vorbei, aber mein Foto des Monats ist bereits im Kasten. Im Oktober hatte ich geschrieben: Ich suche nach interessanten Szenen, in die sich der Sonnenstern als Ergänzung einbauen lässt. Er ist also nicht mehr das alleinige Hauptmotiv. Sie fragen sich jetzt sicher: Wie macht man das? Naja, Fotograf:innen haben stets Räucherstäbchen dabei, die sie im Gegenlicht anzünden können. Und eine Flex, um störende Elemente aus dem Motiv wegzusägen. Dazu eine Packung Haselnüsse für die Eichhörnchen, Brot für die Krähen, Kuchen und Wein für die alte Mutter ... Was glauben Sie, wieso ich immer einen so großen Rucksack mit mir herum trage? 😁

Dezember 2021 - Lumix FZ1000ii
28 mm | f11 | 1/500 s | ISO 125

 

2021 geht, 2022 kommt. Ich versuche auf alles vorbereitet zu sein, bei unvorhergesehenen Ereignissen wird improvisiert. Vielleicht ist der große Geist, der allen Dingen innewohnt, gnädig, und schenkt uns freudige Überraschungen, von denen wir nicht zu träumen gewagt hätten. Bei mir hat das 2021 schon mal geklappt, also halte ich auch 2022 die Kamera und die Tastatur bereit. Kommen Sie gut rüber, und bleiben Sie guter Dinge.

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