Donnerstag, 16. April 2020

LeserInnenpost (2): Fingerzeig


Nachdem ich am 1. April mein Motiv mit dem rosa Gummihandschuh veröffentlicht hatte, erhielt ich von Heide dieses Motiv - klasse! Sie schreibt dazu: "Schau mal, was auch mir in den Sinn kam als ich im Februar bei Regen und Sturm am  Lister Hafen spazieren gegangen bin!"

Das waren noch Zeiten. List, Hafen - Urlaub. Die BILD-Zeitung hatte schon verkündet, dass "Ostern (wie wir es kennen) ausfallen würde". Manch einer mag sich darüber gefreut haben - endlich ein guter Grund, die nervigen Verwandten nicht besuchen zu  müssen. 😉 Heute lautet die Schlagzeile: 
"Der Sommer (wie wir ihn kennen) fällt aus". Menno! Was wird aus dem Biergarten, dem Sommerurlaub, dem Fototreff? Geduld, Disziplin... schaden nie. Dazu empfehlt die Fotonanny eine Portion "meditative Innenschau" plus Kreativität als Sahnehäubchen obendrauf. In dieser Hinsicht ist der Ausnahmezustand ein Turboeffekt. Wenn nichts mehr so ist oder bleibt, wie es war, dann könnten auch unsere Fotos so werden, wie sie noch nie waren. Überraschen Sie sich selbst.
  • Entdecken Sie das Alltägliche, auch wenn es Ihnen scheinbar schon "zu den Ohren rauskommt". 
  • Reduzieren Sie Ihre Fotos aufs Wesentliche. 
  • Fotografieren Sie Ihren Unmut, Ihre Sprachlosigkeit, entdecken Sie aber auch das Skurrile und das Komische. 
  • Finden Sie Symbole für Ihre inneren "Zustände". Vielleicht entdecken Sie dabei auch, dass sich auf der Gefühlsebene alles ständig verändert. Jetzt sind Sie vielleicht irritiert, im nächsten Moment freuen Sie sich an den prächtigen rosaroten Blüten vor Ihrem Fenster. Beurteilen Sie es nicht, beobachten Sie es einfach nur. Diesen Vorgang bezeichnet man als "Achtsamkeit" - und die können Sie auch beim Fotografieren gut brauchen. Achtsamkeit schärft Ihre Wahrnehmung.

"Ein erhobener Zeigefinger bei Nichteinhaltung des erforderlichen Abstandes beim Einkaufen in der momentanen Coronasituation", schreibt Heide zu ihrem Motiv. Ab heute wird uns empfohlen, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen. Hätten Sie sich das im Januar vorstellen können? Mir drängt sich da eine ganz andere Frage auf: Gilt jetzt eigentlich noch das Persönlichkeitsrecht, wenn man vermummte Menschen auf der Straße fotografiert? Sie sind ja nicht mehr als Individuen zu erkennen. 😏

Beobachten Sie die faszinierende Welt der Mundschutzmaskenmode, um Ihren Enkeln später von dieser irrwitzigen Zeit authentisch berichten zu können. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie wir in fünf oder zehn Jahren auf diese Ära zurückschauen werden, und was Historiker später dazu sagen. Der Begriff  Zeitenwende fällt jetzt schon. Wir sind mittendrin, nicht mehr als Urlauber, Touristen oder Reisefotografen, sondern als "Reporter unseres Alltags". Opa, Oma - was hast Du 2020 gemacht? Wenn das nicht spannend ist...!

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